Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Der Glöckner von Notre Dame, Bd. 1: Der Tag der Narren


Statistiken
  • 2142 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Buchreihe
  Autoren
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Frank Drehmel

Der Tag der Narren Auch wenn die wenigsten Leser Victor Hugos Roman gelesen haben dürften, so gehört die Geschichte von Quasimodo, dem Glöckner von Notre-Dame, und der schönen Zigeunerin Esmeralda gleichsam zum kulturellen Kanon; ältere Semester werden sich an die bewegenden Verfilmungen des Jahres 1939 mit Charles Laughton als Quasimodo oder die 1956'er-Umsetzung mit Anthony Quinn in eben jener Rolle erinnern, jüngere Leser werden die 96'er-Interpretation der Disney-Studios vor Augen haben. Eine zentrale Frage lautet demnach: Welchen Nutzen generiert das Comic, wenn die literarische bzw. cineastische Vorlage solchermaßen präsent ist? Dazu später mehr. Im Herbst seines Lebens erinnert sich Pierre Gringoire zur Unterhaltung seiner Enkeltochter Garance an seine abenteuerlichen jungen Jahre in Paris: Man schreibt den 6. Januar des Jahres 1482: der junge Dichter Gringoire fiebert hinter der Bühne eines überfüllten „Theaters“ der Aufführung seines Schauspiels vor großen Publikum entgegen, als ein Bettler namens Clopin Trouillefou die Aufführung vor einem illustren Publikum in eine Farce verwandelt, indem er von den Anwesenden fordert, ihn aufgrund seiner hässlichsten Fratze anlässlich des Tags der Narren zum Papst zu wählen. Doch statt auf ihn fällt die Wahl auf den ebenfalls anwesenden buckligen, entstellten Glöckner der Kathedrale Notre-Dame de Paris. Beschämt und erzürnt über das Desaster verlässt Gringoire den Ort seiner Demütigung und macht sich auf in eine vor Leben entfesselte, nächtliche Stadt, wo er der der jungen Esmeralda begegnet, einer Zigeunerin, die mit ihrem Tanz auf dem Marktplatz die Herzen der Männer entflammen lässt. Und er wird Zeuge, wie der Erzdiakon Don Claude Frollo den ob seiner Hässlichkeit gefeierten Quasimodo barmherzig zurück in den Schoß der Kirche holt, weil er den Missbrauch und die Verhöhnung des gutmütigen Riesen hinter all dem Tamtam und Trara erkennt. Als Esmeralda ihre Aufführung beendet hat, folgt ihr der Dichter durch die Straßen, wird jedoch kurz darauf von Quasimodo bewusstlos geschlagen, welcher zurückgekehrt ist und augenscheinlich versucht, die junge Frau zu entführen. Nachdem der Glöckner vom Hauptmann der königlichen Leibgarde, Phoebus de Châteaupers in Ketten gelegt wurde, erwacht Gringoire seiner Schuhe beraubt in der Gosse, stolpert durch immer fremder wirkende, menschenleere Nebengassen, bis er im Reiche, im sogenannten Wunderhof, des Königs der Rotwelschen, der Gauner von Paris, landet. Und dieser König ist eben jener Clopin, der unlängst Pierres Theaterstück ruinierte und der nun dem Dichter einen Prozess macht, an dessen Ende der Tod am Galgen steht. Wie der Roman setzt Robin Recht in seiner Umsetzung den Schwerpunkt auf den Entwurf eines prallen Sittengemäldes einer spätmittelalterlichen Gesellschaft, wobei er – wie Hugo selbst - die Geschichte in weiten Teilen aus der Perspektive Gringoires erzählt und dabei in Monologen und Dialogen durchaus dem Humor und der Ironie der literarischen Vorlage gerecht wird. Insofern unterscheidet sich das Comic von den berühmten Film-Adaptionen und eröffnet dem Leser einen neuen, einen deutlich beschwingteren Zugang zu dem klassischen Stoff. In künstlerischer Hinsicht weist das Album zwar ebenfalls eine unterhaltsame Leichtigkeit in Zeichen-Duktus, Koloration und Bildkomposition auf, wirkt aber in Teilen gewissermaßen eklektizistisch: während Figuren wie Gringoire und Clopin in ihrer Knorrigkeit an die Fantasy eines Charles Vess erinnern, kommt Quasimodo regelrecht „incredible“ hulkhaft daher, wohingegen Esmeralda, Phoebus und z.T. auch Frollo deutlich mangahafte Züge aufweisen. Fazit: Eine unterhaltsame, leichte Umsetzung, die sich von den landläufig bekannten Film-Adaptionen insbesondere durch den verschmitzten Humor und die Erzählperspektive unterscheidet und die insofern durchaus ihre Berechtigung hat.

Auch wenn die wenigsten Leser Victor Hugos Roman gelesen haben dürften, so gehört die Geschichte von Quasimodo, dem Glöckner von Notre-Dame, und der schönen Zigeunerin Esmeralda gleichsam zum kulturellen Kanon; ältere Semester werden sich an die bewegenden Verfilmungen des Jahres 1939 mit Charles Laughton als Quasimodo oder die 1956'er-Umsetzung mit Anthony Quinn in eben jener Rolle erinnern, jüngere Leser werden die 96'er-Interpretation der Disney-Studios vor Augen haben. Eine zentrale Frage lautet demnach: Welchen Nutzen generiert das Comic, wenn die literarische bzw. cineastische Vorlage solchermaßen präsent ist? Dazu später mehr.

weitere Rezensionen von Frank Drehmel

#
rezensiert seit
Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
5
18.02.2018

Im Herbst seines Lebens erinnert sich Pierre Gringoire zur Unterhaltung seiner Enkeltochter Garance an seine abenteuerlichen jungen Jahre in Paris:

Man schreibt den 6. Januar des Jahres 1482: der junge Dichter Gringoire fiebert hinter der Bühne eines überfüllten „Theaters“ der Aufführung seines Schauspiels vor großen Publikum entgegen, als ein Bettler namens Clopin Trouillefou die Aufführung vor einem illustren Publikum in eine Farce verwandelt, indem er von den Anwesenden fordert, ihn aufgrund seiner hässlichsten Fratze anlässlich des Tags der Narren zum Papst zu wählen. Doch statt auf ihn fällt die Wahl auf den ebenfalls anwesenden buckligen, entstellten Glöckner der Kathedrale Notre-Dame de Paris.

Beschämt und erzürnt über das Desaster verlässt Gringoire den Ort seiner Demütigung und macht sich auf in eine vor Leben entfesselte, nächtliche Stadt, wo er der der jungen Esmeralda begegnet, einer Zigeunerin, die mit ihrem Tanz auf dem Marktplatz die Herzen der Männer entflammen lässt. Und er wird Zeuge, wie der Erzdiakon Don Claude Frollo den ob seiner Hässlichkeit gefeierten Quasimodo barmherzig zurück in den Schoß der Kirche holt, weil er den Missbrauch und die Verhöhnung des gutmütigen Riesen hinter all dem Tamtam und Trara erkennt.

Als Esmeralda ihre Aufführung beendet hat, folgt ihr der Dichter durch die Straßen, wird jedoch kurz darauf von Quasimodo bewusstlos geschlagen, welcher zurückgekehrt ist und augenscheinlich versucht, die junge Frau zu entführen. Nachdem der Glöckner vom Hauptmann der königlichen Leibgarde, Phoebus de Châteaupers in Ketten gelegt wurde, erwacht Gringoire seiner Schuhe beraubt in der Gosse, stolpert durch immer fremder wirkende, menschenleere Nebengassen, bis er im Reiche, im sogenannten Wunderhof, des Königs der Rotwelschen, der Gauner von Paris, landet. Und dieser König ist eben jener Clopin, der unlängst Pierres Theaterstück ruinierte und der nun dem Dichter einen Prozess macht, an dessen Ende der Tod am Galgen steht.

Wie der Roman setzt Robin Recht in seiner Umsetzung den Schwerpunkt auf den Entwurf eines prallen Sittengemäldes einer spätmittelalterlichen Gesellschaft, wobei er – wie Hugo selbst - die Geschichte in weiten Teilen aus der Perspektive Gringoires erzählt und dabei in Monologen und Dialogen durchaus dem Humor und der Ironie der literarischen Vorlage gerecht wird. Insofern unterscheidet sich das Comic von den berühmten Film-Adaptionen und eröffnet dem Leser einen neuen, einen deutlich beschwingteren Zugang zu dem klassischen Stoff.

In künstlerischer Hinsicht weist das Album zwar ebenfalls eine unterhaltsame Leichtigkeit in Zeichen-Duktus, Koloration und Bildkomposition auf, wirkt aber in Teilen gewissermaßen eklektizistisch: während Figuren wie Gringoire und Clopin in ihrer Knorrigkeit an die Fantasy eines Charles Vess erinnern, kommt Quasimodo regelrecht „incredible“ hulkhaft daher, wohingegen Esmeralda, Phoebus und z.T. auch Frollo deutlich mangahafte Züge aufweisen.

Fazit: Eine unterhaltsame, leichte Umsetzung, die sich von den landläufig bekannten Film-Adaptionen insbesondere durch den verschmitzten Humor und die Erzählperspektive unterscheidet und die insofern durchaus ihre Berechtigung hat.

geschrieben am 26.02.2013 | 543 Wörter | 3297 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen