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Die Teilacher


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Rezension von

Johanna Götzendorfer

Die Teilacher 1972 macht sich der junge Alfred Kleefeld auf, den Nachlass des just verstorbenen David Bermann zu ordnen. David war der Freund seiner Mutter, für Alfred lange Jahre eine Art Vaterersatz, für den älteren Bruder hingegen eher ein Rivale. Die Ordnung jener irdischen Dinge, die David in seinem Zimmer im jüdischen Altersheim zurücklässt, bildet aber nur den Rahmen der Geschichte: Die eigentliche Essenz dieses Romans sind die Geschichten, die Davids Freunde erzählen, die Geschichten von David und die gemeinsamen Erlebnisse mit ihm, an die Alfred sich nach und nach immer mehr erinnert. David Bermanns Leben war geprägt von Nationalsozialismus und Antisemitismus, was ihn vor dem Zweiten Weltkrieg zur Emigration nach Frankreich zwang. Trotzdem wurden er und seine gesamte Familie in ein Lager geschickt, David überlebte als einziger diese Hölle und stand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs alleine da. Eben diese Zeit, die letzten Jahre der 1940er Jahre sind es, die den Hauptbestandteil des Romans bilden: Davids Freunde erzählen von dieser ungeordneten, kraftraubenden, anstrengenden und zum Teil auch gefährlichen Zeit, in der sie sich als Teilacher – als jüdische Handlungsreisende – eine Existenz im Land der Täter, im zerstörten Deutschland aufzubauen versuchten. Sie erzählen von ihren Schicksalen im Zweiten Weltkrieg, von der Welt vor dieser schrecklichen Zeit und vor allen Dingen von ihren gemeinsamen Erlebnissen als Teilacher – und das in bester Torberg-Manier: Die Erzählungen der alten Männer sind gespickt mit jiddischen Audrücken und gipfeln meist in einer Pointe, denn Lachen können und wollen sie noch immer. Der Roman spannt einen Bogen von der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bis hin in die 1970er Jahre und schafft es trotz der Tragik der individuellen Erlebnisse, den Lebensmut und die Lebenslust der betroffenen Figuren deutlich zu betonen. Die erzählten Geschichten erinnern tatsächlich stark an die Anekdotensammlung eines Friedrich Torberg und lassen eine schon beinahe verloren geglaubte Welt wieder lebendig werden. Ein sehr empfehlenswerter Roman, der eine bis jetzt eher wenig beachtete Zeitspanne zum Thema hat (nämlich eben die Jahre kurz nach Kriegsende – aus jüdischer Sicht) und sich – gemeinsam mit einer großen Portion ruppigen Humors – mit dieser virtuos auseinandersetzt.

1972 macht sich der junge Alfred Kleefeld auf, den Nachlass des just verstorbenen David Bermann zu ordnen. David war der Freund seiner Mutter, für Alfred lange Jahre eine Art Vaterersatz, für den älteren Bruder hingegen eher ein Rivale.

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Die Ordnung jener irdischen Dinge, die David in seinem Zimmer im jüdischen Altersheim zurücklässt, bildet aber nur den Rahmen der Geschichte: Die eigentliche Essenz dieses Romans sind die Geschichten, die Davids Freunde erzählen, die Geschichten von David und die gemeinsamen Erlebnisse mit ihm, an die Alfred sich nach und nach immer mehr erinnert.

David Bermanns Leben war geprägt von Nationalsozialismus und Antisemitismus, was ihn vor dem Zweiten Weltkrieg zur Emigration nach Frankreich zwang. Trotzdem wurden er und seine gesamte Familie in ein Lager geschickt, David überlebte als einziger diese Hölle und stand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs alleine da. Eben diese Zeit, die letzten Jahre der 1940er Jahre sind es, die den Hauptbestandteil des Romans bilden: Davids Freunde erzählen von dieser ungeordneten, kraftraubenden, anstrengenden und zum Teil auch gefährlichen Zeit, in der sie sich als Teilacher – als jüdische Handlungsreisende – eine Existenz im Land der Täter, im zerstörten Deutschland aufzubauen versuchten.

Sie erzählen von ihren Schicksalen im Zweiten Weltkrieg, von der Welt vor dieser schrecklichen Zeit und vor allen Dingen von ihren gemeinsamen Erlebnissen als Teilacher – und das in bester Torberg-Manier: Die Erzählungen der alten Männer sind gespickt mit jiddischen Audrücken und gipfeln meist in einer Pointe, denn Lachen können und wollen sie noch immer.

Der Roman spannt einen Bogen von der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg bis hin in die 1970er Jahre und schafft es trotz der Tragik der individuellen Erlebnisse, den Lebensmut und die Lebenslust der betroffenen Figuren deutlich zu betonen.

Die erzählten Geschichten erinnern tatsächlich stark an die Anekdotensammlung eines Friedrich Torberg und lassen eine schon beinahe verloren geglaubte Welt wieder lebendig werden. Ein sehr empfehlenswerter Roman, der eine bis jetzt eher wenig beachtete Zeitspanne zum Thema hat (nämlich eben die Jahre kurz nach Kriegsende – aus jüdischer Sicht) und sich – gemeinsam mit einer großen Portion ruppigen Humors – mit dieser virtuos auseinandersetzt.

geschrieben am 17.03.2010 | 348 Wörter | 1966 Zeichen

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