ISBN | 3625116383 | |
Autor | Reinhard Barth | |
Verlag | Naumann & Göbel | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 224 | |
Erscheinungsjahr | 2007 | |
Extras | gebundene Ausgabe |
Einhundert Bilder und – so der Untertitel – auch einhundert Fakten zur Geschichte des euroÂpäischen Mittelalters bietet dieser preiswerte kleine Bildband. Ersteres ist unbestritten richtig, letzteres nicht nur der Nickeligkeit des Historikers gegenĂĽber jeglicher Faktizität wegen ein unglĂĽcklich gewählter Titel. Denn natĂĽrlich geht es da nicht um Fakten, geht es nicht um KröÂnungsjahre oder den Ladestauraum von Hansekoggen, sondern es geht um historische Szenen, um Ereignisse, um mittelalterliche Lebensformen. Und die wollen erzählt, gedeutet und beÂgriffen, nicht „faktifiziert“ werden. Aber offenbar hĂĽbsch illustriert.
In grober chronologischer Abfolge zeigen einhundert qualitätsvolle Reproduktionen Szenen aus dem Mittelalter, die jeÂweils von einer knappen Kontextualisierung auf der gegenĂĽberliegenden Buchseite erläutert werden. SchlĂĽsselbegriffe, Handlungsorte oder andere wichtige Themen, die zur weiteren EinÂbettung der jeweiligen Episode beitragen, werden in einem gesondert abgehobenen TextÂkasten erläutert. Bei den Bildern handelt es sich vielfach um Altbekanntes aus dem kollektiÂven Bildgedächtnis der Deutschen, beispielsweise die Minnesänger der Manessischen LiederÂhandschrift, die Aachener KarlsbĂĽste oder den Teppich von Bayeux.
Daneben treten viele moÂderne Fotografien von Gebäuden und eine Reihe von „Historiengemälden“ im weitesten Sinne, Gemälden mittelalterlicher Szenen also, die erst in viel späterer Zeit, zumeist um die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert, entstanden sind. Auch diese Malereien haben groĂźe VerbreiÂtung gefunden und prägen unser Mittelalterbild zum Teil bis heute. Ein berĂĽhmtes Beispiel wäre der barfĂĽĂźige König Heinrich vor der Burg Canossa, den 1878 Hubert von Heyden ins Bild setzte (S. 73). Ein Zeitstrahl setzt am Ende des Buches alle besprochenen Bilder noch einmal in Reihe, ein Register erschlieĂźt den insgesamt sehr seriös gearbeiteten und professioÂnell produzierten Band. FĂĽr den viel besungenen „inÂteÂresÂsierten Laien“ ist das eine gute, lehrreichreiche und leicht verdauliche LektĂĽre, fĂĽr die nicht zuletzt auch der Preis spricht.
geschrieben am 12.03.2008 | 280 Wörter | 1887 Zeichen
Kommentare zur Rezension (0)
Platz für Anregungen und Ergänzungen