ISBN | 3608915001 | |
Herausgeber | Reinhart Koselleck , Otto Brunner , Werner Conze | |
Verlag | Klett-Cotta | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 9090 | |
Erscheinungsjahr | 2004 | |
Extras | - |
Woher stammt der Begriff „Utopie“? Wie hat sich die Tätigkeit des Verwaltens von der Antike aus betrachtet bis heute verändert? Warum ist der Ausdruck „Stand“ zum Anachronismus avanciert? In welchen Bereichen fanden die vorrevolutionären Anwendungsweisen des „terror“ statt?
Wer nach einer Antwort auf derlei Fragen sucht, findet diese in dem Nachschlagewerk "Geschichtliche Grundbegriffe", das aufgrund des großen Erfolgs der Erstauflage, die 1972 mit dem ersten Band startete, 2004 in einer Studienausgabe erschienen ist. Das Lexikon besteht aus sieben Bänden sowie zwei Registerbänden und umfasst rund 130 historische Grundbegriffe.
Es beinhaltet nicht das gesamte politische und soziale Vokabular der aktuellen Gegenwart, sondern Leitbegriffe, deren Bedeutungsgeschichte sich renommierte Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche angenommen haben.
Das Lexikon behandelt forschungsintensiv den Zeitraum von 1700 bis zu unserer Gegenwart. Der Schwerpunkt liegt folglich auf der neuzeitlichen Begrifflichkeit, wobei den Verschiebungen „moderner“ und „alter“ Wortbedeutungen nachgegangen wird. Die Auswahl der Termini beschränkt sich auf Ausdrücke des deutschen Sprachraums, die einen sozialen Umwandlungsprozess im Gefolge der politischen und industriellen Revolution erfassen. Neben zentralen Verfassungsberichten umfasst das Nachschlagewerk Schlüsselworte der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisation, Selbstbenennungen entsprechender Wissenschaften, Bezeichnungen dominierender Berufsgruppen wie sozialer Schichtung und Leitbegriffe politischer Bewegungen. Darunter finden sich etwa die Lemmata „Aristokratie“, „Anarchie“, „Arbeit“, „Bildung“, „Demokratie“, Diktatur“, „Familie“, „Feudalismus“, „Gewaltenteilung“, „Ideologie“, „Krieg“, „Öffentlichkeit“, „Partei“, „Politik“, „Polizei“, „Stand/Klasse“, „Terrorismus“, „Toleranz“, „Unternehmer“, „Verein“, Verfassung“, „Volk“, „Wirtschaft“ oder „Zivilisation“. Die Stichworte sind in alphabetischer Reihenfolge angeordnet. Die Länge der Artikel variiert zwischen 20 und 60 Seiten.
Alle Artikel sind grob in drei Teile gegliedert. In einem Vorspann werden Wort- und Bedeutungsgeschichte an die Frühe Neuzeit herangeführt. Hier setzen sich die Autoren etwa mit der Antike (u.a. aristotelischer oder klassisch-römischer Begriff), kirchlicher Tradition, Humanismus, Wort- und Sachgeschichte auseinander. Der Hauptteil thematisiert die Entfaltung der neuzeitlichen Begrifflichkeit, für deren Darstellung die zeitliche Abfolge von Dauer, Wandel sowie Neuheit verbindlich ist. In einem Ausblick wird schließlich der gegenwärtige Sprachgebrauch erläutert. Gliederung und Entwicklung dieser drei Einheiten sind je nach Begriff unterschiedlich gestaltet. Zu Beginn jedes Artikels befindet sich ein Inhaltsverzeichnis, das die Gliederung wiedergibt und so einen gezielten Überblick ermöglicht. Abgeschlossen werden die Beiträge durch ein Literaturverzeichnis.
Die „Geschichtlichen Grundbegriffe“ sind interdisziplinär angelegt. Nicht nur für Studierende der Geschichte, sondern auch für diejenigen anderer Fachrichtungen wie etwa der Philosophie, Sozialwissenschaft, Philologie, Rechtswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre und Religionswissenschaft, die täglich mit Leitbegriffen wie „Grundrechte“, „Mittelstand“, „Presse“, „Gesetz“, „Eigentum“ oder „Nihilismus“ konfrontiert werden, ist es unerlässlich.
Leider kann das Werk aufgrund des hohen Preises nicht in jeder Hausbücherei stehen, aber in Universitäts- und Institutsbibliotheken darf das beispiellose Standardwerk auf keinen Fall fehlen.
Einziger Kritikpunkt stellt die wenig belastbare Aufmachung des Lexikons dar. Die Softcover der rund 1000 seitigen Bände sind schnell abgenutzt, der dünne Schuber weist bald Gebrauchsspuren auf.
geschrieben am 25.04.2011 | 443 Wörter | 3490 Zeichen
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