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Phantom Stranger, Bd. 1: Ein Fremder unter uns


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  • 5667 Aufrufe

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Rezension von

Frank Drehmel

Ein Fremder unter uns Seit seinem Comic-Debut im Jahre 1952 geisterte der Phantom Stranger regelmäßig durch einige eigene und zahllose fremde DC-Serien. Seine Cameo-Auftritte waren dabei durch die Unbestimmtheit seiner Fähigkeiten und Kräfte, sein Interesse an allem Okkulten, das beständig im Schatten liegende Antlitz, welches ihm eine mysteriöse, unheimliche Aura der Anonymität verlieh, sowie das fast vollständige Fehlen eines greifbaren, einheitlichen Hintergrundes geprägt. Mit der neuen, im Zuge des „The New 52“-Relaunches gestarteten Reihe wird dieser ephemere, düstere Charakter gleichsam aus den Schatten ins Licht gezerrt, was ihn – um es vorwegzunehmen – weitgehend seines gleichermaßen göttlichen wie coolen Nimbus' beraubt. Die tiefe Sehnsucht nach einem normalen Leben lässt ihn unter dem Namen und in der Gestalt Philip Starks eine Familie „gründen“, wobei seine Gattin und seine beiden kleinen Kinder nichts von seinem Alter Ego ahnen. Und dieses Alter Ego ist – mal mehr, mal weniger freiwillig – aktiv wie eh und je. Den schmalen Pfad zwischen Gut und Böse beschreitend verrät er ein ums andere Mal diejenigen, die seiner Hilfe bedürfen. So verursacht der Stranger die Verwandlung des zornigen Detectives Jim Corrigan in The Spectre, liefert eine junge Frau ihrem dämonischen Vater aus, muss sich dem Ansinnen John Constantines erwehren, der den Verdammten für die Justice League Dark rekrutieren will, und steht dem okkultistisch angehauchten Computer-Freak Dr.Terrence Thirteen in Kampf gegen den Haunted Highwayman bei. Als seine Familie von einem Unbekannten entführt wird, muss Philip Stark nicht nur buchstäblich in eine Hölle steigen, die seine eigene ist, um sie zu retten, sondern sich auch schmerzhaft mit den Konsequenzen früherer Taten und dem Kern seiner Existenz auseinandersetzen, denn Verrat ist sein Wesen und seine Bestimmung. Zeit meines mehrere Dekaden währenden Comic-Leser-Lebens war für mich der Phantom Stranger immer als eine der coolsten, mysteriösesten und spannendsten DC-Figuren überhaupt; doch diese guten Zeiten, in denen Wunder noch Wunder waren und auch Nutella noch haselnussig schmeckte anstatt einfach nur fettig-süß, sind bedauerlicherweise mit der neuen Serie vorbei. Dass die Story selbst ausgelutschten dramaturgischen und inhaltlichen Pfaden folgt, obwohl mit der Einführung der Trinity of Sin Vielversprechendes in Aussicht gestellt wird, und erst im allerletzten Akt einen zugegebenermaßen exzellenten Plot Twist bietet, ist dabei nur ein nebensächlicher Aspekt, denn auch in der Vergangenheit hingen die Auftritte des Phantom Stranger oft genug am erzählerischen Seitenfaden; das eigentlich Enttäuschende ist die Profanation, die Banalisierung, die Demontage der Figur an sich. Ein sich in Selbstmitleid und Zweifeln suhlender, um Erlösung greinender Held, der in der Konfrontation mit diversen okkulten und irdischen Gegnern an seine psychischen und physischen Grenzen geführt wird, mag zwar einem weicheierischen Emo-Zeitgeist entsprechen, hat aber nur noch wenig mit dem gottgleichen, charismatischen Phantom Stranger vergangener Zeiten zu tun. Verstärkt wird die Profanation durch die geradezu lächerlich anmutenden Versuche der Autoren, das Kind – Jesus, Judas und Papa Gott – nicht beim Namen zu nennen, sondern im Zuge möglicherweise einer obskuren Political Correctness ideologisch-religiöse Untiefen durch allerlei Andeutungen und Unausgesprochenes zu umschiffen; abgesehen davon, dass sich die jüdisch-christlich Mythologie generell nicht als hinreichend DC-Universum-kompatibel erweist. Das Artwork, an dem zahlreiche Künstler/Handwerker beteiligt sind, erweist sich unterm Strich und bis auf wenige Ausnahmen als gefälliger, – auch farblich – kraftvoller, ausdrucksstarker und dynamischer Mainstream, mit einem auf Grund markanter Schraffuren rauen Unterton. Fazit: Storyseitig und in der Charakterzeichnung des Helden bietet das Tradeperback zu wenig, als dass es die Demontage und Banalisierung eines der großen Mysterien des DC-Universums rechtfertigte. Leider nur leidlich unterhaltsam.

Seit seinem Comic-Debut im Jahre 1952 geisterte der Phantom Stranger regelmäßig durch einige eigene und zahllose fremde DC-Serien. Seine Cameo-Auftritte waren dabei durch die Unbestimmtheit seiner Fähigkeiten und Kräfte, sein Interesse an allem Okkulten, das beständig im Schatten liegende Antlitz, welches ihm eine mysteriöse, unheimliche Aura der Anonymität verlieh, sowie das fast vollständige Fehlen eines greifbaren, einheitlichen Hintergrundes geprägt.

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4
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Mit der neuen, im Zuge des „The New 52“-Relaunches gestarteten Reihe wird dieser ephemere, düstere Charakter gleichsam aus den Schatten ins Licht gezerrt, was ihn – um es vorwegzunehmen – weitgehend seines gleichermaßen göttlichen wie coolen Nimbus' beraubt.

Die tiefe Sehnsucht nach einem normalen Leben lässt ihn unter dem Namen und in der Gestalt Philip Starks eine Familie „gründen“, wobei seine Gattin und seine beiden kleinen Kinder nichts von seinem Alter Ego ahnen. Und dieses Alter Ego ist – mal mehr, mal weniger freiwillig – aktiv wie eh und je. Den schmalen Pfad zwischen Gut und Böse beschreitend verrät er ein ums andere Mal diejenigen, die seiner Hilfe bedürfen. So verursacht der Stranger die Verwandlung des zornigen Detectives Jim Corrigan in The Spectre, liefert eine junge Frau ihrem dämonischen Vater aus, muss sich dem Ansinnen John Constantines erwehren, der den Verdammten für die Justice League Dark rekrutieren will, und steht dem okkultistisch angehauchten Computer-Freak Dr.Terrence Thirteen in Kampf gegen den Haunted Highwayman bei.

Als seine Familie von einem Unbekannten entführt wird, muss Philip Stark nicht nur buchstäblich in eine Hölle steigen, die seine eigene ist, um sie zu retten, sondern sich auch schmerzhaft mit den Konsequenzen früherer Taten und dem Kern seiner Existenz auseinandersetzen, denn Verrat ist sein Wesen und seine Bestimmung.

Zeit meines mehrere Dekaden währenden Comic-Leser-Lebens war für mich der Phantom Stranger immer als eine der coolsten, mysteriösesten und spannendsten DC-Figuren überhaupt; doch diese guten Zeiten, in denen Wunder noch Wunder waren und auch Nutella noch haselnussig schmeckte anstatt einfach nur fettig-süß, sind bedauerlicherweise mit der neuen Serie vorbei. Dass die Story selbst ausgelutschten dramaturgischen und inhaltlichen Pfaden folgt, obwohl mit der Einführung der Trinity of Sin Vielversprechendes in Aussicht gestellt wird, und erst im allerletzten Akt einen zugegebenermaßen exzellenten Plot Twist bietet, ist dabei nur ein nebensächlicher Aspekt, denn auch in der Vergangenheit hingen die Auftritte des Phantom Stranger oft genug am erzählerischen Seitenfaden; das eigentlich Enttäuschende ist die Profanation, die Banalisierung, die Demontage der Figur an sich. Ein sich in Selbstmitleid und Zweifeln suhlender, um Erlösung greinender Held, der in der Konfrontation mit diversen okkulten und irdischen Gegnern an seine psychischen und physischen Grenzen geführt wird, mag zwar einem weicheierischen Emo-Zeitgeist entsprechen, hat aber nur noch wenig mit dem gottgleichen, charismatischen Phantom Stranger vergangener Zeiten zu tun. Verstärkt wird die Profanation durch die geradezu lächerlich anmutenden Versuche der Autoren, das Kind – Jesus, Judas und Papa Gott – nicht beim Namen zu nennen, sondern im Zuge möglicherweise einer obskuren Political Correctness ideologisch-religiöse Untiefen durch allerlei Andeutungen und Unausgesprochenes zu umschiffen; abgesehen davon, dass sich die jüdisch-christlich Mythologie generell nicht als hinreichend DC-Universum-kompatibel erweist.

Das Artwork, an dem zahlreiche Künstler/Handwerker beteiligt sind, erweist sich unterm Strich und bis auf wenige Ausnahmen als gefälliger, – auch farblich – kraftvoller, ausdrucksstarker und dynamischer Mainstream, mit einem auf Grund markanter Schraffuren rauen Unterton.

Fazit: Storyseitig und in der Charakterzeichnung des Helden bietet das Tradeperback zu wenig, als dass es die Demontage und Banalisierung eines der großen Mysterien des DC-Universums rechtfertigte. Leider nur leidlich unterhaltsam.

geschrieben am 03.02.2015 | 563 Wörter | 3483 Zeichen

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