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Eduard Arnhold (1849-1925)


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Rezension von

Max Bloch

Eduard Arnhold (1849-1925) Mit seiner „biographischen Studie“ über den Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Eduard Arnhold führt Michael Dorrmann den Leser in die versunkene Welt jüdischen Groß- und Wirtschaftsbürgertums in Deutschland. In thematischer Gliederung werden familiäres Herkommen, unternehmerischer Erfolg, philanthropisches und politisches Engagement eines bereits zu Lebzeiten einflussreichen, doch weithin unbekannten Repräsentanten der deutsch-jüdischen Wirtschaftselite untersucht. Im Brennpunkt des Interesses stehen hierbei die „Pflichten des Reichtums“, denen Arnhold sich unterwarf und denen er mit 8,5 Millionen Mark rund ein Viertel seines Vermögens opferte. Sein Selbstverständnis als „gemeinnütziger Unternehmer“ scheint gerade auch angesichts jüngerer Diskussionen um „Managergehälter“ u.ä. einer vergangenen Zeit zugehörig, in der das Diktum Carnegies galt, dass es eine Schande sei, reich zu sterben. Arnolds unternehmerische Leistung als Kopf der Großhandelsfirma „Caesar Wollheim“, die sich mit ihrem Wettbewerber „Emanuel Friedlaender“ das profitable Geschäft des oberschlesischen Steinkohlenhandels teilte, wird akribisch gewürdigt, wobei die Entwicklung des oberschlesischen Industriereviers, der Kampf gegen die rheinisch-westfälische, vor allem aber die englische Konkurrenz bis zur Teilung des Gebietes 1921 mit Sachverstand behandelt werden. Anders als sein Konkurrent Friedlaender-Fuld, ein „Mann mit zugeknöpften Taschen“ (A. Ballin), hat Arnhold sein Vermögen jedoch in bemerkenswerter Weise in soziale und kulturpolitische Projekte investiert, unter denen besonders die Stiftung der „Villa Massimo“ in Rom, der Unterhalt eines reformpädagogisch orientierten Kinderheims bei Berlin und seine Verdienste um den Aufbau der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft hervorzuheben sind. Vor allem auf dem Gebiete der Kunst hat Arnhold Bahnbrechendes geleistet. In Kooperation mit den Museumsdirektoren Bode und Tschudi war er der wohl wichtigste Finanzier des deutschen ebenso wie des französischen Impressionismus, den er – anders als den aufkommenden Expressionismus – als originär bürgerliche Kunst verstand und förderte. Bemerkenswert ist vor allem, dass es ihm unerheblich schien, ob er ein Gemälde für seine – damals schon legendäre – Privatsammlung oder für staatliche Galerien erwarb. Eigenes wirtschaftliches und kulturpolitisches Handeln verstand er stets als einen Dienst am Staat, so dass sich die Sphären vermischten. Wo sich Verwaltungen träge, Budgetkommissionen störrisch zeigten, sprang Arnhold ein und leistete als Privatmann, das, wie Maximilian Harden spöttelte, „was jeder nicht bankerotte Staat leisten müsste“. Dorrmann spricht von einem regelrechten „Bündnis zwischen Unternehmer und Staat“, von einer Rollenverteilung, die letztlich beiden Partnern Vorteile sicherte: dem Staat einen Zugewinn an kulturellem Prestige, dem Mäzen jene gesellschaftliche Ehrerbietung, die im Falle Arnholds selbst von allerhöchster Stelle überliefert ist. Arnhold, der die Taufe für sich ablehnte, sein Adoptivkind jedoch im christlichen Glauben erzog, setzte damit ein deutliches Zeichen seines Selbstbewusstseins als jüdischer Bürger und deutscher Patriot. Als „Anhänger des (national-)liberalen, gemäßigt fortschrittlichen Flügels des Judentums“, trat er für ein modernes, künstlerisch aufgeschlossenes, starkes und machtbewusstes Deutschland ein. Seine Lebensgeschichte ist somit auch die Erfolgsgeschichte deutsch-jüdischer Akkulturation, für die sein Name ebenso steht wie der eines Albert Ballin oder Walther Rathenau. 1925 verstorben, musste er die nationalsozialistische Barbarei nicht mehr gewärtigen. Eine solche Entwicklung hätte Arnhold, wie Michael Dorrman am Schluss seiner kenntnisreichen Studie schreibt, in dem Kulturland Deutschland wohl „nicht für möglich gehalten“.

Mit seiner „biographischen Studie“ über den Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen Eduard Arnhold führt Michael Dorrmann den Leser in die versunkene Welt jüdischen Groß- und Wirtschaftsbürgertums in Deutschland. In thematischer Gliederung werden familiäres Herkommen, unternehmerischer Erfolg, philanthropisches und politisches Engagement eines bereits zu Lebzeiten einflussreichen, doch weithin unbekannten Repräsentanten der deutsch-jüdischen Wirtschaftselite untersucht. Im Brennpunkt des Interesses stehen hierbei die „Pflichten des Reichtums“, denen Arnhold sich unterwarf und denen er mit 8,5 Millionen Mark rund ein Viertel seines Vermögens opferte. Sein Selbstverständnis als „gemeinnütziger Unternehmer“ scheint gerade auch angesichts jüngerer Diskussionen um „Managergehälter“ u.ä. einer vergangenen Zeit zugehörig, in der das Diktum Carnegies galt, dass es eine Schande sei, reich zu sterben.

Arnolds unternehmerische Leistung als Kopf der Großhandelsfirma „Caesar Wollheim“, die sich mit ihrem Wettbewerber „Emanuel Friedlaender“ das profitable Geschäft des oberschlesischen Steinkohlenhandels teilte, wird akribisch gewürdigt, wobei die Entwicklung des oberschlesischen Industriereviers, der Kampf gegen die rheinisch-westfälische, vor allem aber die englische Konkurrenz bis zur Teilung des Gebietes 1921 mit Sachverstand behandelt werden. Anders als sein Konkurrent Friedlaender-Fuld, ein „Mann mit zugeknöpften Taschen“ (A. Ballin), hat Arnhold sein Vermögen jedoch in bemerkenswerter Weise in soziale und kulturpolitische Projekte investiert, unter denen besonders die Stiftung der „Villa Massimo“ in Rom, der Unterhalt eines reformpädagogisch orientierten Kinderheims bei Berlin und seine Verdienste um den Aufbau der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft hervorzuheben sind.

Vor allem auf dem Gebiete der Kunst hat Arnhold Bahnbrechendes geleistet. In Kooperation mit den Museumsdirektoren Bode und Tschudi war er der wohl wichtigste Finanzier des deutschen ebenso wie des französischen Impressionismus, den er – anders als den aufkommenden Expressionismus – als originär bürgerliche Kunst verstand und förderte. Bemerkenswert ist vor allem, dass es ihm unerheblich schien, ob er ein Gemälde für seine – damals schon legendäre – Privatsammlung oder für staatliche Galerien erwarb. Eigenes wirtschaftliches und kulturpolitisches Handeln verstand er stets als einen Dienst am Staat, so dass sich die Sphären vermischten. Wo sich Verwaltungen träge, Budgetkommissionen störrisch zeigten, sprang Arnhold ein und leistete als Privatmann, das, wie Maximilian Harden spöttelte, „was jeder nicht bankerotte Staat leisten müsste“. Dorrmann spricht von einem regelrechten „Bündnis zwischen Unternehmer und Staat“, von einer Rollenverteilung, die letztlich beiden Partnern Vorteile sicherte: dem Staat einen Zugewinn an kulturellem Prestige, dem Mäzen jene gesellschaftliche Ehrerbietung, die im Falle Arnholds selbst von allerhöchster Stelle überliefert ist.

Arnhold, der die Taufe für sich ablehnte, sein Adoptivkind jedoch im christlichen Glauben erzog, setzte damit ein deutliches Zeichen seines Selbstbewusstseins als jüdischer Bürger und deutscher Patriot. Als „Anhänger des (national-)liberalen, gemäßigt fortschrittlichen Flügels des Judentums“, trat er für ein modernes, künstlerisch aufgeschlossenes, starkes und machtbewusstes Deutschland ein. Seine Lebensgeschichte ist somit auch die Erfolgsgeschichte deutsch-jüdischer Akkulturation, für die sein Name ebenso steht wie der eines Albert Ballin oder Walther Rathenau. 1925 verstorben, musste er die nationalsozialistische Barbarei nicht mehr gewärtigen. Eine solche Entwicklung hätte Arnhold, wie Michael Dorrman am Schluss seiner kenntnisreichen Studie schreibt, in dem Kulturland Deutschland wohl „nicht für möglich gehalten“.

geschrieben am 18.02.2008 | 482 Wörter | 3415 Zeichen

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