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Neil Gaiman Bibliothek, Bd. 4: Signal to Noise


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Rezension von

Frank Drehmel

Signal to Noise Innerhalb der amerikanischen Comic-Industrie gehör(t)en Szenarist Neil Gaiman und Grafiker Dave McKean zweifelsohne zu den innovativsten und kreativsten Protagonisten. Gaiman zeichnete unter anderem als Autor für die in narrativer Hinsicht Maßstäbe setzende Sandman-Serie des DC-Verlags verantwortlich, für die McKean zahlreiche expressive, collagenhafte Cover anfertigte. Nach dem Tradepaperback „Black Orchid“ (dt. bei Panini), zu dem Gaiman die Story und McKean den künstlerischen Content beitrug, ist „Signal to Noise“ die zweite bedeutende, exklusive Zusammenarbeit der beiden Kreativen. Ursprünglich erschien „Signal to Noise“ ab 1989 als Fortsetzungsgeschichte in dem designorientierten Lifestyle Magazin „The Face“, wurde auf Grund des Erfolges schon kurze Zeit später – 1992 – in Großbritannien als Gesamtausgabe editiert und darüber hinaus in weiteren „Medien“ – Film, Hörfunk, Theater – adaptiert. London: Ein etwa 50-jähriger Filmemacher erfährt von seiner Ärztin, dass innerhalb weniger Monate an Krebs sterben wird. Anstatt durch eine medizinische Therapie das Ende hinaus zu zögern, beschließt der Mann, das Skript für jenen Film zu entwickeln, den er ursprünglich als sein bis dato wichtigstes Werk realisieren wollte, dessen Fertigstellung er nun aber nicht mehr erleben wird. Während des Schöpfungsprozesses und der Auseinandersetzung mit der Story, die kurz vor der Wende des ersten Millenniums im Jahr 999 in einem kleinen europäischen Bergdorf angesiedelt ist und die Angst der Dörfler vor dem angenommenen Armageddon thematisiert, entgleitet ihm immer mehr die Realität, verlieren der Kampf gegen die Krankheit, die Wut, der Abschied aus dem Leben an Bedeutung bis in seinem Kopf die Visionen zu einem Rauschen verschwimmen. „Signal to Noise“ ist zweifellos ein ungewöhnliches Comic-Experiment, in dem Gaiman und McKean die Grenzen des Mediums austesten bzw. versuchen, das Comic auf eine künstlerisch-avantgardistische Ebene zu heben. Was zunächst als gelungen angesehen werden muss, ist die Synthese aus Bild und Text, denn anders als in zahlreichen herkömmlichen Comics funktioniert hier das eine nicht ohne das andere. Dass dennoch ein schaler Geschmack bleibt liegt daran, dass das Comic selbst bei aller kämpferischen Kunstfertigkeit – ein Beispiel hierfür ist die strenge, sehr formalistisch wirkende Panel-Einteilung sowie die automatische Textgenerierung der die einzelnen Abschnitte einleitend begleitenden Passagen – plakativ und hohl wirkt, die Reflexionen, das Psychogramm eines – dieses! - Sterbenden weder unerwartete Erkenntnisse bzw. eine neue Sicht der Welt liefern, noch einem letztlich nahe gehen. McKeans düsteres, collagenhaftes Artwork gerät zur grafischen Selbstbefriedigung, zu einer dekorativen dunklen Pose, die man sich gerne anschaut, in der man sich zuweilen sogar verlieren kann, die aber kaum einen tieferen Eindruck hinterlässt. In editorischer Hinsicht gibt es nichts auszusetzen: nicht nur, dass der eigentlichen Geschichte, drei kurze „Storys“ vorangestellt sind, auch die einleitenden Texte von Jonathan Carroll, Dave MvKean und Neil Gaiman bieten solide Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte dieses Albums. Fazit: Ein „Kopf-Comic“: verstörend, vordergründig und - trotz der dekorativen Grafik - kaum von nachhaltiger Wirkung. Wer auf visuell stylishe Morbidität steht, sollte dennoch einen Blick wagen.

Innerhalb der amerikanischen Comic-Industrie gehör(t)en Szenarist Neil Gaiman und Grafiker Dave McKean zweifelsohne zu den innovativsten und kreativsten Protagonisten. Gaiman zeichnete unter anderem als Autor für die in narrativer Hinsicht Maßstäbe setzende Sandman-Serie des DC-Verlags verantwortlich, für die McKean zahlreiche expressive, collagenhafte Cover anfertigte. Nach dem Tradepaperback „Black Orchid“ (dt. bei Panini), zu dem Gaiman die Story und McKean den künstlerischen Content beitrug, ist „Signal to Noise“ die zweite bedeutende, exklusive Zusammenarbeit der beiden Kreativen.

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Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
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18.02.2018

Ursprünglich erschien „Signal to Noise“ ab 1989 als Fortsetzungsgeschichte in dem designorientierten Lifestyle Magazin „The Face“, wurde auf Grund des Erfolges schon kurze Zeit später – 1992 – in Großbritannien als Gesamtausgabe editiert und darüber hinaus in weiteren „Medien“ – Film, Hörfunk, Theater – adaptiert.

London: Ein etwa 50-jähriger Filmemacher erfährt von seiner Ärztin, dass innerhalb weniger Monate an Krebs sterben wird. Anstatt durch eine medizinische Therapie das Ende hinaus zu zögern, beschließt der Mann, das Skript für jenen Film zu entwickeln, den er ursprünglich als sein bis dato wichtigstes Werk realisieren wollte, dessen Fertigstellung er nun aber nicht mehr erleben wird.

Während des Schöpfungsprozesses und der Auseinandersetzung mit der Story, die kurz vor der Wende des ersten Millenniums im Jahr 999 in einem kleinen europäischen Bergdorf angesiedelt ist und die Angst der Dörfler vor dem angenommenen Armageddon thematisiert, entgleitet ihm immer mehr die Realität, verlieren der Kampf gegen die Krankheit, die Wut, der Abschied aus dem Leben an Bedeutung bis in seinem Kopf die Visionen zu einem Rauschen verschwimmen.

„Signal to Noise“ ist zweifellos ein ungewöhnliches Comic-Experiment, in dem Gaiman und McKean die Grenzen des Mediums austesten bzw. versuchen, das Comic auf eine künstlerisch-avantgardistische Ebene zu heben.

Was zunächst als gelungen angesehen werden muss, ist die Synthese aus Bild und Text, denn anders als in zahlreichen herkömmlichen Comics funktioniert hier das eine nicht ohne das andere.

Dass dennoch ein schaler Geschmack bleibt liegt daran, dass das Comic selbst bei aller kämpferischen Kunstfertigkeit – ein Beispiel hierfür ist die strenge, sehr formalistisch wirkende Panel-Einteilung sowie die automatische Textgenerierung der die einzelnen Abschnitte einleitend begleitenden Passagen – plakativ und hohl wirkt, die Reflexionen, das Psychogramm eines – dieses! - Sterbenden weder unerwartete Erkenntnisse bzw. eine neue Sicht der Welt liefern, noch einem letztlich nahe gehen. McKeans düsteres, collagenhaftes Artwork gerät zur grafischen Selbstbefriedigung, zu einer dekorativen dunklen Pose, die man sich gerne anschaut, in der man sich zuweilen sogar verlieren kann, die aber kaum einen tieferen Eindruck hinterlässt.

In editorischer Hinsicht gibt es nichts auszusetzen: nicht nur, dass der eigentlichen Geschichte, drei kurze „Storys“ vorangestellt sind, auch die einleitenden Texte von Jonathan Carroll, Dave MvKean und Neil Gaiman bieten solide Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte dieses Albums.

Fazit: Ein „Kopf-Comic“: verstörend, vordergründig und - trotz der dekorativen Grafik - kaum von nachhaltiger Wirkung. Wer auf visuell stylishe Morbidität steht, sollte dennoch einen Blick wagen.

geschrieben am 01.05.2010 | 463 Wörter | 2910 Zeichen

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