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Spurensuche


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Rezension von

Johanna Götzendorfer

Spurensuche Iván Sándors „Spurensuche“ ist ein autobiografisches Dokument über den letzten Kriegswinter des Zweiten Weltkriegs in Budapest: Im Winter 1944/45 flieht der damals vierzehnjährige Iván gemeinsam mit seiner zwölfjährigen Freundin Vera vor einer der letzten großen Deportationswellen, initiiert durch die Deutschen, ausgeführt von den ungarischen Pfeilkreuzlern. Opfer der Deportationen wurden zumeist auf Todesmärsche in Konzentrationslager geschickt oder von den Pfeilkreuzlern ans Donauufer getrieben, erschossen und in den Fluss geworfen. Eine der wenigen Hoffnungen der Untergetauchten im belagerten Budapest waren etwa die Diplomaten Raoul Wallenberg und Carl Lutz, schwedischer beziehungsweise Schweizer Gesandte. Beide retteten unzählige ungarische Juden durch das Ausstellen von Schutzbriefen oder die Einrichtung von etlichen sogenannten Schutzhäusern vor der Deportation und somit dem sicheren Tod. Iván Sándor widmet Carl Lutz in „Spurensuche“ ein zärtliches Portrait: Der Schweizer Gesandte rettete auch Iván und Vera durch sein eigenmächtiges, oftmals konträr zur offiziellen Linie der Schweizer Botschaft gehendes Handeln das Leben, ohne dass die beiden von ihm wussten. In „Spurensuche“ schlägt Sándor Brücken von den Ereignissen in jenem Winter, den er als Vierzehnjähriger überlebt hat, hin zu seinem gegenwärtigen Ich, dass sich im heutigen Budapest auf die Spuren seiner Jugend macht: Er geht die damaligen Wege nach, besucht die Häuser und Keller, in denen er und Vera sich versteckt hielten, und zeichnet auch die Situation Carl Lutz´ nach. Er vermischt individuell Erlebtes und Erinnertes und recherchierte historische Gegebenheiten, vertauscht die Reihenfolge seiner Kapitel zugunsten einer nichtchronologischen Lesart und lässt viele Betroffene der damaligen Ereignisse zu Wort kommen. Sándors Spurensuche, unterwegs in den Straßen Budapests, belegt durch Fotos, aufgeschriebene Gedanken und Erinnerungen und andere Dokumente, schafft den Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Er vernetzt die grauenhafte Zeit der Morde und Verschleppungen mit deren Auswirkungen auf das Individuum und die Geschichte als solche. Durch konkrete Namensnennung, genaue Datierung und Recherche und – etwa durch einen Stadtplan Budapests im Buch – nachvollziehbare Verortung im Straßennetz der Stadt ist der Roman neben einem literarischen Werk auch ein spezifisch dokumentarisches. „Spurensuche“ ist ein eindringliches Werk, das von Erinnerung, Vernetzung und einer nüchternen, fast schon distanzierten Sprache lebt; ein großer Roman, der Vergangenheit und Gegenwart virtuos miteinander verbindet.

Iván Sándors „Spurensuche“ ist ein autobiografisches Dokument über den letzten Kriegswinter des Zweiten Weltkriegs in Budapest: Im Winter 1944/45 flieht der damals vierzehnjährige Iván gemeinsam mit seiner zwölfjährigen Freundin Vera vor einer der letzten großen Deportationswellen, initiiert durch die Deutschen, ausgeführt von den ungarischen Pfeilkreuzlern. Opfer der Deportationen wurden zumeist auf Todesmärsche in Konzentrationslager geschickt oder von den Pfeilkreuzlern ans Donauufer getrieben, erschossen und in den Fluss geworfen. Eine der wenigen Hoffnungen der Untergetauchten im belagerten Budapest waren etwa die Diplomaten Raoul Wallenberg und Carl Lutz, schwedischer beziehungsweise Schweizer Gesandte. Beide retteten unzählige ungarische Juden durch das Ausstellen von Schutzbriefen oder die Einrichtung von etlichen sogenannten Schutzhäusern vor der Deportation und somit dem sicheren Tod.

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In „Spurensuche“ schlägt Sándor Brücken von den Ereignissen in jenem Winter, den er als Vierzehnjähriger überlebt hat, hin zu seinem gegenwärtigen Ich, dass sich im heutigen Budapest auf die Spuren seiner Jugend macht: Er geht die damaligen Wege nach, besucht die Häuser und Keller, in denen er und Vera sich versteckt hielten, und zeichnet auch die Situation Carl Lutz´ nach. Er vermischt individuell Erlebtes und Erinnertes und recherchierte historische Gegebenheiten, vertauscht die Reihenfolge seiner Kapitel zugunsten einer nichtchronologischen Lesart und lässt viele Betroffene der damaligen Ereignisse zu Wort kommen.

Sándors Spurensuche, unterwegs in den Straßen Budapests, belegt durch Fotos, aufgeschriebene Gedanken und Erinnerungen und andere Dokumente, schafft den Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Er vernetzt die grauenhafte Zeit der Morde und Verschleppungen mit deren Auswirkungen auf das Individuum und die Geschichte als solche. Durch konkrete Namensnennung, genaue Datierung und Recherche und – etwa durch einen Stadtplan Budapests im Buch – nachvollziehbare Verortung im Straßennetz der Stadt ist der Roman neben einem literarischen Werk auch ein spezifisch dokumentarisches.

„Spurensuche“ ist ein eindringliches Werk, das von Erinnerung, Vernetzung und einer nüchternen, fast schon distanzierten Sprache lebt; ein großer Roman, der Vergangenheit und Gegenwart virtuos miteinander verbindet.

geschrieben am 25.12.2009 | 349 Wörter | 2311 Zeichen

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