ISBN | 3959815697 | |
Autoren | Brian Azzarello , Eduardo Risso | |
Verlag | Cross Cult | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 144 | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Extras | - |
Autor Brian Azzarello, derzeit auch mit âBATMAN: Damnedâ am Start, und Star-Zeichner und mehrfacher Eisner-Award-Gewinner Eduardo Risso, erschaffen einen interessanten Genremix aus Mafiakrimi und Horrorstory. Angesiedelt ist diese typische Noir-Geschichte im bergigen, dicht bewaldeten Hinterland der Appalachen und im Moloch New York Ende der 1920er zur Zeit der Prohibition. Der Titel âMoonshineâ ist dabei doppeldeutig und bezieht sich zum einen als âMondscheinâ auf den Werwolfaspekt der Geschichte, zum anderen steht im Englischen der Begriff âMoonshineâ auch fĂŒr illegal Schwarzgebranntes. Als âMoonshinerâ werden entsprechend Alkoholschmuggler bezeichnet.
Lou Pirlo, Protagonist der Story, ist ein unbedeutender, aber gutaussehender und charismatischer Gangster im Dienste eines New Yorker Mafiabosses, der auf der steten Suche nach gutem Schwarzgebranntem ist, um die Clubs und Kneipen illegal mit Alkohol zu versorgen. Der Boss wird auf den erstklassigen Alkohol des Schwarzbrenners Hiram Holt aufmerksam und will unbedingt mit diesem ins GeschÀft kommen. Pirlo wird aus NYC in die Appalachen zu Holt geschickt, um den Deal mit Holt klarzumachen, und klar ist, ein Nein wird sein Boss nicht akzeptieren.
Doch das Ganze gestaltet sich schwieriger als erwartet, denn der ebenso gerissene wie gefĂ€hrliche Holt hat nicht das geringste Interesse an der Sache, was Pirlo seinem Boss gegenĂŒber in echte ErklĂ€rungsnot bringt. Diesem wird es schnell zu blöd und er entsendet nach einer Weile VerstĂ€rkung aus New York, um seinem Anliegen den nötigen Nachdruck zu verleihen. Doch Hiram Holt, der auch nicht davor zurĂŒckschreckt, Bundesagenten zu beseitigen, ist davon unbeeindruckt. Er verbirgt zudem noch ein ganz anderes, weitaus mörderischeres Geheimnis. Auch in seiner Familie liegt etwas im Argen. Die Sache eskaliert.
Eine interessante Idee, Prohibition, Mafiakrimi und Werwolfgeschichte in einen Topf zu werfen. Angereichert wird das durchaus blutige GebrĂ€u zudem mit kleinen Voodoo-Anleihen und ein wenig Sex. Was mir gut gefallen hat, ist der langsame Rhythmus der Geschichte, die ein wenig braucht, um sich zu entwickeln. Das Zeitkolorit ist treffend eingefangen und die schwĂŒle, dĂŒstere AtmosphĂ€re auf den Punkt gebracht. Dies liegt vor allem an der dĂŒsteren Colorierung, wĂ€hrend die Zeichnungen selbst erscheinen, als seien sie der dargestellten Zeit entnommen. Sie sind teilweise recht groĂzĂŒgig und detailarm und insgesamt sehr einfach und reduziert gehalten, zuweilen sogar nur rudimentĂ€r. Das muss man mögen, im Vergleich zum gewohnten Standard moderner Comics wirkt das wirklich aus der Zeit gefallen. Dieser Retro-Stil macht aber gerade einen guten Teil der AtmosphĂ€re aus und ist ein gut gewĂ€hlter Kniff, vor allem in Verbindung mit der tollen Colorierung.
Die Charaktere selbst sind jetzt nicht so ĂŒberzeugend und bleiben eher schablonenhaft: Der cholerische, sture Mafiapate, seine hirnlosen SchlĂ€ger und Handlanger, das degenerierte HinterwĂ€ldlertum, die anziehende, aber rabiate Frau, der derangierte, kaputte Antiheld. Alles innovationslose Stereotype, die man schon zu GenĂŒge kennt. Hier hĂ€tte man mehr erwarten dĂŒrfen.
Die Story selbst wirkt ein wenig konstruiert und hĂ€ngt etwas in der Luft. So erfĂ€hrt man z.B. noch nicht einmal, wie Pirlos Boss ĂŒberhaupt von Hiram Holts Schnaps erfahren hat, obwohl es der einzige AufhĂ€nger der gesamten Geschichte ist.
Insgesamt ein guter Comic, bei dem man gewisse Abstriche bezĂŒglich Story und FigurenfĂŒhrung machen muss, und der hauptsĂ€chlich von seinem Setting lebt. Artwork und AtmosphĂ€re dagegen sind sehr stimmig.
geschrieben am 14.08.2019 | 516 Wörter | 3123 Zeichen
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