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Frank Miller's Holy Terror


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Rezension von

Frank Drehmel

Frank Miller's Holy Terror Der 1957 in Maryland geborene Zeichner Frank Miller gehört seit seiner bahnbrechenden und wegbereitenden Batman-Interpretation „The Dark Knight Returns“ sowie seit seinem Soloprojekt „Sin City“ zu den bekanntesten – wenn auch nicht unumstrittenen – Repräsentanten des modernen us-amerikanischen Comics. Mit „Holy Terror“ nun liefert Miller, der sich schon in seinem bisherigen Schaffen weniger durch erzählerische Feinfühligkeit und Zurückhaltung, als vielmehr durch aggressiven Machismo und – auch – deologische Schwarzweiß-Malerei auszeichnete, seine ganze eigene Aufarbeitung des amerikanischen Traumas „9/11“, eine Aufarbeitung, bei der nicht mehr als hasserfüllte, anti-islamische – wohlgemerkt nicht „islamistische – Propaganda hinten rauskommt. Die Story selbst lässt sich in wenigen Wort subsumieren: ein feister, grobschlächtiger maskierter Held namens „Der Richter“ – die Physiognomie erinnert nicht ohne Grund an den Batman aus „The Dark Knight Returns“, war die Story doch ursprünglich als Batman-Geschichte konzipiert, konnte von Miller jedoch nicht an DC verkauft werden – verfolgt in Empire City eine dralle Juwelen-Diebin namens Natalie Stack – alias die Katze – und stellt sie. Dem brutalen Kampf der beiden maskulinen Typen folgt eine Art Versöhnungsfick, welcher durch die Detonation einer enormen Splitterbombe unterbrochen wird. Gemeinsam mit seiner Gespielin wir der Richter erst zum Jäger der Drahtzieher des Attentats und dann zum Henker: folternd, metzelnd und mordend bringen sie sämtliche Terroristen zur Strecke. Dass Miller – offensiv – sein Comic als Propaganda verstanden wissen will, scheint vordergründig gleichermaßen eine Distanzierung und eine Entschuldigung zu sein, denn wir alle sollten ja nicht nur wissen, dass Propaganda klare Feindbilder braucht, sondern auch verkürzen muss, um zu funktionieren. Damit stilisiert sich der Autor gewissermaßen zu einem Opfer der Sachzwänge. Das könnte man ihm durchgehen lassen, wenn man Miller ein hehres Ziel, eine im Grundsatz positive Idee abnähme – so wie den Machern der „Golden Age“-Comics, die während des 2. Weltkriegs und der Nachkriegs-Ära vollkommen unverhohlen als Propaganda-Medium gegen die Nazis und gegen den stalinistischen Terror instrumentalisiert worden sind –, doch genau erkennt man bei Miller nicht. Seine Propaganda ist nicht nur dumpf und hasserfüllt, verzichtet bewusst auf jegliche Differenzierung zwischen der Mehrheit der friedlichen Muslime und den Verbrechern der al-Qaida, die er vorgeblich im Auge hat, greift also den Islam als Ganzes an – eindrucksvoll untermauert durch dein vorangestelltes Zitat aus der Koran-Sure 9 Vers 5 sowie eine Widmung an den von einem Islamisten ermordeten Theo van Gogh –, es fehlt in Millers Gedankenwelt an einem positiven Gegenentwurf zur Ideologie des Mordens und Tötens, an einem Wertediskurs. In Millers verquerer Welt steht das unbedingte Recht auf Rache um jeden Preis – und sei es zum Preis der Humanität und des Rechtsstaates, gegen die die Terroristen ins Felde ziehen – als oberstes Prinzip. Ist der Comic schon inhaltlich schwer erträglich, so gilt es in noch größerem Maße für das visuelle anstrengende Artwork. Ganz oder doppelseitige Schwarzweiß-Bilder dominieren das querformatige Layout, das Miller schon in seiner „300“-“Graphic Novel“ bemühte, unterbrochen nur von kleinen Einsprenkeln bzw. Eye-Catchern von Rot oder Pink. Weiße Schlieren überziehen wie Kratzer die detailarmen, an Holz- oder Linolschnitte erinnernden Zeichnungen mit ihrem großen Schwarzanteil, der sie zuweilen wie ein negativ erscheinen lässt. Was in „Sin City“ noch als visuell und grafisch charmantes, originelles Ausdrucksmittel durchgegangen ist, wird hier zur plakativen, künstlerischen Masturbation eines alten Mannes, der inhaltlich nichts zu sagen hat und verzweifelt visuell beeindrucken möchte. Fazit: Inhaltlich dumpfe und anstrengend visualisierte antiislamische Propaganda und Gewaltphantasie eines alternden Comic-Künstlers. Die Bedeutung dieses Machwerks erwächst ausschließlich aus dem Namen seines Urhebers, der einst frischen Wind in das us-amerikanische Superhelden-Comic brachte, der aber offenkundig seine besten Zeiten weit hinter sich gelassen hat.

Der 1957 in Maryland geborene Zeichner Frank Miller gehört seit seiner bahnbrechenden und wegbereitenden Batman-Interpretation „The Dark Knight Returns“ sowie seit seinem Soloprojekt „Sin City“ zu den bekanntesten – wenn auch nicht unumstrittenen – Repräsentanten des modernen us-amerikanischen Comics.

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Mit „Holy Terror“ nun liefert Miller, der sich schon in seinem bisherigen Schaffen weniger durch erzählerische Feinfühligkeit und Zurückhaltung, als vielmehr durch aggressiven Machismo und – auch – deologische Schwarzweiß-Malerei auszeichnete, seine ganze eigene Aufarbeitung des amerikanischen Traumas „9/11“, eine Aufarbeitung, bei der nicht mehr als hasserfüllte, anti-islamische – wohlgemerkt nicht „islamistische – Propaganda hinten rauskommt.

Die Story selbst lässt sich in wenigen Wort subsumieren: ein feister, grobschlächtiger maskierter Held namens „Der Richter“ – die Physiognomie erinnert nicht ohne Grund an den Batman aus „The Dark Knight Returns“, war die Story doch ursprünglich als Batman-Geschichte konzipiert, konnte von Miller jedoch nicht an DC verkauft werden – verfolgt in Empire City eine dralle Juwelen-Diebin namens Natalie Stack – alias die Katze – und stellt sie. Dem brutalen Kampf der beiden maskulinen Typen folgt eine Art Versöhnungsfick, welcher durch die Detonation einer enormen Splitterbombe unterbrochen wird. Gemeinsam mit seiner Gespielin wir der Richter erst zum Jäger der Drahtzieher des Attentats und dann zum Henker: folternd, metzelnd und mordend bringen sie sämtliche Terroristen zur Strecke.

Dass Miller – offensiv – sein Comic als Propaganda verstanden wissen will, scheint vordergründig gleichermaßen eine Distanzierung und eine Entschuldigung zu sein, denn wir alle sollten ja nicht nur wissen, dass Propaganda klare Feindbilder braucht, sondern auch verkürzen muss, um zu funktionieren. Damit stilisiert sich der Autor gewissermaßen zu einem Opfer der Sachzwänge.

Das könnte man ihm durchgehen lassen, wenn man Miller ein hehres Ziel, eine im Grundsatz positive Idee abnähme – so wie den Machern der „Golden Age“-Comics, die während des 2. Weltkriegs und der Nachkriegs-Ära vollkommen unverhohlen als Propaganda-Medium gegen die Nazis und gegen den stalinistischen Terror instrumentalisiert worden sind –, doch genau erkennt man bei Miller nicht.

Seine Propaganda ist nicht nur dumpf und hasserfüllt, verzichtet bewusst auf jegliche Differenzierung zwischen der Mehrheit der friedlichen Muslime und den Verbrechern der al-Qaida, die er vorgeblich im Auge hat, greift also den Islam als Ganzes an – eindrucksvoll untermauert durch dein vorangestelltes Zitat aus der Koran-Sure 9 Vers 5 sowie eine Widmung an den von einem Islamisten ermordeten Theo van Gogh –, es fehlt in Millers Gedankenwelt an einem positiven Gegenentwurf zur Ideologie des Mordens und Tötens, an einem Wertediskurs. In Millers verquerer Welt steht das unbedingte Recht auf Rache um jeden Preis – und sei es zum Preis der Humanität und des Rechtsstaates, gegen die die Terroristen ins Felde ziehen – als oberstes Prinzip.

Ist der Comic schon inhaltlich schwer erträglich, so gilt es in noch größerem Maße für das visuelle anstrengende Artwork. Ganz oder doppelseitige Schwarzweiß-Bilder dominieren das querformatige Layout, das Miller schon in seiner „300“-“Graphic Novel“ bemühte, unterbrochen nur von kleinen Einsprenkeln bzw. Eye-Catchern von Rot oder Pink. Weiße Schlieren überziehen wie Kratzer die detailarmen, an Holz- oder Linolschnitte erinnernden Zeichnungen mit ihrem großen Schwarzanteil, der sie zuweilen wie ein negativ erscheinen lässt. Was in „Sin City“ noch als visuell und grafisch charmantes, originelles Ausdrucksmittel durchgegangen ist, wird hier zur plakativen, künstlerischen Masturbation eines alten Mannes, der inhaltlich nichts zu sagen hat und verzweifelt visuell beeindrucken möchte.

Fazit: Inhaltlich dumpfe und anstrengend visualisierte antiislamische Propaganda und Gewaltphantasie eines alternden Comic-Künstlers. Die Bedeutung dieses Machwerks erwächst ausschließlich aus dem Namen seines Urhebers, der einst frischen Wind in das us-amerikanische Superhelden-Comic brachte, der aber offenkundig seine besten Zeiten weit hinter sich gelassen hat.

geschrieben am 29.01.2013 | 586 Wörter | 3616 Zeichen

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