ISBN | 3440126900 | |
Autor | Ursula Braun-Bernhart | |
Verlag | Kosmos | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 144 | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Extras | - |
Wie das duftet
Die Mutter aller Kräuterheiligen, geboren im pfälzischen Beimersheim, lebte vor gut 1000 Jahren und wir heutzutage immer wieder zitiert, wenn es um Heilpflanzen und die Mystik des Kräutergartens geht. Nicht nur deshalb wird Hildegard von Bingen schon lange von der christlichen Kirche als Heilige verehrt, darüber hinaus hat sie auch zahlreiche faszinierende Werke über Musik, Religion oder Medizin veröffentlicht. Der Begriff Hildegard-Medizin wurde zwar erst im 20. Jahrhundert eingeführt, doch ihre volkstümlichen und durchaus wissenschaftlichen Ausführungen zu Pflanzen und deren Heilwirkungen gelten zu Recht als Fundament einer fundierten Phytotherapie. Diese Heilige passt zum neuen Kosmos-Buch „Kräuter und Gewürze“ wunderbar, denn Hildegard von Bingen wird auch von Ursula Braun-Bernhart in der Einleitung genannt als eine der wichtigsten Wegbereiterinnen auf dem Weg zu einer umfassenden Kräutermedizin.
Die Traditionen sind also abgesteckt, nun geht es im wahrsten sinne des Wortes ans Eingemachte bzw. das, was vielleicht mal eingemacht werden will. Grundsätzlich ist dieser Kräuterführer eine sympathische Mischung aus prosaischem Text und persönlich konnotierter, häufig sehr blumiger Korrespondenz der Autorin. Kombiniert wird diese erfrischende Methodik mit vielen anregenden Fotografien und einem essentiellen Überblick aller bekannten und auch vieler unbekannter Kräuter und Gewürze am Ende des Buches. Die Kapitel im Einzelnen zu beschreiben ist dagegen nicht allzu einfach, denn diese fröhliche, sommerliche Mischung der überzeugten Kräuterfrau ist zwar immer anregend und hübsch, aber in ihrer Struktur nicht immer sofort zu begreifen.
So heißen die Kapitel unter anderem Kräuter, traumhaft schön und wunderbar warzig oder Kräuter als Würze, Jungbrunnen und Leckerbissen – dahinter verbirgt sich dann im ersten Fall eine breit gefächerte Einleitung, in der die Autorin zeigt, wo und wie man die Pflanzen geschickt anpflanzt, welche Kräuter am besten in welche Beete passen und wie man duftende Teppiche oder trittfeste Lückenfüller arrangiert. Im zweiten zitierten Kapitel geht’s dann an die Gaumenfreuden: Kräuter trocknen, einfrieren und aufbewahren oder Tees oder Aromen in Essig, Pesto und Co. zubereiten. Leckere Rezepte für jeden Gang runden dieses Kapitel ab.
Dazwischen blüht noch das Sommerfest, ein kleines, knackiges Kapitel, in dem Tischschmuck, Duftsträuße oder Tischarrangements angeboten werden. Besonders hilfreich erscheint mir das letzte Kapitel, oben bereits erwähnt, also die wichtigsten Würz-und Heilkräuter in einer schönen Übersicht: Aussehen, Blüte, Standort, Pflege, Vermehrung, Ernte, Verwendung und Sorten samt Foto werden dort übersichtlich aufgelistet. Das große Pflege-Einmaleins als Vorhut zeigt, wie man erfolgreich Kräuter vermehrt und wie man sie so pflegt, dass auch alle etwas davon haben. Schön auch der abschließende Service im Buch mit Bezugsquellen von Pflanzen, Accessoires und Rezepten. So gesehen alles drin.
Das Einzige, was mir nicht ganz so gut schmeckt, ist die Struktur des Buches. Es ist mehr wie ein leichter Sommerroman, in dem man schmökern möchte, und in dem man sich von den hervorragenden, für alle Angebote Appetit machenden Bildern begeistern lassen kann. Es ist kein wirklich klares und übersichtliches Kompendium, sondern eben ein herrlicher bunter, duftender und zum Teil ganz natürlich verwilderter Kräutergarten. Nicht ganz im Sinne der eher streng ausgerichteten Hildegard von Bingen, sondern im Stile eines erfrischenden Auftritts einer selbstbewussten und modernen Gewürzexpertin.
geschrieben am 19.05.2011 | 501 Wörter | 3145 Zeichen
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