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Hellboy: Ruf der Finsternis


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Informationen zum Buch
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  Buchreihe
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  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Frank Drehmel

Ruf der Finsternis Nachdem ihn seine Abenteuer rund um den Globus fĂŒhrten, genießt Hellboy ein paar ruhige Tage in good old England auf dem Anwesen Harry Middletones, eines alten Freundes seines Ziehvaters Trevor Bruttenholm. Doch die Ruhe wĂ€hrt nicht lange, denn die Hexen von England, deren unterschiedliche StĂ€mme in stetigem Streit miteinander leben, möchten Red zu ihrem König machen, da Igor Bromhead Hekate, ihre frĂŒhere AnfĂŒhrerin, unter seinen Willen gezwungen hat. Als Hellboy dem Ansinnen der Hexen mit den Worten, “Geht zum Teufel, MĂ€dels!”, eine ĂŒberdeutliche Absage erteilt, findet er sich kurz darauf in einem mythischen Zwischenreich wieder, das von seiner alten Bekannten, der Baba Jaga, beherrscht wird. Diese bösartige Kreatur trĂ€gt unserem Helden immer noch den Verlust ihres Auges nach, scheut allerdings die direkte Konfrontation. Daher schickt sie den verfluchten Krieger Koshej in den Kampf, der solange unsterblich ist, bis jemand seine Seele, die sich im Besitz der Baba Jaga befindet, vernichtet. Und dieser nahezu unbezwingbare KriegerfĂŒrst erweist sich fĂŒr Hellboy als eine Herausforderung, gegen die er ohne fremde Hilfe nicht bestehen wird. Es gibt nur zwei Comic-Reihen des “neueren” US-amerikanischen Mainstreams, die, auch wenn ihnen völlig unterschiedliche AnsĂ€tze zu Grunde liegen, ihren hohen erzĂ€hlerischen Standard (fast) durchgĂ€ngig fĂŒr mehrere Jahre aufrecht erhalten konnten. Die eine ist Neil Gaimans “Sandman”, die andere Mike Mignolas “Hellboy”. Und so bietet auch dieses neunte Hellboy-Tradepaperback eine Geschichte, die zwar thematisch, in den Charakterzeichnungen und vom Aufbau her nicht lĂ€nger tief in der Pulp-Literatur verwurzelt ist, die aber nach wie vor eine durchdringende IntensitĂ€t sowie inhaltliche FĂŒlle an den Tag legt. Viktorianischer Horror, AnklĂ€nge an Macbeth, an germanische (Yggdrasil), keltische (Gruagach), slawische (Koschej, Leshii), Ă€gyptische (Toth), griechische (Hekate) und russische (Baba Jaga) Mythologien bzw. MĂ€rchen und ein Held, der dem Unbill, welches der Erde durch die alptraumhaften Figuren droht, mit geradezu provzierender LĂ€ssigkeit und Coolness gegenĂŒbertritt - “Kacke” bzw. das etwas geschwĂ€tzigere “Oh, Kacke!” werden durch Hellboy zu einem geradezu geflĂŒgelten Wort -, machen “Der Ruf der Finsternis” zu einem Riesenspektakel und ebenso großen Spaß selbst fĂŒr jene Leser, die mit den zahlreichen BezĂŒgen auf vergangene Abenteuer nur wenig anfangen können. Dass das Tradepaperback ein weiteres Highlight der Hellboy-Serie darstellt, liegt nicht unwesentlich an der Figur des Koshej, des unsterblichen Kriegers, der - des Kampfes lĂ€ngst mĂŒde - von der Baba Jaga gezwungen wird, ein ums andere Mal gegen den Red anzutreten und dem trotz aller Gnadenlosigkeit von Anfang an eine gewisse Ehrenhaftigkeit sowie unĂŒbersehbare Tragik innewohnen; und es liegt daran, dass es Mignola gelingt, den Spannungsbogen des hin- und herwogenden Kampfes der beiden Giganten fĂŒr viele Seiten aufrecht zu erhalten. (Apropos Spannungsbogen: die orakelhaften bzw. mysteriösen Andeutungen in gleich zwei Epilogen lassen den Leser mit Ungeduld dem nĂ€chsten BĂ€nden entgegenfiebern.) Da er sich neuen Projekten widmen wollte, sah sich Mike Mignola gezwungen, die grafische Umsetzung seiner Ideen in fremde HĂ€nde zu legen. Seine Wahl fiel auf Duncan Fegredo; und spĂ€testens nach diesem Band ist klar, dass es eine Ă€ußerst glĂŒckliche Wahl war. Fegredo gelingt es anscheinend mĂŒhelos, Mignolas unverwechselbaren, harten Stil in seinem Artwork zu zitieren, ohne dabei die eigene Handschrift zu vernachlĂ€ssigen. Die Form der Verschattungen, die eckigen Konturen der Bildelemente Ă€hneln stark Mignolas Ansatz; insgesamt jedoch bedient sich Fegredo eines diffizileren, feingliedrigeren und deutlich detaillierteren Duktus’. Dadurch wird Hellboy sicherlich auch jenen Lesern zugĂ€nglicher, die sich bisher mit Mignolas schroffen Stil nicht anfreunden konnten oder wollten. FĂŒr die Koloration zeichnet mit Dave Stewart ein “Eisner Award”-gekrönter KĂŒnstler verantwortlich, dessen nahezu perfekte Farbgebung fĂŒr die AtmosphĂ€re der Story nicht weniger maßgeblich ist als der Beitrag Fegedros. Das die Panels dominierende Dunkelblau und Grau wird immer wieder sowohl durch vereinzelte andersfarbige Akzente - insbesondere durch das Rot bzw. Rotbraun von Hellboys Haut -, als auch grĂ¶ĂŸere Passagen ins TrĂŒbe spielenden Gelbs und Orange durchbrochen. Dadurch erfahren die Bilder und somit die Story eine zusĂ€tzliche visuelle Dynamik, ohne dass der dĂŒstere Grundtenor verloren geht. Auf der redaktionellen Seite erwarten den Leser neben einem geschwĂ€tzigen, ĂŒberflĂŒssigen Vorwort Jane Yolens informative - da von Fegredo kommentierte - Einblicke in das Sketchbook des KĂŒnstlers sowie jeweils ein Interview mit Mignola und seinem zeichnerischen Nachfolger. Fazit: Eine dichte, komplexe Story, welche mit zahlreichen Mythen spielt, coole SprĂŒche sowie das exzellente Artwork in der Tradition Mignolas machen auch diesen neunten Hellboy-Band zu einem heißen Tipp fĂŒr jeden Comic-Fan.

Nachdem ihn seine Abenteuer rund um den Globus fĂŒhrten, genießt Hellboy ein paar ruhige Tage in good old England auf dem Anwesen Harry Middletones, eines alten Freundes seines Ziehvaters Trevor Bruttenholm.

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18.02.2018
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18.02.2018
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Doch die Ruhe wĂ€hrt nicht lange, denn die Hexen von England, deren unterschiedliche StĂ€mme in stetigem Streit miteinander leben, möchten Red zu ihrem König machen, da Igor Bromhead Hekate, ihre frĂŒhere AnfĂŒhrerin, unter seinen Willen gezwungen hat.

Als Hellboy dem Ansinnen der Hexen mit den Worten, “Geht zum Teufel, MĂ€dels!”, eine ĂŒberdeutliche Absage erteilt, findet er sich kurz darauf in einem mythischen Zwischenreich wieder, das von seiner alten Bekannten, der Baba Jaga, beherrscht wird. Diese bösartige Kreatur trĂ€gt unserem Helden immer noch den Verlust ihres Auges nach, scheut allerdings die direkte Konfrontation. Daher schickt sie den verfluchten Krieger Koshej in den Kampf, der solange unsterblich ist, bis jemand seine Seele, die sich im Besitz der Baba Jaga befindet, vernichtet. Und dieser nahezu unbezwingbare KriegerfĂŒrst erweist sich fĂŒr Hellboy als eine Herausforderung, gegen die er ohne fremde Hilfe nicht bestehen wird.

Es gibt nur zwei Comic-Reihen des “neueren” US-amerikanischen Mainstreams, die, auch wenn ihnen völlig unterschiedliche AnsĂ€tze zu Grunde liegen, ihren hohen erzĂ€hlerischen Standard (fast) durchgĂ€ngig fĂŒr mehrere Jahre aufrecht erhalten konnten. Die eine ist Neil Gaimans “Sandman”, die andere Mike Mignolas “Hellboy”.

Und so bietet auch dieses neunte Hellboy-Tradepaperback eine Geschichte, die zwar thematisch, in den Charakterzeichnungen und vom Aufbau her nicht lĂ€nger tief in der Pulp-Literatur verwurzelt ist, die aber nach wie vor eine durchdringende IntensitĂ€t sowie inhaltliche FĂŒlle an den Tag legt.

Viktorianischer Horror, AnklĂ€nge an Macbeth, an germanische (Yggdrasil), keltische (Gruagach), slawische (Koschej, Leshii), Ă€gyptische (Toth), griechische (Hekate) und russische (Baba Jaga) Mythologien bzw. MĂ€rchen und ein Held, der dem Unbill, welches der Erde durch die alptraumhaften Figuren droht, mit geradezu provzierender LĂ€ssigkeit und Coolness gegenĂŒbertritt - “Kacke” bzw. das etwas geschwĂ€tzigere “Oh, Kacke!” werden durch Hellboy zu einem geradezu geflĂŒgelten Wort -, machen “Der Ruf der Finsternis” zu einem Riesenspektakel und ebenso großen Spaß selbst fĂŒr jene Leser, die mit den zahlreichen BezĂŒgen auf vergangene Abenteuer nur wenig anfangen können.

Dass das Tradepaperback ein weiteres Highlight der Hellboy-Serie darstellt, liegt nicht unwesentlich an der Figur des Koshej, des unsterblichen Kriegers, der - des Kampfes lĂ€ngst mĂŒde - von der Baba Jaga gezwungen wird, ein ums andere Mal gegen den Red anzutreten und dem trotz aller Gnadenlosigkeit von Anfang an eine gewisse Ehrenhaftigkeit sowie unĂŒbersehbare Tragik innewohnen; und es liegt daran, dass es Mignola gelingt, den Spannungsbogen des hin- und herwogenden Kampfes der beiden Giganten fĂŒr viele Seiten aufrecht zu erhalten.

(Apropos Spannungsbogen: die orakelhaften bzw. mysteriösen Andeutungen in gleich zwei Epilogen lassen den Leser mit Ungeduld dem nÀchsten BÀnden entgegenfiebern.)

Da er sich neuen Projekten widmen wollte, sah sich Mike Mignola gezwungen, die grafische Umsetzung seiner Ideen in fremde HĂ€nde zu legen. Seine Wahl fiel auf Duncan Fegredo; und spĂ€testens nach diesem Band ist klar, dass es eine Ă€ußerst glĂŒckliche Wahl war. Fegredo gelingt es anscheinend mĂŒhelos, Mignolas unverwechselbaren, harten Stil in seinem Artwork zu zitieren, ohne dabei die eigene Handschrift zu vernachlĂ€ssigen. Die Form der Verschattungen, die eckigen Konturen der Bildelemente Ă€hneln stark Mignolas Ansatz; insgesamt jedoch bedient sich Fegredo eines diffizileren, feingliedrigeren und deutlich detaillierteren Duktus’. Dadurch wird Hellboy sicherlich auch jenen Lesern zugĂ€nglicher, die sich bisher mit Mignolas schroffen Stil nicht anfreunden konnten oder wollten.

FĂŒr die Koloration zeichnet mit Dave Stewart ein “Eisner Award”-gekrönter KĂŒnstler verantwortlich, dessen nahezu perfekte Farbgebung fĂŒr die AtmosphĂ€re der Story nicht weniger maßgeblich ist als der Beitrag Fegedros. Das die Panels dominierende Dunkelblau und Grau wird immer wieder sowohl durch vereinzelte andersfarbige Akzente - insbesondere durch das Rot bzw. Rotbraun von Hellboys Haut -, als auch grĂ¶ĂŸere Passagen ins TrĂŒbe spielenden Gelbs und Orange durchbrochen. Dadurch erfahren die Bilder und somit die Story eine zusĂ€tzliche visuelle Dynamik, ohne dass der dĂŒstere Grundtenor verloren geht.

Auf der redaktionellen Seite erwarten den Leser neben einem geschwĂ€tzigen, ĂŒberflĂŒssigen Vorwort Jane Yolens informative - da von Fegredo kommentierte - Einblicke in das Sketchbook des KĂŒnstlers sowie jeweils ein Interview mit Mignola und seinem zeichnerischen Nachfolger.

Fazit: Eine dichte, komplexe Story, welche mit zahlreichen Mythen spielt, coole SprĂŒche sowie das exzellente Artwork in der Tradition Mignolas machen auch diesen neunten Hellboy-Band zu einem heißen Tipp fĂŒr jeden Comic-Fan.

geschrieben am 30.10.2008 | 699 Wörter | 4407 Zeichen

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