ISBN | 030010975X | |
Autoren | Benn Steil , Robert Litan | |
Verlag | Yale University Press | |
Sprache | englisch | |
Seiten | 208 | |
Erscheinungsjahr | 2006 | |
Extras | gebundene Ausgabe |
Die Autoren untersuchen die Schnittmenge zwischen der geopolitischen und der ökonomischen Sphäre und versuchen Geoökonomie als eigenständiges Feld zu beschreiben. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass keine politische Entscheidung allein auf ökonomischen Kriterien beruhen kann.
Die Autoren kommen im ersten Teil ihres Buches zu dem Ergebnis, dass die herkömmlichen wirtschaftlichen Instrumente, die in der Außenpolitik verwendet werden, nur sehr mäßigen Erfolg zeitigten. Weder Wirtschaftsembargos, noch der Kampf gegen Geldwäsche, noch Kapitalmarkt-Sanktionen, noch Handels- oder Investitionsverbote führten zu den gewünschten Resultaten.
Im zweiten Teil des Buches widmen sich die Autoren der Bedeutung der großen Finanzkrisen für die Interessen der US-amerikanischen Außenpolitik. Die Asienkrise führte zum Auftrieb anti-amerikanischer Stimmung und stellte dadurch ein massives Risiko für die regionale Stabilität des amerikanischen Bündnissystems dar.
Die Krise beeinträchtigte die Verteidigungskapazitäten der amerikanischen Verbündeten erheblich. Ethnische Konflikte und der islamische Terrorismus wurden durch die Asienkrise angeheizt. Die Russlandkrise führte zu einer rasanten Ausbreitung des organisierten Verbrechens und schwächte die Fähigkeit der russischen Regierung, die Verbreitung von sowjetischen Massenvernichtungswaffen zu verhindern.
Nach Ansicht der Autoren sind die nationalen Währungen die „Achillesferse der Globalisierung“ geworden. Sie sehen in der Denationalisierung der Währung die Chance, der Instabilität der internationalen Finanzmärkte zu begegnen. Ihr Schlagwort für dieses Konzept ist „Dollarisierung", also nicht mehr länger die Koppelung der nationalen Währungen an den Dollar, sondern der Ersatz der nationalen Währungen durch den Dollar.
Sie unterziehen Robert Mundells Theorie des optimalen Währungsraumes einer grundsätzlichen Kritik. Nach ihrer Ansicht ist – anders als Mundell dies angenommen hatte – nicht die Integration eines Wirtschaftsraumes die Voraussetzung für eine gemeinsame Währung, sondern umgekehrt führe ein gemeinsamer Währungsraum zur Integration von Handel und Wirtschaft.
Die Autoren sehen verschiedene große transnationale Währungsräume im Entstehen begriffen. Während die zwei amerikanischen Kontinente zu einem gewaltigen Dollar-Raum vereinigt werden könnten, würden Zentral- und Osteuropa Teil der Eurozone werden. Die Autoren bezeichnen diesen Vorgang parallel zur Dollarisierung als Prozess der Eurorisierung.
Sowohl ihre Kritik an den herkömmlichen ökonomischen Instrumenten der US-Außenpolitik als auch am Dogma des optimalen Währungsraumes ist schlüssig. Die Übernahme einer harten Währung durch die Schwellenländer in Lateinamerika und Osteuropa könnte tatsächlich die Lösung sein. Auch der Goldstandard war ein transnationales Währungssystem. Dieses hat dem Handel und der ökonomischen Stabilität gedient. Die Autoren vernachlässigen jedoch die politischen Rahmenbedingungen, sodass die Frage nach der Realisierbarkeit ihrer Konzeption offenbleibt.
Die Politik der Dollarisierung würde eine Konzentration der US-amerikanischen Politik auf den amerikanischen Doppelkontinent voraussetzen. Die Verzettelung der USA im Nahen Osten hat diesen Kurs jedoch konterkariert und den anti-amerikanischen Linkspopulismus gestärkt. Die Vernachlässigung Lateinamerikas hat Regime an die Macht gespült, die sich lieber nach China als zum ungeliebten Nachbarn im Norden orientieren.
Auch aus der Perspektive der USA scheint der Ausbau der ökonomischen Beziehungen zu Ostasien eine ernsthafte Konkurrenz zum Konzept der Integration des amerikanischen Gesamtkontinents darzustellen. Scheinen die Chancen des chinesischen Marktes doch vielversprechender als die der südlichen Schwellenländer. Hinter dem Konzept der beiden Autoren muss also ein großes Fragezeichen stehen bleiben.
geschrieben am 11.08.2007 | 482 Wörter | 3433 Zeichen
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