Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Lässliche Todsünden


Statistiken
  • 8322 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Johanna Götzendorfer

Lässliche Todsünden Allein der knackige rote Apfel, der den Umschlag des neuesten Werkes von Eva Menasse ziert, verleitet zu biblischen Assoziationen: Lässliche Todsünden heißt der Roman, der Apfel scheint auf die Erbsünde hinzudeuten. Unter Lässlichen Todsünden versteht man im Roman die sieben sogenannten Hauptlaster, die nur umgangssprachlich zu Todsünden umbenannt wurden: Theologisch versteht man unter „Todsünde“ ein freiwillig und bei vollem Bewusstsein begangenes Vergehen wie etwa Mord oder Glaubensabfall. Menasses Todsünden allerdings sind Charakterschwächen, persönliche Defizite, die Demotivation und Verfehlungen einer ganzen Gesellschaft. In sieben kurzen Kapiteln, jedes einer der Lässlichen Todsünden – von Trägheit über Wollust bis hin zu Habgier – namentlich zugeordnet, bietet die in Berlin lebende Österreicherin vor allen Dingen eine Milieustudie des Wiener Lebens. In jedem Kapitel zeichnet sie anhand neuer Charaktere und Lebenssituationen Porträts einer Gesellschaftsschicht, die sich wohl am ehesten als die Wiener Intellektuellenszene bezeichnen lässt: Regisseure, Schriftsteller, Professoren, Dichter, Angehörige des alten Adels und noch viele mehr werden von Menasse (mehr oder weniger gut) konstruiert, personfiziert und nachgezeichnet um dann in einer konkreten oder auch sich über Jahre und Jahrezehnte hinziehende Lebenssituation dem Leser dargestellt. Glücklich sind sie alle nicht, keine Frage, aber die jeweilige, dam Kapitel Namen gebende Todsünde versteckt sich zumeist in den Details, den Kleinigkeiten und zeigt sich dem Leser nicht sofort in ihrer ganzen Größe und Schwerwiegenheit. Eben dies macht den Roman, dessen Sprache sehr an Alltagssprache angelehnt ist, pragmatisch und praktisch, nicht poetisch oder sonderlich künstlerisch, zur spannenden Lektüre: Denn sind die Protagonisten teilweise zu wenig tiefgehend, zu flach und übersichtlich skizziert, ohne große charakterliche Eigenheiten, die sie realistischer aussehen lassen würden, so ist es doch die Suche nach und das Rätseln um die jeweilige Todsünde. Wo ist sie zu finden? Geht sie vom Protagonisten aus oder betrifft sie ihn in seinem Umfeld? Inwieweit beeinflusst sie die Situation? Eben dadurch dass Menasse die titelgebenden Todsünden nicht herausspringend auffällig in die Kapitel integriert hat und der Leser sich bewusst Gedanken darüber macht, schafft sie es, mit dem Roman in die Tiefe zu gehen. Die Verstrickungen der verschiedenen Protagonisten untereinander – Figuren aus anderen Kapitel tauchen auf, gleiche Cafés und Beisl werden besucht, und dergleichen – gleichen mehr einem Versuch, der nicht sonderlich gut gelang und scheinen nicht konsequent beibehalten worden zu sein: Es ist eher irritierend in den letzten paar Kapiteln auf bekannte Charktere zu stoßen, die sich dann allzu unauffällig in die Gesamtsituation einzuordnen versuchen und sich selbst durch dem Leser bekannte Wesenszüge noch einmal darstellen wollen. Menasse zeichnet in "Lässliche Todsünden" ein spezifisches und kein allgemeingültiges Gesellschaftsbild. Sie versucht nicht, konkrete Situationen einer Todsünde zuzuordnen, sondern zeigt vielmehr auf, in welch unterschiedlichen Kostümen und auf welch unterschiedlichen Wegen menschliche Schwächen und Fehler auftreten können und zur Verfehlung der eigenen Existenz führen können.

Allein der knackige rote Apfel, der den Umschlag des neuesten Werkes von Eva Menasse ziert, verleitet zu biblischen Assoziationen: Lässliche Todsünden heißt der Roman, der Apfel scheint auf die Erbsünde hinzudeuten.

weitere Rezensionen von Johanna Götzendorfer

#
rezensiert seit
Buchtitel
3
17.03.2010
4
17.03.2010
5
18.02.2010

Unter Lässlichen Todsünden versteht man im Roman die sieben sogenannten Hauptlaster, die nur umgangssprachlich zu Todsünden umbenannt wurden: Theologisch versteht man unter „Todsünde“ ein freiwillig und bei vollem Bewusstsein begangenes Vergehen wie etwa Mord oder Glaubensabfall. Menasses Todsünden allerdings sind Charakterschwächen, persönliche Defizite, die Demotivation und Verfehlungen einer ganzen Gesellschaft.

In sieben kurzen Kapiteln, jedes einer der Lässlichen Todsünden – von Trägheit über Wollust bis hin zu Habgier – namentlich zugeordnet, bietet die in Berlin lebende Österreicherin vor allen Dingen eine Milieustudie des Wiener Lebens. In jedem Kapitel zeichnet sie anhand neuer Charaktere und Lebenssituationen Porträts einer Gesellschaftsschicht, die sich wohl am ehesten als die Wiener Intellektuellenszene bezeichnen lässt: Regisseure, Schriftsteller, Professoren, Dichter, Angehörige des alten Adels und noch viele mehr werden von Menasse (mehr oder weniger gut) konstruiert, personfiziert und nachgezeichnet um dann in einer konkreten oder auch sich über Jahre und Jahrezehnte hinziehende Lebenssituation dem Leser dargestellt.

Glücklich sind sie alle nicht, keine Frage, aber die jeweilige, dam Kapitel Namen gebende Todsünde versteckt sich zumeist in den Details, den Kleinigkeiten und zeigt sich dem Leser nicht sofort in ihrer ganzen Größe und Schwerwiegenheit. Eben dies macht den Roman, dessen Sprache sehr an Alltagssprache angelehnt ist, pragmatisch und praktisch, nicht poetisch oder sonderlich künstlerisch, zur spannenden Lektüre: Denn sind die Protagonisten teilweise zu wenig tiefgehend, zu flach und übersichtlich skizziert, ohne große charakterliche Eigenheiten, die sie realistischer aussehen lassen würden, so ist es doch die Suche nach und das Rätseln um die jeweilige Todsünde. Wo ist sie zu finden? Geht sie vom Protagonisten aus oder betrifft sie ihn in seinem Umfeld? Inwieweit beeinflusst sie die Situation?

Eben dadurch dass Menasse die titelgebenden Todsünden nicht herausspringend auffällig in die Kapitel integriert hat und der Leser sich bewusst Gedanken darüber macht, schafft sie es, mit dem Roman in die Tiefe zu gehen. Die Verstrickungen der verschiedenen Protagonisten untereinander – Figuren aus anderen Kapitel tauchen auf, gleiche Cafés und Beisl werden besucht, und dergleichen – gleichen mehr einem Versuch, der nicht sonderlich gut gelang und scheinen nicht konsequent beibehalten worden zu sein: Es ist eher irritierend in den letzten paar Kapiteln auf bekannte Charktere zu stoßen, die sich dann allzu unauffällig in die Gesamtsituation einzuordnen versuchen und sich selbst durch dem Leser bekannte Wesenszüge noch einmal darstellen wollen.

Menasse zeichnet in "Lässliche Todsünden" ein spezifisches und kein allgemeingültiges Gesellschaftsbild. Sie versucht nicht, konkrete Situationen einer Todsünde zuzuordnen, sondern zeigt vielmehr auf, in welch unterschiedlichen Kostümen und auf welch unterschiedlichen Wegen menschliche Schwächen und Fehler auftreten können und zur Verfehlung der eigenen Existenz führen können.

geschrieben am 01.11.2009 | 453 Wörter | 2849 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen