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Die Macht der Rede


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Rezension von

Anna Kneisel

Die Macht der Rede "O Rede, die du Herzen lenkst, die Welt regierst!" Professor Wilfried Strohs letzte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Publikation „Latein ist tot, es lebe Latein“ widmete sich der ihm so teuren lateinischen Sprache, nun hat er eine „kleine Geschichte der Rhetorik im alten Griechenland und Rom“ verfasst, die mit mehr als 600 Seiten nicht unbedingt knapp ausfĂ€llt. Bedenkt man jedoch, dass die traditionsreiche Geschichte der Redekunst von der Antike bis in die heutige Zeit hinein reicht, so kann man dennoch sagen, dass er sich immer noch relativ kurz fasst in seinen AusfĂŒhrungen. Ganz egal, ob es sich nun um Persönlichkeiten wie Barack Obama, Willy Brandt, Joschka Fischer, Gregor Gysi oder eben auch das große antike Vorbild Marcus Tullius Cicero handelt, so steht eines fest: versierte Redner können die große Masse fĂŒr sich einnehmen und aussichtslos erscheinende Situationen ins Gegenteil umkehren. In der Antike, wo die Rede noch einen ganz anderen Stellenwert hatte als heute, wurde diese Kunst von den Griechen erfunden, weiterentwickelt und zur Perfektion gebracht durch die Römer - in unserer Zeit hat man eigentlich nichts Grundlegendes mehr verĂ€ndert, so Stroh, nur noch neue Begriffe fĂŒr bereits Bekanntes wurden „dazuerfunden“. Wilfried Stroh erzĂ€hlt die Geschichte der Redekunst in ihrer BlĂŒtezeit und berichtet von berĂŒhmten Rednern wie Gorgias oder Lysias, und besonders von Cicero, an dem sich alle spĂ€teren Redner messen mussten (und dem Stroh eine sichtlich große Bewunderung entgegenbringt). Er erklĂ€rt, wie es dazu kam, dass dem Ausdruck „Sophist“ ein negativer Beigeschmack zugeordnet wurde und was PĂ€dagogik (griech.: paideia) mit Rhetorik zu tun hat. "Die Macht der Rede" ist ein lesenswertes Buch ĂŒber die Geschichte der antiken Rhetorik, das mit zahlreichen Originalzitaten arbeitet und so ein umfassendes Bild antiker Redekunst erstellt. Dass es sich dabei nicht einfach nur um bloße Überredungskunst handelt und dass oftmals auch philosophische Grundfragen erlĂ€utert wurden, erscheint einleuchtend. Der Autor vermag es, seinen Leser ob seiner großartigen und umfassenden Belesenheit zu beeindrucken - ein wahrhafter poeta doctus, der auch in zunĂ€chst redeuntypisch erscheinenden Texten einen Redeaufbau erkennt und diesen erlĂ€utert. Er gibt Einblicke in seine persönlichen BeweggrĂŒnde fĂŒr eine BeschĂ€ftigung mit alten Sprachen und Rhetorik, erzĂ€hlt von den Sonntagspredigten seines Vaters und betont die Wichtigkeit der Redekunst fĂŒr viele Bereiche des Lebens, sei es nun Politik, Recht, Poesie oder auch Musik und die Bildenden KĂŒnste. Als großer Redner wird selbst Adolf Hitler nicht außen vor gelassen, an dessen Beispiel auch die Gefahren einer wohl gesetzten Rede deutlich werden: "Es konnte ja nicht ohne Folgen bleiben, dass gerade in Deutschland einer der begabtesten und fatalsten Volksverhetzer aller Zeiten sein „Drittes Reich“ auf die Rede und nur auf die Rede grĂŒnden wollte. Doch das Misstrauen gegen die Rhetorik hat tiefere GrĂŒnde und Ă€ltere AutoritĂ€ten." Ein großer Bonus von „Die Macht der Rede“ sind die zahlreichen Fußnoten, in denen Stroh noch zusĂ€tzlich Auskunft gibt, er deckt mit seinem Werk die unterschiedlichsten Diskursthemen und Disziplinen ab und flĂ¶ĂŸt seinem Leser Bewunderung vornehmlich fĂŒr die alten Meister der Redekunst, ebenso aber auch fĂŒr die heutigen GrĂ¶ĂŸen auf diesem Feld ein. An manchen Stellen muss man regelrecht schmunzeln ĂŒber seine AusfĂŒhrungen, die Freude an der Materie kann Stroh bestens zum Ausdruck bringen. Aber nicht nur inhaltlich glĂ€nzt dieses Werk, das eine Ansammlung profunden Wissens darstellt, sondern auch durch die benutzerfreundliche Aufmachung als Hardcover mit LesebĂ€ndchen. FĂŒr Rhetorikbegeisterte, Altphilologen und mehr oder weniger wortgewandte Stroh-Fans ist diese kleine Geschichte der Rhetorik als Gewinn zu betrachten, sei es zum Von-Vorne-Bis-Hinten-Durchlesen, zum Schmökern, oder auch einfach nur mal Nachschlagen.

"O Rede, die du Herzen lenkst, die Welt regierst!"

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Professor Wilfried Strohs letzte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Publikation „Latein ist tot, es lebe Latein“ widmete sich der ihm so teuren lateinischen Sprache, nun hat er eine „kleine Geschichte der Rhetorik im alten Griechenland und Rom“ verfasst, die mit mehr als 600 Seiten nicht unbedingt knapp ausfĂ€llt. Bedenkt man jedoch, dass die traditionsreiche Geschichte der Redekunst von der Antike bis in die heutige Zeit hinein reicht, so kann man dennoch sagen, dass er sich immer noch relativ kurz fasst in seinen AusfĂŒhrungen.

Ganz egal, ob es sich nun um Persönlichkeiten wie Barack Obama, Willy Brandt, Joschka Fischer, Gregor Gysi oder eben auch das große antike Vorbild Marcus Tullius Cicero handelt, so steht eines fest: versierte Redner können die große Masse fĂŒr sich einnehmen und aussichtslos erscheinende Situationen ins Gegenteil umkehren. In der Antike, wo die Rede noch einen ganz anderen Stellenwert hatte als heute, wurde diese Kunst von den Griechen erfunden, weiterentwickelt und zur Perfektion gebracht durch die Römer - in unserer Zeit hat man eigentlich nichts Grundlegendes mehr verĂ€ndert, so Stroh, nur noch neue Begriffe fĂŒr bereits Bekanntes wurden „dazuerfunden“. Wilfried Stroh erzĂ€hlt die Geschichte der Redekunst in ihrer BlĂŒtezeit und berichtet von berĂŒhmten Rednern wie Gorgias oder Lysias, und besonders von Cicero, an dem sich alle spĂ€teren Redner messen mussten (und dem Stroh eine sichtlich große Bewunderung entgegenbringt). Er erklĂ€rt, wie es dazu kam, dass dem Ausdruck „Sophist“ ein negativer Beigeschmack zugeordnet wurde und was PĂ€dagogik (griech.: paideia) mit Rhetorik zu tun hat. "Die Macht der Rede" ist ein lesenswertes Buch ĂŒber die Geschichte der antiken Rhetorik, das mit zahlreichen Originalzitaten arbeitet und so ein umfassendes Bild antiker Redekunst erstellt. Dass es sich dabei nicht einfach nur um bloße Überredungskunst handelt und dass oftmals auch philosophische Grundfragen erlĂ€utert wurden, erscheint einleuchtend. Der Autor vermag es, seinen Leser ob seiner großartigen und umfassenden Belesenheit zu beeindrucken - ein wahrhafter poeta doctus, der auch in zunĂ€chst redeuntypisch erscheinenden Texten einen Redeaufbau erkennt und diesen erlĂ€utert. Er gibt Einblicke in seine persönlichen BeweggrĂŒnde fĂŒr eine BeschĂ€ftigung mit alten Sprachen und Rhetorik, erzĂ€hlt von den Sonntagspredigten seines Vaters und betont die Wichtigkeit der Redekunst fĂŒr viele Bereiche des Lebens, sei es nun Politik, Recht, Poesie oder auch Musik und die Bildenden KĂŒnste. Als großer Redner wird selbst Adolf Hitler nicht außen vor gelassen, an dessen Beispiel auch die Gefahren einer wohl gesetzten Rede deutlich werden:

"Es konnte ja nicht ohne Folgen bleiben, dass gerade in Deutschland einer der begabtesten und fatalsten Volksverhetzer aller Zeiten sein „Drittes Reich“ auf die Rede und nur auf die Rede grĂŒnden wollte. Doch das Misstrauen gegen die Rhetorik hat tiefere GrĂŒnde und Ă€ltere AutoritĂ€ten."

Ein großer Bonus von „Die Macht der Rede“ sind die zahlreichen Fußnoten, in denen Stroh noch zusĂ€tzlich Auskunft gibt, er deckt mit seinem Werk die unterschiedlichsten Diskursthemen und Disziplinen ab und flĂ¶ĂŸt seinem Leser Bewunderung vornehmlich fĂŒr die alten Meister der Redekunst, ebenso aber auch fĂŒr die heutigen GrĂ¶ĂŸen auf diesem Feld ein.

An manchen Stellen muss man regelrecht schmunzeln ĂŒber seine AusfĂŒhrungen, die Freude an der Materie kann Stroh bestens zum Ausdruck bringen. Aber nicht nur inhaltlich glĂ€nzt dieses Werk, das eine Ansammlung profunden Wissens darstellt, sondern auch durch die benutzerfreundliche Aufmachung als Hardcover mit LesebĂ€ndchen.

FĂŒr Rhetorikbegeisterte, Altphilologen und mehr oder weniger wortgewandte Stroh-Fans ist diese kleine Geschichte der Rhetorik als Gewinn zu betrachten, sei es zum Von-Vorne-Bis-Hinten-Durchlesen, zum Schmökern, oder auch einfach nur mal Nachschlagen.

geschrieben am 15.05.2010 | 573 Wörter | 3443 Zeichen

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