ISBN | 388606915X | |
Autor | Martin Streicher | |
Verlag | Deubner Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 756 | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Extras | - |
Die VerknĂŒpfung des Familienrechts mit auslĂ€ndischen AnknĂŒpfungspunkten, seien sie EU-bezogen oder auf andere Drittstaaten bezogen, nimmt in der Praxis stetig zu. Auch wenn nicht in jedem Fall auslĂ€ndisches Recht tatsĂ€chlich anwendbar ist, besteht erhöhter Beratungs- und Informationsbedarf bei allen Verfahrensbeteiligten. Dieser Ausgangslage entsprechend fasst das vorliegende Werk, das bereits in dritter Auflage erscheint, die Thematik in einem Rundumschlag zusammen und grenzt sich so von Spezialwerken ab, die jeweils nur ein Teilgebiet des Familienrechts mit AuslandsberĂŒhrung abhandeln. Fast 750 Seiten (davon 450 Seiten an AusfĂŒhrungen, im Ăbrigen Verzeichnisse und AnhĂ€nge) erwarten die Leser und Rechtsanwender.
Die Gestaltung der PraxisbĂŒcher des Deubner-Verlags ist vielfĂ€ltig, was die verwendeten Methoden angeht. Neben dem FlieĂtext, der genug Freiraum fĂŒr eine angenehme LektĂŒre lĂ€sst, gibt es echte FuĂnoten, viele grau hinterlegte Beratungshinweise, ebenfalls grau markierte Beispiele und vereinzelt fett gedruckte Schlagworte. Eine beiliegende CD ROM enthĂ€lt den gesamten Buchtext inklusive der Formulierungshilfen, Schriftsatzmuster und Checklisten.
Nach einer EinfĂŒhrung zum Kollisionsrecht werden die verschiedenen familienrechtlichen VerfahrensgegenstĂ€nde sukzessive abgearbeitet: Ehesachen, Kindschaftssachen, Unterhalt, GĂŒterrecht, Ehewohnung und Versorgungsausgleich. Innerhalb der Kapitel werden die internationale ZustĂ€ndigkeit, das materielle Recht, Anerkennung und Vollstreckung behandelt, je nach Thema in verschieden starken Gewichtungen. Dabei kommt aber nicht jedes Thema mit internationalem Bezug zur Sprache: so findet man im Kapitel § 3, Kindschaftssachen, kein Unterkapitel zu Adoptionen.
Positiv zu vermerken ist der Stil der Darstellung, die Streicher gewÀhlt hat. Durch den teilweise erzÀhlenden Ton in den einzelnen Kapiteln gelingt die Einarbeitung in die Materie bzw. die Rezeption auch neuer Teilgebiete gut und man hat Spaà daran, ein Kapitel auch einmal komplett zu lesen.
Im Detail habe ich mir z.B. den Abschnitt F. in § 3 angesehen, der Internationale Abkommen zur Wiederherstellung des Sorgerechts thematisiert (S. 200 ff. / § 3 Rn. 253 ff.). Vor allem die ParallelitĂ€t der RĂŒckgabeentscheidung nach europĂ€ischem Recht und nach dem HKĂ wird zutreffend anhand der Zielrichtung der VertrĂ€ge herausgearbeitet und die Rechtsschutzmöglichkeiten des betroffenen Elternteils werden voneinander abgegrenzt und in Bezug zu national flankierenden MaĂnahmen gesetzt. Die gerichtliche ZustĂ€ndigkeit wird dabei ebenfalls erlĂ€utert, wenngleich ich mir noch einen zusĂ€tzlichen Absatz zur âfehlerhaftenâ Befassung des Amtsgerichts bei dem Oberlandesgericht gewĂŒnscht hĂ€tte, wenn nĂ€mlich vermeintliche HKĂ-FĂ€lle an dieses Gericht abgegeben werden, eine ZustĂ€ndigkeit nach §§ 10-12 IntFamRVG aber gar nicht gegeben ist, etwa weil das europĂ€ische Recht anzuwenden ist und zwar vom örtlich zustĂ€ndigen Amtsgericht â Familiengericht.
Im Abschnitt zum Unterhaltsrecht (§ 4) werden die vorhandenen Rechtsquellen ebenfalls erörtert und die Rolle des AUG erlĂ€utert. ZustĂ€ndigkeitsfragen nach Art. 3 EuUnthVO werden in der erforderlichen Breite aufgegriffen. Im Bereich der Vollstreckung werden zunĂ€chst der Wegfall des Exequatur-Verfahrens und spĂ€ter die VerfahrensgrundsĂ€tze der jeweiligen Rechtsgrundlagen fĂŒr die Anerkennung von Unterhaltstiteln gut nachvollziehbar dargestellt. Inhaltlich sehr spannend zu lesen ist zudem das Unterkapitel zur Relevanz von Kaufkraftunterschieden (Rn. 286 ff.).
FĂŒr die Praxis ebenfalls lesenswert sind die ErlĂ€uterungen zur Ermittlung und zum Ausgleich auslĂ€ndischer Anwartschaften beim Versorgungsausgleichsverfahren (§ 7, Rn. 84 ff.). Die zustĂ€ndigen Vermittlungsstellen werden im FuĂnotenbereich aufgefĂŒhrt.
Das Handbuch ist gut und flĂŒssig zu lesen. Wer in Familiensachen FĂ€lle mit Auslandsbezug hat, wird bei der LektĂŒre froh sein, einfach einmal im Zusammenhang bestimmte Konstellationen nachlesen zu können, fĂŒr die in der Kommentarliteratur meist nicht genug Platz ist. Das Werk ist eine schöne ErgĂ€nzung zum klassischen Handapparat des Praktikers in Familiensachen.
geschrieben am 02.06.2019 | 536 Wörter | 3678 Zeichen
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