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Psychologie der Vernehmung


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Rezension von

Kristina Scherer

Psychologie der Vernehmung Ziel des vorliegenden Werkes ist es, über die Kunst der korrekten polizeilichen Ver­nehmung aufzuklären. Einzelne Kapitel beantworten Fragen wie „Welche Rolle spie­len die Zeugen innerhalb der Ermittlungen von Kriminalfällen?“, „Warum ist Verneh­mung so wichtig?“ und „Welche Folgen hat unprofessionelles oder unfaires Befra­gungsverhalten?“. Es werden bestimmte Faktoren unter die Lupe genommen, welche störend auf die natürliche Gedächtnisfunktion des Menschen wirken. Ein Inter­viewentwurf dient der strukturellen Gestaltung von Zeugenbefragungen. Die Einfüh­rung in Gesprächsmanagement soll zeigen, wie Polizeibeamte und Psychologen die Kommunikation als wichtigstes aller Vernehmungswerkzeuge erfolgsversprechend einsetzen können, ohne den Zeugen dabei zu unterbrechen oder ihn unter Druck zu setzen. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Vernehmung besonders beein­flussbarer Personengruppen. Menschen mit Entwicklungsstörungen oder (geistigen) Behinderungen werden häufig zu Betroffenen sexuellen Missbrauchs und anderen Formen physischer Gewalt. Obwohl man die Opfer in besonderem Maße betreuen und sich gezielt für ihre Rechte einsetzen müsste, tritt man ihren Aussagen oft mit Skepsis gegenüber. Sie werden entmutigt und regelrecht zu einer vorschnellen Aus­sage genötigt. Man nutzt ihre Behinderung aus und stellt ihnen beispielsweise Ja/Nein- Fragen, welche die Antwort bereits suggerieren oder formuliert Fragestel­lungen mit begrenzten Auswahlmöglichkeiten. Als Sieger geht meist derjenige her­vor, welcher sich sprachlich am besten als Opfer oder Täter präsentieren kann. Milne und Bull kritisieren die Methoden im Umgang mit eingeschränkten Personen und ma­chen dabei deutlich, dass die Vernehmung behinderter Menschen dringend weiterer Verbesserung bedarf. Ebenfalls problematisch erweist sich die Befragung von Kin­dern. Als Beispiel wird der äußerst schwierige Fall im Sommer 1994 aufgeführt, in dem es letztendlich gelang, eine britische Kindersexbande zu verurteilen. Der Pro­zess erstreckte sich über acht Monate und gilt somit als einer der längsten Strafpro­zesse Großbritanniens. Die betroffenen Kinder zeigten sich völlig verängstigt, gede­mütigt und eingeschüchtert. Lange Vernehmungen verschlechterten ihren psychi­schen Zustand zusehends. Die Angeklagten bestritten bis zuletzt die Anschuldigun­gen der Kinder und einer der Verteidiger bezeichnete ihre Aussagen als „reine Fan­tasie“. Bei minder schweren Fällen kann es hilfreich sein, mit Kindern die Abläufe der Tat zu rekonstruieren. Durch einen wiederholten Besuch am Tatort oder das Zeigen von Gegenständen, die unmittelbar mit dem Ereignis in Verbindung stehen, verbessert sich ihre Erinnerungsleistung. Sie können sich an weitaus mehrere Details erinnern. Was man bei der Befragung von Kindern unbedingt beachten muss, ist, die eigene Autorität nicht über die des Kindes zu stellen. Dieses forensisch- psychologische Fachbuch verdeutlicht, dass es nicht der Zwang in eine bestimmte Rolle ist, der einen guten Vernehmer ausmacht, sondern die Fä­higkeit, durch Flexibilität, kommunikative Kompetenz und eine humane Behand­lungsweise zur Wahrheitsfindung beizutragen. Verhöre sollten immer von Mensch zu Mensch, nicht von Mensch zu Täter oder Opfer stattfinden.

Ziel des vorliegenden Werkes ist es, über die Kunst der korrekten polizeilichen Ver­nehmung aufzuklären. Einzelne Kapitel beantworten Fragen wie „Welche Rolle spie­len die Zeugen innerhalb der Ermittlungen von Kriminalfällen?“, „Warum ist Verneh­mung so wichtig?“ und „Welche Folgen hat unprofessionelles oder unfaires Befra­gungsverhalten?“. Es werden bestimmte Faktoren unter die Lupe genommen, welche störend auf die natürliche Gedächtnisfunktion des Menschen wirken. Ein Inter­viewentwurf dient der strukturellen Gestaltung von Zeugenbefragungen. Die Einfüh­rung in Gesprächsmanagement soll zeigen, wie Polizeibeamte und Psychologen die Kommunikation als wichtigstes aller Vernehmungswerkzeuge erfolgsversprechend einsetzen können, ohne den Zeugen dabei zu unterbrechen oder ihn unter Druck zu setzen. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit der Vernehmung besonders beein­flussbarer Personengruppen. Menschen mit Entwicklungsstörungen oder (geistigen) Behinderungen werden häufig zu Betroffenen sexuellen Missbrauchs und anderen Formen physischer Gewalt. Obwohl man die Opfer in besonderem Maße betreuen und sich gezielt für ihre Rechte einsetzen müsste, tritt man ihren Aussagen oft mit Skepsis gegenüber. Sie werden entmutigt und regelrecht zu einer vorschnellen Aus­sage genötigt. Man nutzt ihre Behinderung aus und stellt ihnen beispielsweise Ja/Nein- Fragen, welche die Antwort bereits suggerieren oder formuliert Fragestel­lungen mit begrenzten Auswahlmöglichkeiten. Als Sieger geht meist derjenige her­vor, welcher sich sprachlich am besten als Opfer oder Täter präsentieren kann. Milne und Bull kritisieren die Methoden im Umgang mit eingeschränkten Personen und ma­chen dabei deutlich, dass die Vernehmung behinderter Menschen dringend weiterer Verbesserung bedarf.

Ebenfalls problematisch erweist sich die Befragung von Kin­dern. Als Beispiel wird der äußerst schwierige Fall im Sommer 1994 aufgeführt, in dem es letztendlich gelang, eine britische Kindersexbande zu verurteilen. Der Pro­zess erstreckte sich über acht Monate und gilt somit als einer der längsten Strafpro­zesse Großbritanniens. Die betroffenen Kinder zeigten sich völlig verängstigt, gede­mütigt und eingeschüchtert. Lange Vernehmungen verschlechterten ihren psychi­schen Zustand zusehends. Die Angeklagten bestritten bis zuletzt die Anschuldigun­gen der Kinder und einer der Verteidiger bezeichnete ihre Aussagen als „reine Fan­tasie“.

Bei minder schweren Fällen kann es hilfreich sein, mit Kindern die Abläufe der Tat zu rekonstruieren. Durch einen wiederholten Besuch am Tatort oder das Zeigen von Gegenständen, die unmittelbar mit dem Ereignis in Verbindung stehen, verbessert sich ihre Erinnerungsleistung. Sie können sich an weitaus mehrere Details erinnern. Was man bei der Befragung von Kindern unbedingt beachten muss, ist, die eigene Autorität nicht über die des Kindes zu stellen.

Dieses forensisch- psychologische Fachbuch verdeutlicht, dass es nicht der Zwang in eine bestimmte Rolle ist, der einen guten Vernehmer ausmacht, sondern die Fä­higkeit, durch Flexibilität, kommunikative Kompetenz und eine humane Behand­lungsweise zur Wahrheitsfindung beizutragen. Verhöre sollten immer von Mensch zu Mensch, nicht von Mensch zu Täter oder Opfer stattfinden.

geschrieben am 02.09.2003 | 421 Wörter | 2909 Zeichen

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