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Van Helsing vs. Jack the Ripper


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Rezension von

Thomas Stumpf

Van Helsing vs. Jack the Ripper Autor Jacques Lamontagne erschafft einen Crossovercomic, indem er den berühmten holländischen Vampirjäger Dr. Abraham Van Helsing auf Jack the Ripper treffen lässt. Damit verbindet er die fiktive Romangestalt aus Bram Stokers „Dracula“ mit dem realen Serienmörder aus dem Londoner East End Whitechapel. Der Ripper war im Herbst 1888 aktiv und tötete fünf Prostituierte, „Dracula“ wurde 1897, also fast zehn Jahre später, veröffentlicht. Wie wird nun fusioniert? Der Comic beginnt mit Schlüsselsequenz des Romanendes, wenn Van Helsing den Vampirfürsten zur Strecke bringt. Im Bram Stokers Roman ist Draculas Ende, gemessen am vorherigen Umfang der Story, sehr schnell und relativ unspektakulär erzählt. Im Comic wird Van Helsing von Jonathan Harker und Minna begleitet und sie stellen Dracula in den winterlichen Karpaten. Doch kurz vor dem finalen Triumpf flüstert Dracula dem guten Van Helsing etwas ins Ohr und nach seiner Rückkehr nach London ist der Doktor nicht mehr derselbe. Er verschanzt sich in seinem Haus und nur sein loyaler Diener Peter hat Zugang zu ihm. Doch dann taucht Inspektor Abberline auf und bittet Van Helsing um Hilfe bei den verfahrenen Ermittlungen gegen den unbekannten Prostituiertenmörder. In bester Sherlock-Holmes-Manier nehmen die beiden ihre Ermittlungen auf und sie ergänzen sich in ihren Fähigkeiten hervorragend. Wir haben es also mit einer Kreuzung aus klassischer Detektivgeschichte und Horror zu tun, wobei Letzterer nur eine untergeordnete Rolle spielt und die Ermittlungen gegen den Ripper ganz klar und deutlich im Vordergrund stehen und den Löwenanteil der Geschichte ausmachen. Was denn nun gerade die Besonderheit von Van Helsing ausmacht, kommt leider nicht so richtig zur Geltung, als eigenständiger Charakter fehlt ihm irgendwie das Alleinstellungsmerkmal. Vielmehr verleitet seine Morphiumsucht gerade dazu, ihn mit Sherlock Holmes in eine Schublade zu stecken, der in Doyles Geschichten bekanntlich kokainabhängig war. Van Helsing wird zunehmend von seinen Dämonen gejagt. Er fühlt sich verfolgt und traut sich bald selbst nicht mehr über den Weg. Die Rippermorde stellen also das zentrale Thema dar und hier wird alles geboten, was historisch und kriminalistisch bekannt ist und was man bereits kennt. Das ist gut recherchiert und absolut glaubwürdig. Auf explizite Gewaltdarstellung wird überwiegend verzichtet, für einen Ripper/Dracula-Crossover ist das insgesamt recht blutleer. Der textlastige Comic lebt von seiner Atmosphäre und Van Helsings innerem Konflikt, der das zweite Standbein der Geschichte ist. Die Story ist geschickt und geradlinig aufgebaut, die Ermittlungen schreiten voran, während alle Stationen der Taten des Rippers auf der Reise abgeklappert werden. Die Schlinge zieht sich enger um den unbekannten Mörder und dann beginnt man zu ahnen, wie der Hase läuft. Vor allem im zweiten Teil (dies hier ist eine abgeschlossene Geschichte in einem Band) des Comics wähnt man, das Ende bereits zu kennen. Man glaubt an einen Dr. Jekyll-und-Mr. Hyde-Effekt, und auch Van Helsings Diener Peter benimmt sich irgendwie seltsam. Aber der Autor führt den Leser aufs Glatteis und hat ein überraschendes und auch plausibles Ende vorbereitet, das die Erwartungen des Lesers bricht. Zum Schluss kracht dann nochmal richtig. Zeichnerisch überzeugt das Werk vor allem durch seine Detailfülle und die toll eingefangene Atmosphäre des viktorianischen Zeitalters. Zeichner Bill Reinhold hält die Panels ausschließlich und durchgängig in erdigen Braun- und Sepiatönen. Besondere Erwähnung verdienen die zahlreichen gelungenen Licht- und Schatteneffekte. Ob Feuerschein, Kerzenlicht, Gaslaternen, Mondschein – alles großartig umgesetzt. Die Panels sind recht abwechslungsreich angeordnet, es gibt sie in unterschiedlichen Größen, teilweise überlappend, teilweise mit Bild-im-Bild-Option, mal halbseitig, auch die Hintergrundcolorierung wechselt von hell zu dunkel und es gibt einfach eine Menge zu entdecken. Wenn auch Van Helsing sich nicht sehr von anderen Ermittlern absetzt und insgesamt, gemessen am agierenden Personal, das Ganze mit relativ wenig Blut auskommt, ist das hier ein toll gezeichneter Comic mit einer bekannten Geschichte, die am Ende doch eine unerwartete Wendung nimmt. Van Helsing nicht als Schlitzer und Schlächter, sondern als tiefsinniger, getriebener Ermittler. Wer auf unheimliche Geschichten im viktorianischen England steht, wird hiervon begeistert sein.

Autor Jacques Lamontagne erschafft einen Crossovercomic, indem er den berühmten holländischen Vampirjäger Dr. Abraham Van Helsing auf Jack the Ripper treffen lässt. Damit verbindet er die fiktive Romangestalt aus Bram Stokers „Dracula“ mit dem realen Serienmörder aus dem Londoner East End Whitechapel. Der Ripper war im Herbst 1888 aktiv und tötete fünf Prostituierte, „Dracula“ wurde 1897, also fast zehn Jahre später, veröffentlicht. Wie wird nun fusioniert?

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Der Comic beginnt mit Schlüsselsequenz des Romanendes, wenn Van Helsing den Vampirfürsten zur Strecke bringt. Im Bram Stokers Roman ist Draculas Ende, gemessen am vorherigen Umfang der Story, sehr schnell und relativ unspektakulär erzählt. Im Comic wird Van Helsing von Jonathan Harker und Minna begleitet und sie stellen Dracula in den winterlichen Karpaten. Doch kurz vor dem finalen Triumpf flüstert Dracula dem guten Van Helsing etwas ins Ohr und nach seiner Rückkehr nach London ist der Doktor nicht mehr derselbe. Er verschanzt sich in seinem Haus und nur sein loyaler Diener Peter hat Zugang zu ihm.

Doch dann taucht Inspektor Abberline auf und bittet Van Helsing um Hilfe bei den verfahrenen Ermittlungen gegen den unbekannten Prostituiertenmörder. In bester Sherlock-Holmes-Manier nehmen die beiden ihre Ermittlungen auf und sie ergänzen sich in ihren Fähigkeiten hervorragend. Wir haben es also mit einer Kreuzung aus klassischer Detektivgeschichte und Horror zu tun, wobei Letzterer nur eine untergeordnete Rolle spielt und die Ermittlungen gegen den Ripper ganz klar und deutlich im Vordergrund stehen und den Löwenanteil der Geschichte ausmachen. Was denn nun gerade die Besonderheit von Van Helsing ausmacht, kommt leider nicht so richtig zur Geltung, als eigenständiger Charakter fehlt ihm irgendwie das Alleinstellungsmerkmal. Vielmehr verleitet seine Morphiumsucht gerade dazu, ihn mit Sherlock Holmes in eine Schublade zu stecken, der in Doyles Geschichten bekanntlich kokainabhängig war. Van Helsing wird zunehmend von seinen Dämonen gejagt. Er fühlt sich verfolgt und traut sich bald selbst nicht mehr über den Weg.

Die Rippermorde stellen also das zentrale Thema dar und hier wird alles geboten, was historisch und kriminalistisch bekannt ist und was man bereits kennt. Das ist gut recherchiert und absolut glaubwürdig. Auf explizite Gewaltdarstellung wird überwiegend verzichtet, für einen Ripper/Dracula-Crossover ist das insgesamt recht blutleer. Der textlastige Comic lebt von seiner Atmosphäre und Van Helsings innerem Konflikt, der das zweite Standbein der Geschichte ist. Die Story ist geschickt und geradlinig aufgebaut, die Ermittlungen schreiten voran, während alle Stationen der Taten des Rippers auf der Reise abgeklappert werden. Die Schlinge zieht sich enger um den unbekannten Mörder und dann beginnt man zu ahnen, wie der Hase läuft. Vor allem im zweiten Teil (dies hier ist eine abgeschlossene Geschichte in einem Band) des Comics wähnt man, das Ende bereits zu kennen. Man glaubt an einen Dr. Jekyll-und-Mr. Hyde-Effekt, und auch Van Helsings Diener Peter benimmt sich irgendwie seltsam. Aber der Autor führt den Leser aufs Glatteis und hat ein überraschendes und auch plausibles Ende vorbereitet, das die Erwartungen des Lesers bricht. Zum Schluss kracht dann nochmal richtig.

Zeichnerisch überzeugt das Werk vor allem durch seine Detailfülle und die toll eingefangene Atmosphäre des viktorianischen Zeitalters. Zeichner Bill Reinhold hält die Panels ausschließlich und durchgängig in erdigen Braun- und Sepiatönen. Besondere Erwähnung verdienen die zahlreichen gelungenen Licht- und Schatteneffekte. Ob Feuerschein, Kerzenlicht, Gaslaternen, Mondschein – alles großartig umgesetzt. Die Panels sind recht abwechslungsreich angeordnet, es gibt sie in unterschiedlichen Größen, teilweise überlappend, teilweise mit Bild-im-Bild-Option, mal halbseitig, auch die Hintergrundcolorierung wechselt von hell zu dunkel und es gibt einfach eine Menge zu entdecken. Wenn auch Van Helsing sich nicht sehr von anderen Ermittlern absetzt und insgesamt, gemessen am agierenden Personal, das Ganze mit relativ wenig Blut auskommt, ist das hier ein toll gezeichneter Comic mit einer bekannten Geschichte, die am Ende doch eine unerwartete Wendung nimmt. Van Helsing nicht als Schlitzer und Schlächter, sondern als tiefsinniger, getriebener Ermittler. Wer auf unheimliche Geschichten im viktorianischen England steht, wird hiervon begeistert sein.

geschrieben am 27.07.2016 | 634 Wörter | 3855 Zeichen

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