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Kirche in der Öffentlichkeit - Die Transformation der Evangelischen Kirche im Rheinland (1948-1989)


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Rezension von

Nicolai Hannig

Kirche in der Öffentlichkeit - Die Transformation der Evangelischen Kirche im Rheinland (1948-1989) Die Religion erlebt im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs der letzten Jahre einen enormen Aufschwung. Nicht nur die Religionswissenschaften erfahren dabei einen verstĂ€rkten Zulauf, auch die Kultur- und Geschichtswissenschaften haben das religiöse Feld wieder ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Fundierte und quellenbasierte historische Studien bilden in diesem Kontext verstĂ€rkter Aufmerksamkeit fĂŒr religiöse Fragen sicherlich das RĂŒckgrat. Uwe Kaminsky bietet mit seiner etwa 400 Seiten starken Studie nun ein solches wichtiges Fundament fĂŒr die Auseinandersetzungen mit dem religiösen Wandel in der Neuzeit. Der Bochumer Historiker widmet sich in souverĂ€ner Manier der Geschichte der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1948 bis 1989. Rasch wird dabei deutlich, wie intensiv die RheinlĂ€nder, die zu den grĂ¶ĂŸten evangelischen Landeskirchen Deutschlands gehören, sich ĂŒber vier BundeslĂ€nder erstrecken und aktuell rund 3 Millionen Mitglieder zĂ€hlen, in die großen Debatten der Bundesrepublik eingebunden waren. In den öffentlich kontroversen Auseinandersetzungen etwa um Wiederbewaffnung, AtomrĂŒstung und Terrorismus nahm die Landeskirche mit ihren bekannten PrĂ€sides Heinrich Karl, Ewald Held, Joachim Wilhelm Beckmann oder Karl Immer stets eine gewichtige Rolle ein und schĂ€rfte ihr Profil auch als einer gesellschaftspolitisch engagierten Instanz. Zu den Grundannahmen Kaminskys zĂ€hlt demzufolge auch die These, dass sich aus der nationalprotestantischen, ethnisch exklusiven, weitgehend autoritĂ€ren und parochial ausgerichteten Kirche bis zur Wiedervereinigung eine ökumenisch und multi-ethnisch engagierte, demokratische, gesellschaftszugewandte Kirche entwickelte. Die mit diesem Wandel verbundenen inner- und außerkirchlichen WiderstĂ€nde, die sich immer wieder vor allem gegen die wachsende PluralitĂ€t innerhalb und außerhalb der Landeskirche richteten, vermag der in drei Phasen grob periodisierte Aufbau der Studie gekonnt zu bĂŒndeln. Zu den stĂ€rksten Abschnitten der Arbeit zĂ€hlen sicherlich die AusfĂŒhrungen zum Wandlungs-Jahrzehnt der 60er Jahre. Kaminsky vermisst den sich enorm verdichtenden MentalitĂ€tswandel in den Jahren von 1958 bis 1971 in einem Spannungsfeld zwischen reformerischen Richtungen, vertreten etwa durch das „Politische Nachtgebet“, und ebenso starken traditionalistischen Strömungen, wie sie etwa durch die Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ an die OberflĂ€che traten. Es sind gerade Studien wie die von Uwe Kaminsky, die dabei helfen können, die zurzeit immer unspezifischer definierte „Renaissance des Religiösen“ zu verstehen oder zu verwerfen. Der MentalitĂ€tswandel der 60er Jahre sorgte sicherlich fĂŒr ein schon von Zeitgenossen lange vorausgesagten Abbruch traditioneller Kirchlichkeit. Doch verbunden war dieser Einschnitt auch mit einer Öffnung des kirchlichen Raumes fĂŒr außerkirchliche Themen und Engagements. Dieser elementare Wandel vollzog sich im Rheinland wie auch in ganz Europa zur fast selben Zeit. Seine Zweifel am Relevanzverlust der Religion formuliert Kaminsky vor dem Hintergrund seiner historisch-empirischen Studien auch zur WandlungsfĂ€higkeit einer großen Landeskirche daher sicherlich zu Recht.

Die Religion erlebt im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs der letzten Jahre einen enormen Aufschwung. Nicht nur die Religionswissenschaften erfahren dabei einen verstĂ€rkten Zulauf, auch die Kultur- und Geschichtswissenschaften haben das religiöse Feld wieder ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Fundierte und quellenbasierte historische Studien bilden in diesem Kontext verstĂ€rkter Aufmerksamkeit fĂŒr religiöse Fragen sicherlich das RĂŒckgrat.

Uwe Kaminsky bietet mit seiner etwa 400 Seiten starken Studie nun ein solches wichtiges Fundament fĂŒr die Auseinandersetzungen mit dem religiösen Wandel in der Neuzeit. Der Bochumer Historiker widmet sich in souverĂ€ner Manier der Geschichte der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1948 bis 1989. Rasch wird dabei deutlich, wie intensiv die RheinlĂ€nder, die zu den grĂ¶ĂŸten evangelischen Landeskirchen Deutschlands gehören, sich ĂŒber vier BundeslĂ€nder erstrecken und aktuell rund 3 Millionen Mitglieder zĂ€hlen, in die großen Debatten der Bundesrepublik eingebunden waren. In den öffentlich kontroversen Auseinandersetzungen etwa um Wiederbewaffnung, AtomrĂŒstung und Terrorismus nahm die Landeskirche mit ihren bekannten PrĂ€sides Heinrich Karl, Ewald Held, Joachim Wilhelm Beckmann oder Karl Immer stets eine gewichtige Rolle ein und schĂ€rfte ihr Profil auch als einer gesellschaftspolitisch engagierten Instanz. Zu den Grundannahmen Kaminskys zĂ€hlt demzufolge auch die These, dass sich aus der nationalprotestantischen, ethnisch exklusiven, weitgehend autoritĂ€ren und parochial ausgerichteten Kirche bis zur Wiedervereinigung eine ökumenisch und multi-ethnisch engagierte, demokratische, gesellschaftszugewandte Kirche entwickelte. Die mit diesem Wandel verbundenen inner- und außerkirchlichen WiderstĂ€nde, die sich immer wieder vor allem gegen die wachsende PluralitĂ€t innerhalb und außerhalb der Landeskirche richteten, vermag der in drei Phasen grob periodisierte Aufbau der Studie gekonnt zu bĂŒndeln. Zu den stĂ€rksten Abschnitten der Arbeit zĂ€hlen sicherlich die AusfĂŒhrungen zum Wandlungs-Jahrzehnt der 60er Jahre. Kaminsky vermisst den sich enorm verdichtenden MentalitĂ€tswandel in den Jahren von 1958 bis 1971 in einem Spannungsfeld zwischen reformerischen Richtungen, vertreten etwa durch das „Politische Nachtgebet“, und ebenso starken traditionalistischen Strömungen, wie sie etwa durch die Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“ an die OberflĂ€che traten.

Es sind gerade Studien wie die von Uwe Kaminsky, die dabei helfen können, die zurzeit immer unspezifischer definierte „Renaissance des Religiösen“ zu verstehen oder zu verwerfen. Der MentalitĂ€tswandel der 60er Jahre sorgte sicherlich fĂŒr ein schon von Zeitgenossen lange vorausgesagten Abbruch traditioneller Kirchlichkeit. Doch verbunden war dieser Einschnitt auch mit einer Öffnung des kirchlichen Raumes fĂŒr außerkirchliche Themen und Engagements. Dieser elementare Wandel vollzog sich im Rheinland wie auch in ganz Europa zur fast selben Zeit. Seine Zweifel am Relevanzverlust der Religion formuliert Kaminsky vor dem Hintergrund seiner historisch-empirischen Studien auch zur WandlungsfĂ€higkeit einer großen Landeskirche daher sicherlich zu Recht.

geschrieben am 14.02.2009 | 410 Wörter | 2823 Zeichen

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