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Herman Bang


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Herman Bang Der dänische Schriftsteller und Dandy Herman Bang wird am 26. Januar 1912 im Schlafwagenabteil des Pacific Express von San Franzisco nach Ceylon aufgefunden – bewusstlos und linksseitig gelähmt. Er hatte einen Schlaganfall erlitten und stirbt drei Tage später im Krankenhaus in Utah. Das Ende eines getrieben Lebens. Herman Bang war vielleicht DER dänische Dandy. 1857 in einem kleinen Ort auf der Insel Alsen im südlichsten Jütland geboren, war er quasi ein geborener Dandy, wie Otto Mann über Oscar Wilde geschrieben hat. Emblematisch ist die Visitenkarte des jungen Herman bang, auf der in geschwungener Schrift in großen Lettern nichts anderes stand als Herman de Bang. Lothar Müller bringt uns in seiner gelungenen Bild-Biographie nun diesen sensiblen, getriebenen Homosexuellen näher. Zum hundertsten Todestag bekommt der Leser im doppelten Wortsinn ein Bild davon, wie dieser hochbegabte Autor ein Leben lang versuchte, von seinem Schreiben leben zu können, wie er journalistisch begann, ihn die Liebe zum Theater packte, wie er seine autobiographischen Erfahrungen in seine großen Romane webte. Erstaunlich sind die Parallelen zu anderen Dandys: Das frühe Auf-sich-Gesteltsein des Heranwachsenden durch den frühen Tod der Eltern. Herman Bang wuchs dann bei seinem vermögenden Großvater auf. Weiter typisch für eine Dandy-Biographie ist der plötzliche Verlust der finanziellen Geborgenheit durch den Tod des Großvaters. Der aufwendige, mondäne Lebensstil war mit einem Schlag zu ende. Für Bang war es die Motivation, als Journalist und Autor Fuß zu fassen. Der junge Lebemann ging zum Studium nach Kopenhagen. Doch wäre Bang kein Dandy gewesen, hätte er sich nicht für das urbane Metropolen-Leben mehr interessiert als für die Universität. Vergleichbar den literarisch-feuilletonistischen Stücken über verschiedenste Stoffe von Adolf Loos oder Tom Wolfe, wurde auch Bang bekannt durch seine »Mosaik«en. Es waren launische Skizzen über Themen wie ein Puppenkaufhaus, ein Modebasar oder die Rituale der Totenbestattung. Durch diese moderne Form des Journalismus, wie später durch seine Romane, schloss Bang Kopenhagen an die europäischen Kulturmetropolen Paris, London und Berlin an. In seinem Erstlingsroman Hoffnungslose Geschlechter beschreibt Bang den mondänen Autoren Bernhard Hoff, eines von zwei alter egos: »Herr Hoff war in Mode. Er war plötzlich aufgetaucht, und mit einem Mal begegnete man dem Namen ‚Bernhard Hoff‘ überall, auf Theaterplakaten, auf Büchern, in allen Zeitungen. Auch im Leben traf man ihn allenthalben und konnte ihn nicht übersehen. Überall fiel einem diese schmächtige Figur mit dem bleichen, grauen Antlitz auf: auf der Straße, an der Langelinje, in den Theatern. Meistens fuhr er, saß lässig hingegossen in einer Droschke, manchmal allein, zusammengefallen und in eine Ecke gedrückt. Dann sah er aus wie der Tod von Lübeck, als wolle er in seinem polnischen Pelz verschwinden (…)« Und tatsächlich musste Bang in seinem Leben so manches Mal verschwinden. Wegen seiner Homosexualität ist er wohl erpresst worden, wofür einige Indizien sprechen, allen voran Schilderungen in seinen Romanen. Sein Aufenthalt 1885 in Berlin war nur von kurzer Dauer: Die deutschen Behörden hat erfahren von einem Artikel Bangs in einer norwegischen Zeitung, in dem er den deutschen Kaiser als »zitternden Greis « bezeichnet hatte. Ähnlich erging es ihm dann anschließend in Sachsen, wohin er weiter geflohen war. So pendelte dies Leben zwischen der Sucht nach Anerkennung und dem mondänen Leben auf der einen Seite und Flucht, Drogenkonsum und Krankheit auf der anderen. Das in der Reihe Leben in Bildern im Deutschen Kunstverlag erschienene großformatige Buch vermittelt nicht zuletzt wegen der großzügigen Bebilderung einen Einblick in dieses bewegte Leben. Eine schöne Hommage an diesen europäischen Autoren von Rang zu seinem 100. Todestag.

Der dänische Schriftsteller und Dandy Herman Bang wird am 26. Januar 1912 im Schlafwagenabteil des Pacific Express von San Franzisco nach Ceylon aufgefunden – bewusstlos und linksseitig gelähmt. Er hatte einen Schlaganfall erlitten und stirbt drei Tage später im Krankenhaus in Utah.

weitere Rezensionen von Matthias Pierre Lubinsky


Das Ende eines getrieben Lebens. Herman Bang war vielleicht DER dänische Dandy. 1857 in einem kleinen Ort auf der Insel Alsen im südlichsten Jütland geboren, war er quasi ein geborener Dandy, wie Otto Mann über Oscar Wilde geschrieben hat. Emblematisch ist die Visitenkarte des jungen Herman bang, auf der in geschwungener Schrift in großen Lettern nichts anderes stand als Herman de Bang.

Lothar Müller bringt uns in seiner gelungenen Bild-Biographie nun diesen sensiblen, getriebenen Homosexuellen näher. Zum hundertsten Todestag bekommt der Leser im doppelten Wortsinn ein Bild davon, wie dieser hochbegabte Autor ein Leben lang versuchte, von seinem Schreiben leben zu können, wie er journalistisch begann, ihn die Liebe zum Theater packte, wie er seine autobiographischen Erfahrungen in seine großen Romane webte.

Erstaunlich sind die Parallelen zu anderen Dandys: Das frühe Auf-sich-Gesteltsein des Heranwachsenden durch den frühen Tod der Eltern. Herman Bang wuchs dann bei seinem vermögenden Großvater auf. Weiter typisch für eine Dandy-Biographie ist der plötzliche Verlust der finanziellen Geborgenheit durch den Tod des Großvaters. Der aufwendige, mondäne Lebensstil war mit einem Schlag zu ende. Für Bang war es die Motivation, als Journalist und Autor Fuß zu fassen. Der junge Lebemann ging zum Studium nach Kopenhagen.

Doch wäre Bang kein Dandy gewesen, hätte er sich nicht für das urbane Metropolen-Leben mehr interessiert als für die Universität.

Vergleichbar den literarisch-feuilletonistischen Stücken über verschiedenste Stoffe von Adolf Loos oder Tom Wolfe, wurde auch Bang bekannt durch seine »Mosaik«en. Es waren launische Skizzen über Themen wie ein Puppenkaufhaus, ein Modebasar oder die Rituale der Totenbestattung. Durch diese moderne Form des Journalismus, wie später durch seine Romane, schloss Bang Kopenhagen an die europäischen Kulturmetropolen Paris, London und Berlin an.

In seinem Erstlingsroman Hoffnungslose Geschlechter beschreibt Bang den mondänen Autoren Bernhard Hoff, eines von zwei alter egos:

»Herr Hoff war in Mode. Er war plötzlich aufgetaucht, und mit einem Mal begegnete man dem Namen ‚Bernhard Hoff‘ überall, auf Theaterplakaten, auf Büchern, in allen Zeitungen. Auch im Leben traf man ihn allenthalben und konnte ihn nicht übersehen. Überall fiel einem diese schmächtige Figur mit dem bleichen, grauen Antlitz auf: auf der Straße, an der Langelinje, in den Theatern. Meistens fuhr er, saß lässig hingegossen in einer Droschke, manchmal allein, zusammengefallen und in eine Ecke gedrückt. Dann sah er aus wie der Tod von Lübeck, als wolle er in seinem polnischen Pelz verschwinden (…)«

Und tatsächlich musste Bang in seinem Leben so manches Mal verschwinden. Wegen seiner Homosexualität ist er wohl erpresst worden, wofür einige Indizien sprechen, allen voran Schilderungen in seinen Romanen. Sein Aufenthalt 1885 in Berlin war nur von kurzer Dauer: Die deutschen Behörden hat erfahren von einem Artikel Bangs in einer norwegischen Zeitung, in dem er den deutschen Kaiser als »zitternden Greis « bezeichnet hatte. Ähnlich erging es ihm dann anschließend in Sachsen, wohin er weiter geflohen war.

So pendelte dies Leben zwischen der Sucht nach Anerkennung und dem mondänen Leben auf der einen Seite und Flucht, Drogenkonsum und Krankheit auf der anderen.

Das in der Reihe Leben in Bildern im Deutschen Kunstverlag erschienene großformatige Buch vermittelt nicht zuletzt wegen der großzügigen Bebilderung einen Einblick in dieses bewegte Leben. Eine schöne Hommage an diesen europäischen Autoren von Rang zu seinem 100. Todestag.

geschrieben am 25.02.2012 | 571 Wörter | 3359 Zeichen

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