Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Irre - Wir behandeln die Falschen


Statistiken
  • 9230 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Irre - Wir behandeln die Falschen Trotz des provokativen Titels und der bisweilen etwas gezwungen humorig-langatmigen Einleitung über die blödsinnigen Normalen und die normalen Wahnsinnigen einschließlich ein wenig Dieter-Bohlen-Bashing kann sich der Leser, vor allem der juristisch ausgebildete, auf einen ganz hervorragend komprimierten Überblick über psychische Erkrankungen, vorhandene Diagnosen und mögliche Therapien sowie ethische Ansätze bei der Behandlung des und bei dem Umgang mit dem Betroffenen freuen. Gerade die klare Sprache und die leicht verständlichen Beschreibungen ermöglichen es dem Leser, den Schritt des Erstverständnisses in einen medizinischen Sonderbereich zu wagen und sich auch von seltenen Begriffen wie hebephren oder histrionisch nicht abschrecken zu lassen. Der Autor, selbst Chefarzt in der Psychiatrie, erläutert Psychiatrie und Psychotherapie, den Zweck von Diagnosen, den langen Weg hin zu einer „richtigen“ Behandlung, die möglichen ethischen Bedenken bei der Behandlung und Verwahrung von Patienten und den mitunter widerlichen Missbrauch von medizinischen Begriffen durch den Volksmund, der nicht nur zur Stigmatisierung der wirklich Kranken führt, sondern auch den Begriff selbst in der medizinischen Nutzung unpopulär macht. Erfasst werden bei der beispielreichen Umschau (die meiner Ansicht nach völlig überflüssigerweise „heitere“ Seelenkunde betitelt wird, aber vielleicht muss ja alles Ernste nur noch Comedy sein, um sich verkaufen zu können…) Krankheiten wie Demenz, Sucht, Schizophrenie oder Depression sowie sonstige Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen, denen man in der juristischen Praxis sowohl im Strafrecht als auch im Unterbringungs- und Betreuungsrecht ständig begegnet. Wie angenehm ist es bei und nach der Lektüre dieses Buches, neben dem wissenschaftlichen Wissensgewinn auch einen Blick in die Aufgaben, aber auch Möglichkeiten des Psychiaters geworfen haben zu können, den man sonst nur als Sachverständigen oder Gutachter unter Zeit- und ggf. Erfolgsdruck erleben musste. So mancher Entscheidungsträger dürfte sich nach den umsichtigen und retardierenden Überlegungen des Autors in Zukunft fragen, ob wirklich jede Freiheitsbeschränkung notwendig ist, oder ob man dem vordergründig Kranken nicht nur mehr (zeit- und personalintensivere) Aufmerksamkeit schenken muss, um das Abweichen vom Normalen aufzufangen. Wer also in der juristischen Praxis mit psychisch Kranken zu tun hat, sollte sich die Lektüre dieses Werks nicht entgehen lassen, und sei es, um einmal (wieder) einen Moment innezuhalten, um das eigene Tun aus der Distanz zu betrachten.

Trotz des provokativen Titels und der bisweilen etwas gezwungen humorig-langatmigen Einleitung über die blödsinnigen Normalen und die normalen Wahnsinnigen einschließlich ein wenig Dieter-Bohlen-Bashing kann sich der Leser, vor allem der juristisch ausgebildete, auf einen ganz hervorragend komprimierten Überblick über psychische Erkrankungen, vorhandene Diagnosen und mögliche Therapien sowie ethische Ansätze bei der Behandlung des und bei dem Umgang mit dem Betroffenen freuen.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Gerade die klare Sprache und die leicht verständlichen Beschreibungen ermöglichen es dem Leser, den Schritt des Erstverständnisses in einen medizinischen Sonderbereich zu wagen und sich auch von seltenen Begriffen wie hebephren oder histrionisch nicht abschrecken zu lassen.

Der Autor, selbst Chefarzt in der Psychiatrie, erläutert Psychiatrie und Psychotherapie, den Zweck von Diagnosen, den langen Weg hin zu einer „richtigen“ Behandlung, die möglichen ethischen Bedenken bei der Behandlung und Verwahrung von Patienten und den mitunter widerlichen Missbrauch von medizinischen Begriffen durch den Volksmund, der nicht nur zur Stigmatisierung der wirklich Kranken führt, sondern auch den Begriff selbst in der medizinischen Nutzung unpopulär macht.

Erfasst werden bei der beispielreichen Umschau (die meiner Ansicht nach völlig überflüssigerweise „heitere“ Seelenkunde betitelt wird, aber vielleicht muss ja alles Ernste nur noch Comedy sein, um sich verkaufen zu können…) Krankheiten wie Demenz, Sucht, Schizophrenie oder Depression sowie sonstige Erscheinungsformen psychischer Erkrankungen, denen man in der juristischen Praxis sowohl im Strafrecht als auch im Unterbringungs- und Betreuungsrecht ständig begegnet. Wie angenehm ist es bei und nach der Lektüre dieses Buches, neben dem wissenschaftlichen Wissensgewinn auch einen Blick in die Aufgaben, aber auch Möglichkeiten des Psychiaters geworfen haben zu können, den man sonst nur als Sachverständigen oder Gutachter unter Zeit- und ggf. Erfolgsdruck erleben musste.

So mancher Entscheidungsträger dürfte sich nach den umsichtigen und retardierenden Überlegungen des Autors in Zukunft fragen, ob wirklich jede Freiheitsbeschränkung notwendig ist, oder ob man dem vordergründig Kranken nicht nur mehr (zeit- und personalintensivere) Aufmerksamkeit schenken muss, um das Abweichen vom Normalen aufzufangen.

Wer also in der juristischen Praxis mit psychisch Kranken zu tun hat, sollte sich die Lektüre dieses Werks nicht entgehen lassen, und sei es, um einmal (wieder) einen Moment innezuhalten, um das eigene Tun aus der Distanz zu betrachten.

geschrieben am 14.12.2009 | 350 Wörter | 2234 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen