
| ISBN | 3831040206 | |
| Autor | Adelheid Rasche | |
| Verlag | Dorling Kindersley | |
| Sprache | deutsch | |
| Seiten | 480 | |
| Erscheinungsjahr | 2021 | |
| Extras | - |

Mode ist weit mehr als Kleidung, die wir t?glich tragen ? sie ist Spiegel gesellschaftlicher Wandlung, sichtbares Zeichen von Status und Zeitgeist sowie Ausdruck pers?nlicher Identit?t. Als kulturelles Ph?nomen begleitet sie die Geschichte, formt Rollenbilder und reflektiert technische wie ?sthetische Innovationen. In jedem Zeitalter erz?hlt sie davon, wie Menschen sich selbst und ihre Welt verstehen, indem sie Werte in Formen, Ideen in Stoffe und Zeitgeist in sichtbare Gestalt verwandelt.

In der Fr?hgeschichte war Kleidung schlicht funktional ? um sich vor der Witterung zu sch?tzen, sich zu w?rmen oder vor Verletzungen zu bewahren. Doch bereits im Altertum dienten Textilien auch als Statussymbol, als Ausdruck von Gemeinschaft und nicht zuletzt als Zeichen von Rang, Funktion und Herrschaft. Wer etwa im alten ?gypten fein gewebtes Leinen trug, stellte sich bewusst in eine soziale Ordnung. Wer hingegen in hellenistischen St?dten modisch geschnittene Gew?nder trug, signalisierte Zugeh?rigkeit und Stilbewusstsein. Und auch die R?mer unterschieden bereits zwischen Stoffqualit?t, Farbdignit?t und Drapierung. In dieser fr?hen Phase des Modebewusstseins zeigen sich bereits jene Muster, die bis heute fortwirken: Kleidung als Zeichen von Zugeh?rigkeit und sozialem Wandel. Mit dem ?bergang in das Fr?hmittelalter wandelte sich dieses Verh?ltnis zur Kleidung erneut, wobei die praktischen Funktionen wieder in den Vordergrund r?ckten: Schutz vor K?lte, Alltagstauglichkeit und eine leichte Reinigung gewannen an Bedeutung. Doch gleichzeitig wurde Mode auch zum Ausdruck h?fischer Etikette: Aufwendig gewebte Stoffe, farbige Seiden und kunstvolle Stickereien signalisierten Status und Rang. Dadurch wurde Kleidung Teil eines komplexen Zeichen- und Statussystems, in dem Kleidungsst?cke nicht nur funktionelle Aufgaben ?bernahmen, sondern auch kommunizierten. Dies ging einher mit der Ausbildung lokaler Traditionen ? etwa regionaler Trachten sowie Zunft- und Berufskleidung ?, die ihrerseits Zugeh?rigkeit und Identit?t ausdr?ckten. Mit der Industrialisierung und den zahlreichen technischen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts begann schlie?lich die ?ra der modernen Mode. Neue Stoffe, maschinelle Produktion und wachsende M?rkte machten Kleidung erschwinglicher, vielf?ltiger und schneller verf?gbar. Gleichzeitig entstand in Paris die Haute Couture, die Mode als Inszenierung und Kunstform begriff ? ma?geschneidert f?r eine nach Aufmerksamkeit suchende Oberschicht. Von nun an wurde Mode zu einem zyklischen System aus Trends, Saisons und sozialer Distinktion. Im 20. Jahrhundert beschleunigte sich dieser Prozess weiter ? getrieben von Kriegen, Krisen und kulturellen Umbr?chen: Auf Phasen der Schlichtheit folgten Momente des Glanzes, indem die Funktionalit?t dem Glamour wich. Zudem trugen Film, Fotografie, Werbung und schlie?lich das Internet dazu bei, Mode zu einem globalen Massenph?nomen zu machen, das sowohl Individualisierung als auch Uniformierung bedeutet.
Heute erlebt die Mode eine doppelte Bewegung: Einerseits eine R?ckbesinnung auf Nachhaltigkeit, Handwerk und lokale Traditionen, andererseits eine technologische Innovation, die Materialien, Funktion und ?sthetik neu verkn?pft. Kleidung wird zunehmend zum Ausdruck einer Haltung ? sei es politisch, geschlechtlich oder ?kologisch ? und spiegelt damit nicht nur wider, wie wir aussehen und uns selbst inszenieren, sondern auch, wie wir leben und was uns wichtig ist. Mode bleibt somit das sichtbarste Medium unserer Zeit: wandelbar, vielstimmig und eng mit unserem Leben verwoben. Vor diesem Hintergrund erscheint die im Dorling Kindersley Verlag erschienene Publikation ?Mode - Die visuelle Geschichte? (ISBN: 978-3-831-04020-9) aus der DK-Reihe ?Sch?ne K?nste? als Hommage einer jahrtausendealten Tradition, die Vielfalt, Einfallsreichtum und ?sthetische Vorstellungskraft verk?rpert. Gegliedert in zehn Kapitel, die zusammen 480 Seiten umfassen, ist unter der Federf?hrung der Kunst- und Modehistorikern Dr. Adelheid Rasche, der fachkundigen Beratung durch Beatrice Behlen, Alison Carter, Hilary Davidson, Rosemary Harden, Jackie Herald, Jemima Klenk und Judith Watt sowie unter Mitwirkung von zehn weiteren Autorinnen eine beeindruckende und visuell ?berw?ltigende Publikation entstanden, die die Geschichte der Mode in all ihrer Gesamtheit erfasst: Vom griechischen Leinen-Chiton ?ber die l?ssigen Anz?ge der 1920er-Jahre bis hin zu den Laufsteg-Sensationen des neuen Jahrtausends ? ?ber 1500 stilpr?gende Modelle und stilvolle Accessoires aus allen L?ndern der Welt werden anhand von 2500 hochkar?tigen Abbildungen detailliert gezeigt und beschrieben. Dazu geh?ren nicht nur schlichte Alltagsmode und elegante Abendkleider, sondern auch Arbeits- und Freizeitkleidung f?r Frauen wie M?nner. Accessoires wie H?te, Schuhe und Taschen werden dabei ebenso behandelt wie Frisuren und Schmuck. Die opulente Aufmachung ? bestehend aus Farbfotografien, Illustrationen, Textilaufnahmen, Modezeichnungen und Schaubilder ? dient dabei nicht dem Ornament, sondern der Erkenntnis. Jedes Detail, jede Naht, jede Drapierung erz?hlt von Geschichte, Status, Technik und Idee. Die Publikation f?hrt interessierte Leser chronologisch geordnet durch die Entwicklung von Kleidung und Stil im Laufe der Zeit, beginnend bei pr?historischen Ornamentierungen und der Kleidung antiker Hochkulturen ?ber das Mittelalter, die Renaissance und die h?fischen Moden des Barock und Rokoko bis hin zur Moderne, in der Kleidung zunehmend zur demokratischen Ausdrucksform wird. Diese longue dur?e der Modegeschichte stellt den roten Faden der Publikation dar, an dem sich nicht nur ?sthetische Wandlungen, sondern auch gesellschaftliche Ver?nderungen ablesen lassen. Kleidung wird dabei zur zentralen kulturellen Dokumentation: Sie zeigt, wie K?rperideale, Geschlechterrollen, Machtverh?ltnisse und technische Innovationen sich in Stoffen und Schnitten niederschlagen. Ein besonderes Gewicht legt das Werk auf die Epochen des 19. und 20. Jahrhunderts ? Revolution bis Jugendstil (1790 bis 1900), Belle Epoque und Jazz Age (1901 bis 1923), Glamour und Krisenzeiten (1929 bis 1946), Optimismus und Jugend (1947 bis 1963), Swinging Sixties bis Glam Rock (1964 bis 1979) sowie zeitgen?ssische Designer (ab 1980) ?, in denen die Mode erstmals zu einem globalen Ph?nomen wird. Hier werden die gro?en Couturiers und Modeh?user vorgestellt ? von Charles Frederick Worth, Paul Poiret und Coco Chanel bis zu Christian Dior, Yves Saint Laurent, Vivienne Westwood oder Alexander McQueen. Dabei gelingt es, die Entwicklung von Haute Couture, Pr?t-?-porter und Streetstyle nicht isoliert, sondern als ineinander greifende Systeme zu pr?sentieren. Die begleitenden Texte erl?utern, wie sich Modeindustrie, Massenproduktion und k?nstlerischer Entwurf gegenseitig beeinflussen ? und wie Designer immer wieder auf historische Vorbilder zur?ckgreifen, um neue Impulse zu setzen. Didaktisch ?berzeugt das Werk aber auch durch seine klare Struktur und visuelle Dramaturgie. Querverweise zwischen Epochen, vergleichende Darstellungen von Silhouetten oder Accessoires und thematische Exkurse ? etwa zu Farbtrends, Materialentwicklungen oder dem Einfluss von Musik und Film ? verleihen der Publikation echte Tiefe, die ?ber reine Abbildungslust hinausgeht. Besonders eindrucksvoll ist auch die grafische Darstellung der Modezyklen, die das Wechselspiel zwischen Innovation und R?ckgriff, Exzess und Reduktion sichtbar macht. Zus?tzlich bietet das Werk auch eine Reflexion ?ber Mode als Sprache der Moderne. In der Darstellung der Avantgarden ? etwa der Bauhaus-Bewegung, der Jugendstil-K?nstler oder der Punk-Szene ? wird deutlich, dass Kleidung auch ein Mittel des Widerstands und der Selbstdefinition sein kann. Mode erscheint hier als Ausdruck ?sthetischer Autonomie und sozialer Grenz?berschreitung zugleich. Zudem zeigt das Werk die zunehmende Globalisierung und Diversifizierung der Modewelt, in der kulturelle Codes, Nachhaltigkeitsfragen und digitale Innovationen neue Akzente setzen.
Obwohl die im Dorling Dorling Kindersley Verlag erschienene Publikation ?Mode - Die visuelle Geschichte? (ISBN: 978-3-831-04020-9) vor allem durch ihre opulente Bildsprache hervorsticht, ist sie weit mehr als nur ein Bildband. Sie ist zugleich auch ein intellektuelles Erlebnis, das Mode nicht nur ?sthetisch, sondern auch als gesellschaftlich-kulturgeschichtliches Ph?nomen begreift. Die vielen Texte und Textelemente verbinden zus?tzlich pr?zise Information mit einem erz?hlerischen Stil, der Modegeschichte als kulturelle Chronik vermittelt und so auch ein kunst- und kulturgeschichtlich interessiertes Publikum anspricht. Dabei gelingt der Publikation eine seltene Balance: Sie feiert Mode, ohne sie zu trivialisieren, und reflektiert sie, ohne sie zu entzaubern. Im Zusammenspiel von Bild, Text und Gestaltung wird deutlich, dass Kleidung nie blo? Oberfl?che ist, sondern Tr?gerin von Bedeutung ? von der Seide der Renaissance bis zum recycelten Denim der Gegenwart. In einer Zeit, in der Modebilder im Sekundentakt ?ber unsere Bildschirme flimmern, bietet dieses Werk die wohltuende Verlangsamung des Sehens: Es l?dt dazu ein, genauer hinzuschauen, Unterschiede wahrzunehmen, Linien zu verfolgen und das Werden des Stils zu verstehen. Es ist damit nicht nur Nachschlagewerk, sondern ein Buch ?ber Wahrnehmung selbst ? ?ber das, was bleibt, wenn Trends vergehen. Ein Werk, das zeigt, dass Mode Denken ist ? in Stoff, Schnitt und Farbe.
geschrieben am 05.12.2025 | 1248 Wörter | 8190 Zeichen
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