ISBN | 3642363269 | |
Autoren | Karl Otto Bergmann , Carolin Wever | |
Verlag | Springer | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 257 | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Extras | - |
Das Buch ist untertitelt mit der Bezeichnung „Ein Leitfaden für Ärzte und Juristen“ und auch das Vorwort lässt keinen Zweifel daran, dass dieses Werk nicht primär für Juristen konzipiert wurde. Das ist nicht zwingend ein Malus, denn oftmals tut es einem Anwalt gut, ein Problem rechtlich auch einmal aus Sicht bzw. auf Höhe des (juristischen) Verständnishorizonts seines Mandanten erläutert zu bekommen. Nachdem ich aber vom Titel her eine andere Erwartung an das Buch hatte, möchte ich dies den Autoren nicht „vorwerfen“.
Die Aufmachung des Buches ist angenehm, fester Einband bei gerade einmal ca. 240 Seiten Fließtext, der auch noch lesefreundlich formatiert ist. Als Anhänge sind die Normen des neu geregelten Patientenvertrags im BGB enthalten (dessen Einzelnormen bereits in die Beispielsfälle eingearbeitet sind) sowie ein Glossar mit medizinischen Begriffen. Die Ausführungen sind maßvoll mit Fußnoten untermauert, zum Teil finden sich zu einzelnen Komplexen Rechtsprechungszusammenstellungen mit eigenen Fundstellen. Vereinzelt sind im Fließtext sogar Normen im Wortlaut abgedruckt, z.B. § 823 BGB. Hinzu kommen auch Schaubilder, Merksätze und Checklisten.
Nach einer knappen Einführung in die Haftungsgrundlagen und dem wichtigen Hinweis auf die Notwendigkeit der Beseitigung von Organisationsmängeln im gesamten medizinischen Betrieb werden in mehreren Abschnitten typische Fallkonstellationen aufgegriffen und einer exemplarischen Lösung zugeführt. Zunächst wird das Verhältnis Arzt-Patient-Krankenhaus anhand von Fällen (natürlich ausgehend von Urteilen des BGH oder von Oberlandesgerichten) mit Lösungsskizzen erläutert, darunter eine missglückte Zwillingsgeburt, die Abgrenzung zwischen einfachem und grobem Behandlungsfehler oder auch die Haftung bei Anfängeroperationen. Danach wird der Arzt innerhalb eines Teams unter die Lupe genommen und die Haftung bei horizontaler und vertikaler Arbeitsteilung dargestellt. Im Folgenden geht es um die Aufklärung des Patienten, also nach Form, Inhalt und Zweck und vor allem durch wen, gegenüber wem und wann. All diese Punkte können haftungsträchtig sein, was anhand vieler Beispielsfälle durchexerziert wird. In Abgrenzung dazu kommt im Folgekapitel die Informationspflicht des Arztes zur Sprache, also die Erteilung von Verhaltensmaßregeln an den Patienten.
Sodann werden komplementäre und korrelierende Themen behandelt, darunter die mglw. unterschiedlichen Pflichten bei gesetzlicher und privater Krankenversicherung, die ärztliche Dokumentationspflicht sowie die berufsrechtlichen Folgen der straf- und zivilrechtlichen Haftung. Ein eigenes Kapitel ist dem Risk-Management und der Qualitätssicherung vorbehalten und dies völlig zu Recht. Den Schlusspunkt setzen die Ausführungen zur Arzthaftpflichtversicherung.
Das Buch ist gut und interessant geschrieben und eröffnet viele Perspektiven (und Handlungsoptionen!), gerade was Fehlerquellen im ärztlichen und klinischen Alltag angeht. Die Zielgruppe, vornehmlich Ärzte und angehende Mediziner, wird meiner Ansicht nach sowohl durch die Komposition als auch durch die Aufmachung und Erläuterung gut bedient. Auch für Juristen ist das Werk eine angenehme Lektüre, aber kein Ersatz für ein streng auf juristische Bedürfnisse ausgerichtetes Lehrbuch oder gar eine Kommentierung der neugefassten Normen im BGB.
geschrieben am 15.12.2013 | 439 Wörter | 2936 Zeichen
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