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Schwarzer Prinz und Grünes Zebra


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Rezension von

Eliza Gamai

Schwarzer Prinz und Grünes Zebra Bevor die Wörter platzen … Im Gedichtband „Schwarzer Prinz und Grünes Zebra“ steigert der Dichter René Sommer die Sprache ins Groteske und Widersinnige und lässt sie dann wieder so einfach daher kommen, dass sie aus einem Comic stammen könnte. Schon früh, als Fünfjähriger beschloss Sommer, Dichter zu werden. Etwas später, bei der Betrachtung von Tierfilmen im Fernsehen hatte er die Idee, dass sich die Dichter eher wie scheue wilde Tiere verhalten, denen die Menschen keine Vorschriften machen können, weil sie ein vollkommen anderes Leben führen, das mit der westlichen Zivilisation, ihrem Optimierungsdiktat und der ins Unermessliche gesteigerten Massenproduktion nur wenig zu tun hat. Wie Comiczeichner Figuren erfinden, malt sich Sommer für jeden Gedichtband einen fiktiven Dichter aus und versucht, seine Person näher kennenzulernen. Im Gedichtband „Schwarzer Prinz und Grünes Zebra“ ist es der Dichter Leon Brentani und seine Seifenblasenmaschine, welche die Wörter aufbläst, schweben und schillern lässt, ... bevor sie platzen, in Buchstaben zerfallen, unordentlich herumliegen, eine krakelige Schreibschrift bilden. Sommer erkannte, dass die Popkultur ein länder- und generationenübergreifendes Phänomen des kollektiven Unbewussten geworden ist: ... Stellt euch John Lennons wunderbare Rickenbakker-Gitarre im Automaten vor.“ Nichts zieht Leon Brentani stärker in die Welt der Sprache hinein als die Möglichkeit, jeden Moment auf kleine Einfälle reagieren zu können und somit in ihr lebendig zu werden. Die überraschenden Wendungen generieren Archetypen, Bilder und Erfahrungen, die zwar überall auf der Welt gemacht werden, aber nur selten in sprachlicher Form ins Bewusstsein dringen. Dabei überträgt Brentani die Modalitäten des Gameplays auf das Schreiben eines Gedichts: ... Vor jeder Weggabel entscheidet der Münzwurf darüber, ob er nach rechts geht oder links. Ein typisches Motiv seines Werks ist die Existenz einer möglichen Welt. Mögliche Welten gibt es beim deutschen Philosophen Leibniz oder beim amerikanischen Logiker und Philosophen Saul Kripke. Bei René Sommer ist die mögliche Welt indes etwas ganz Nahes und Greifbares, auch wenn er das Unwahrscheinliche mit den Gesetzen des Alltags kombiniert. Es gibt in seinem Gedichtband „Schwarzer Prinz und Grünes Zebra“ immer zwei Wirklichkeiten und ein besonderes Tier, das sie verbindet: ... Der kleine Papagei, der mit wenigen Wassertropfen im Schnabel den Waldbrand löscht, setzt sich auf seine Schulter. René Sommers Gedichte, die Mythologie, Philosophie und Alltagskultur vermengen – surreal bis pop-artig, lassen immer wieder neue Ebenen aufscheinen, sooft man sie liest. Alle Lesenden werden ein sehr persönliches Verhältnis zu diesem Buch gewinnen und eine eigene Vision, wie poetisch das Leben sein kann, wenn sich die Fantasie von der Entwertung durch die Massenkultur befreit.

Bevor die Wörter platzen …

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rezensiert seit
Buchtitel
2
31.07.2018
4
11.03.2018

Im Gedichtband „Schwarzer Prinz und Grünes Zebra“ steigert der Dichter René Sommer die Sprache ins Groteske und Widersinnige und lässt sie dann wieder so einfach daher kommen, dass sie aus einem Comic stammen könnte.

Schon früh, als Fünfjähriger beschloss Sommer, Dichter zu werden. Etwas später, bei der Betrachtung von Tierfilmen im Fernsehen hatte er die Idee, dass sich die Dichter eher wie scheue wilde Tiere verhalten, denen die Menschen keine Vorschriften machen können, weil sie ein vollkommen anderes Leben führen, das mit der westlichen Zivilisation, ihrem Optimierungsdiktat und der ins Unermessliche gesteigerten Massenproduktion nur wenig zu tun hat. Wie Comiczeichner Figuren erfinden, malt sich Sommer für jeden Gedichtband einen fiktiven Dichter aus und versucht, seine Person näher kennenzulernen. Im Gedichtband „Schwarzer Prinz und Grünes Zebra“ ist es der Dichter Leon Brentani und seine Seifenblasenmaschine, welche die Wörter aufbläst, schweben und schillern lässt,

... bevor sie platzen, in Buchstaben zerfallen,

unordentlich herumliegen,

eine krakelige Schreibschrift bilden.

Sommer erkannte, dass die Popkultur ein länder- und generationenübergreifendes Phänomen des kollektiven Unbewussten geworden ist:

... Stellt euch John Lennons wunderbare

Rickenbakker-Gitarre im Automaten vor.“

Nichts zieht Leon Brentani stärker in die Welt der Sprache hinein als die Möglichkeit, jeden Moment auf kleine Einfälle reagieren zu können und somit in ihr lebendig zu werden. Die überraschenden Wendungen generieren Archetypen, Bilder und Erfahrungen, die zwar überall auf der Welt gemacht werden, aber nur selten in sprachlicher Form ins Bewusstsein dringen. Dabei überträgt Brentani die Modalitäten des Gameplays auf das Schreiben eines Gedichts:

... Vor jeder Weggabel entscheidet

der Münzwurf darüber,

ob er nach rechts geht oder links.

Ein typisches Motiv seines Werks ist die Existenz einer möglichen Welt. Mögliche Welten gibt es beim deutschen Philosophen Leibniz oder beim amerikanischen Logiker und Philosophen Saul Kripke. Bei René Sommer ist die mögliche Welt indes etwas ganz Nahes und Greifbares, auch wenn er das Unwahrscheinliche mit den Gesetzen des Alltags kombiniert.

Es gibt in seinem Gedichtband „Schwarzer Prinz und Grünes Zebra“ immer zwei Wirklichkeiten und ein besonderes Tier, das sie verbindet:

... Der kleine Papagei,

der mit wenigen Wassertropfen im Schnabel

den Waldbrand löscht,

setzt sich auf seine Schulter.

René Sommers Gedichte, die Mythologie, Philosophie und Alltagskultur vermengen – surreal bis pop-artig, lassen immer wieder neue Ebenen aufscheinen, sooft man sie liest. Alle Lesenden werden ein sehr persönliches Verhältnis zu diesem Buch gewinnen und eine eigene Vision, wie poetisch das Leben sein kann, wenn sich die Fantasie von der Entwertung durch die Massenkultur befreit.

geschrieben am 10.02.2015 | 406 Wörter | 2449 Zeichen

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