ISBN | 1403976279 | |
Autor | Lanny Ebenstein | |
Verlag | Palgrave Macmillan | |
Sprache | englisch | |
Seiten | 288 | |
Erscheinungsjahr | 2007 | |
Extras | gebundene Ausgabe |
Milton Friedman ist neben John Maynard Keynes wohl der einflussreichste Ökonom des 20. Jahrhunderts. Lanny Ebenstein hat kurz vor Friedmans Tod am 16. November 2006 seine Biographie über Friedman abgeschlossen, die Leben und Lebenswerk des Wirtschaftsnobelpreisträgers beleuchtet.
Das Buch erfĂĽllt sicherlich nicht die Funktion einer groĂź angelegten wissenschaftlichen Biographie. Als EinfĂĽhrung und Ăśberblick ĂĽber Leben und Werk von Milton Friedman ist es aber eine wertvolle LektĂĽre, besonders solange keine umfassenden, quellenkritischen Arbeiten von Historikern vorliegen.
Kennzeichnend für Friedmans wissenschaftliche Methode ist sein ausgeprägter Empirismus. Friedman selbst machte keinen Hehl aus der Bewunderung für Keynes theoretische Fähigkeiten. Er bezweifelte nicht ihre theoretische Schlüssigkeit, sondern hielt sie empirisch für falsch. Friedmans wissenschaftstheoretischer Ansatz ist von Karl Popper geprägt. Wie Popper glaubte auch Friedmann, dass jede wissenschaftliche Theorie „getestet“ werden muss.
Das fundamentale Hauptwerk „A Monetary History of the United States“ ist die praktische Umsetzung seiner erkenntnistheoretischen Annahmen. Es ist der Versuch seine Grundthese, dass Inflation immer ein monetäres Phänomen sei, anhand der Finanzgeschichte der Vereinigten Staaten empirisch zu überprüfen.
Milton Friedman trat im Laufe seines Lebens mit zahlreichen konkreten politischen Vorschlägen hervor. Friedman entwickelte die Idee der negativen Einkommensteuer und das Konzept, das Bildungssystem auf der Basis von Bildungsgutscheinen zu erneuern. Besondere Irritationen löste Friedmans Vorschlag aus, Drogenkonsum generell zu legalisieren, und somit das organisierte Verbrechen zu besiegen. Friedman erhoffte sich einen ähnlichen Effekt wie mit der Abschaffung der Prohibition Anfang der 1930er Jahre.
Friedman unterstützte als Berater einen Präsidentschaftskandidaten und zwei Präsidenten: Barry Goldwater, Richard Nixon und Ronald Reagan. Sein Einfluss auf Politik und Öffentlichkeit ist mit dem anderer Ökonomen – bis auf Keynes – kaum vergleichbar. Ein Beispiel ist etwa die populäre Serie „Free to Choose", die ein breites Publikum mit Friedmans wirtschaftspolitischen Ideen bekannt machte.
Aufgrund seiner Bekanntheit war Friedman aber auch massiven Angriffen ausgesetzt. Seine Gegner stellten vor allem den Einfluss Friedmans monetaristischer Schule auf die Wirtschaftspolitik des chilenischen Diktator Pinochet heraus. Friedmans Gespräche mit dem kommunistischen Regime waren wesentlich intensiver (und global gesehen wohl auch folgenreicher) als mit den Machthabern in Chile, ohne dass ihm dies je vorgeworfen wurde.
Der ganzen Bedeutung des führenden Liberalen im Kontext des Kalten Krieges, dem Durchbruch von Reagonimics und Thatcherismus und der Transformation der kommunistischen Staaten, harrt noch seiner Aufarbeitung. Eine solche Aufarbeitung kann diese kurze Biographie nicht leisten, doch ich empfehle das Buch jedem, der sich ohne größeren Aufwand ein Grundwissen über Leben und Werk von Milton Friedman aneignen möchte. Das Buch ist in einem gut verständlichen Englisch geschrieben und flüssig zu lesen.
geschrieben am 03.08.2007 | 413 Wörter | 2786 Zeichen
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