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Stefan George


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Stefan George Der zweite Band von »Zeitgenössische Dichter«, der als XVI. Band der Sämtlichen Werke von Stefan George in 18 Bänden bei Klett-Cotta erscheint, enthält Nachdichtungen von Verlaine, Mallarmé, Rimbaud, de Regnier, d’Annunzio und Rolicz-Lieder. Dandys unter sich, ist man geneigt zu sagen und trifft damit ein wesentliches Element der hier versammelten Texte. Denn es ist die tiefe Bewunderung dieser Dichter, die George dazu trieb, sie auch in Deutschland zugänglich zu machen. Unter den Schriftstellern, die er in Paris persönlich kennenlernte, hat ihn wohl Stéphane Mallarmé am stärksten beeindruckt. Mallarmé war seit den 1880er Jahren die maßgebliche Autorität des literarischen Paris. Er vermochte nach allgemeiner Auffassung am meisten aus der Sprache zu machen. Und sein Urteil über andere Dichter wog am schwersten. Stefan George sprach nicht zuletzt über seinen eigenen Wunsch entsprechend wahrgenommen zu werden, als er über den Bewunderten schrieb: Deshalb o dichter nennen dich genossen und jünger so gerne meister weil du am wenigsten nachgeahmt werden kannst und doch so grosses über sie vermochtest. Als George im Sommer 1889 Zutritt bekommt zu den legendären mardi, den dienstäglichen Salonabenden in Mallarmés Wohnung in der Rue de Rome, ist er gerade 21 Jahre alt und hat noch keine Zeile veröffentlicht. Ihn prägen die Zusammenkünfte nachhaltig. Es ist der gediegene Umgang Mallarmés, seine souveräne Ruhe und nonchalante Höflichkeit. Dazu passt sein geistiges Flanieren. Ein Stichwort genügte, und der Meister parlierte ausgehend von einer Zeitungsnotiz, einer Ausstellungseröffnung oder einem zuvor besuchten Konzert über vielerlei intellektuelle Abzweigungen durch geistige Labyrinthe. Die Klarheit seiner Gedanken soll die Gäste in ihren Bann gezogen haben. Sein deutscher Bewunderer lernte aber vor allem, dass Dichtung mehr als ein Handwerk ist. Es genügt nicht, Worte stilvoll aneinander zu reihen. Mallarmé zeigte ihm durch seine ganze Art Dichtung als Haltung. Der wahre Dichter ist ein Gesamtkunstwerk. So kann es nicht verwundern, dass George in seinen zweiten Band der Zeitgenössischen Dichter unter nur drei Gedichten von Mallarmé die »Erscheinung« mit aufnimmt. Der mond war in trauer und weinende engel im traum • Den bogen in ihren händen im blumigen raum • Im hauchenden • liessen aus den sterbenden saiten Wie weisse seufzer auf azurne kelche gleiten. Es war deines ersten kusses gesegneter tag. Mein schwärmen quälte mich mit geisselndem schlag Und tauchte mich weise unter im dufte der trauer Der ohne nachgeschmack lässt und ohne bedauern Das pflücken eines traums fürs herz das ihn pflückt. Ich irrte das auge aufs alternde pflaster entrückt – Da kamst du mit der sonne im haar auf den wegen Und in dem abend auf einmal mir lächelnd entgegen. Ich glaubte ich sähe die fee im strahlenhut Die einst überm schlaf des verwöhnten kindes geruht Mit halbverschlossenen händen vorübergleiten Draus weisse sträusse von duftenden sternen schneiten.

Der zweite Band von »Zeitgenössische Dichter«, der als XVI. Band der Sämtlichen Werke von Stefan George in 18 Bänden bei Klett-Cotta erscheint, enthält Nachdichtungen von Verlaine, Mallarmé, Rimbaud, de Regnier, d’Annunzio und Rolicz-Lieder.

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Dandys unter sich, ist man geneigt zu sagen und trifft damit ein wesentliches Element der hier versammelten Texte. Denn es ist die tiefe Bewunderung dieser Dichter, die George dazu trieb, sie auch in Deutschland zugänglich zu machen.

Unter den Schriftstellern, die er in Paris persönlich kennenlernte, hat ihn wohl Stéphane Mallarmé am stärksten beeindruckt. Mallarmé war seit den 1880er Jahren die maßgebliche Autorität des literarischen Paris. Er vermochte nach allgemeiner Auffassung am meisten aus der Sprache zu machen. Und sein Urteil über andere Dichter wog am schwersten. Stefan George sprach nicht zuletzt über seinen eigenen Wunsch entsprechend wahrgenommen zu werden, als er über den Bewunderten schrieb:

Deshalb o dichter nennen dich genossen und jĂĽnger so gerne meister

weil du am wenigsten nachgeahmt werden kannst

und doch so grosses ĂĽber sie vermochtest.

Als George im Sommer 1889 Zutritt bekommt zu den legendären mardi, den dienstäglichen Salonabenden in Mallarmés Wohnung in der Rue de Rome, ist er gerade 21 Jahre alt und hat noch keine Zeile veröffentlicht. Ihn prägen die Zusammenkünfte nachhaltig. Es ist der gediegene Umgang Mallarmés, seine souveräne Ruhe und nonchalante Höflichkeit. Dazu passt sein geistiges Flanieren. Ein Stichwort genügte, und der Meister parlierte ausgehend von einer Zeitungsnotiz, einer Ausstellungseröffnung oder einem zuvor besuchten Konzert über vielerlei intellektuelle Abzweigungen durch geistige Labyrinthe. Die Klarheit seiner Gedanken soll die Gäste in ihren Bann gezogen haben. Sein deutscher Bewunderer lernte aber vor allem, dass Dichtung mehr als ein Handwerk ist. Es genügt nicht, Worte stilvoll aneinander zu reihen. Mallarmé zeigte ihm durch seine ganze Art Dichtung als Haltung. Der wahre Dichter ist ein Gesamtkunstwerk.

So kann es nicht verwundern, dass George in seinen zweiten Band der Zeitgenössischen Dichter unter nur drei Gedichten von Mallarmé die »Erscheinung« mit aufnimmt.

Der mond war in trauer und weinende engel im traum •

Den bogen in ihren händen im blumigen raum •

Im hauchenden • liessen aus den sterbenden saiten

Wie weisse seufzer auf azurne kelche gleiten.

Es war deines ersten kusses gesegneter tag.

Mein schwärmen quälte mich mit geisselndem schlag

Und tauchte mich weise unter im dufte der trauer

Der ohne nachgeschmack lässt und ohne bedauern

Das pflĂĽcken eines traums fĂĽrs herz das ihn pflĂĽckt.

Ich irrte das auge aufs alternde pflaster entrückt –

Da kamst du mit der sonne im haar auf den wegen

Und in dem abend auf einmal mir lächelnd entgegen.

Ich glaubte ich sähe die fee im strahlenhut

Die einst überm schlaf des verwöhnten kindes geruht

Mit halbverschlossenen händen vorübergleiten

Draus weisse sträusse von duftenden sternen schneiten.

geschrieben am 10.11.2011 | 449 Wörter | 2593 Zeichen

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