ISBN | 3570101667 | |
Autor | Frederick Forsyth | |
Verlag | Bertelsmann | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 319 | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Extras | - |
Forysth versorgt seine treue und zahlreiche Leserschar in regelmĂ€Ăigen und kurzen AbstĂ€nden mit neuer, im Idealfall spannender Romanware. Man kann sich, Ă€hnlich wie bei anderen groĂen Serienschreibern, auf einen gut recherchierten Plot, auf kontrĂ€re Charaktere und am Ende ĂŒblicherweise den Sieg des Guten, bestenfalls realisiert durch einen heldenhaften Protagonisten verlassen. Auch diesmal ist es so - aber leider nicht ganz, weswegen ich die LektĂŒre interessant, aber bestenfalls durchschnittlich fand und meiner Ansicht nach dieser Roman hinter VorgĂ€ngerwerken von Forsyth weit zurĂŒckbleibt.
Worum geht es? Es gibt in der Neuzeit, in der Forsyths Agenten nunmehr angekommen sind, viele böse Terroristen, die der guten westlichen Welt an den Kragen wollen. Die einen mit klassischem Gewaltgemetzel, die anderen auf andere Weise. Hier spielt der so genannte âPredigerâ die Hauptrolle, ein Pakistani, der in jungen Jahren in den Bann des radikalen Islam geraten ist, sich dann bei verschiedenen Splittergruppen verdingt hat und letztendlich die Rolle eines online hetzenden Scharfmachers eingenommen hat, der seinen JĂŒngern empfiehlt, deutliche Zeichen zu setzen, indem man möglichst hohe WĂŒrdentrĂ€ger und zugleich sich selbst aus dem Diesseits ins Jenseits befördert. In den USA und GroĂbritannien fanden auf diese Weise bereits mehrere Attentate statt, sodass der âPredigerâ auf die ominöse Todesliste der USA geraten ist, die solche Personen aufzĂ€hlt, deren Eliminierung oberste PrioritĂ€t hat. Leider gibt es abgesehen von diesem Fakt keinen nennenswerten Konnex zwischen dem Buchtitel und der Story. Diese besteht dann nur noch daraus, wie der so genannte âSpĂŒrhundâ, ein Agent einer supergeheimen US-Sondereinheit, den Prediger mit technischen und sonstigen Mitteln findet, in eine Falle lockt und persönlich eliminieren will. Dies ermöglicht natĂŒrlich das Auffahren eines ganzen Arsenals an Stilmitteln, die einen guten Krimi ausmachen: das Aufstöbern des Gesuchten, das Finden der richtigen Partner auf der Suche nach dem Zielobjekt, das Ăberwinden lĂ€stiger, v.a. politischer Hindernisse, der Zufall, der dem âSpĂŒrhundâ u.a. das autistische Computergenie Ariel vor die FĂŒĂe spĂŒlt, der - natĂŒrlich schlauer als die NSA - Firewalls knackt, Geldströme lenkt und komplexe Proxy-Server-Verschleierungen aufdeckt und unterwandert. Naja. Dazu viel MilitĂ€r- und Tech-Gedöns, mit Namedropping noch und nöcher. Auch an anderer Stelle wurde in Rezensionen kritisiert, dass Forsyth mehr Aufmerksamkeit auf die Beschreibung der UmstĂ€nde und Methoden verwendet hat als seiner Geschichte die nötige Spannung und Tiefe zu geben, die ihn in frĂŒheren Romanen ausgezeichnet hat. Dieser Eindruck hat sich bei mir ebenfalls bestĂ€tigt. Teilweise hat man eher das GefĂŒhl, dass Forsyth stĂ€ndig beweisen muss, wie gut er recherchiert hat, anstatt dass die Geschichte mal vorankommt. Auch die stĂ€ndigen EinschĂŒbe des wissenden ErzĂ€hlers gehen angesichts des völlig glatten Gelingens der Jagd auf den âPredigerâ immer mehr auf die Nerven. Hinzu kommt noch eine Prise persönliche Aversion zwischen den Protagonisten, denn einer der fiesen angeleiteten AttentĂ€ter hat den Vater des âSpĂŒrhundesâ, quasi als zufĂ€lligen Kollateralschaden, mit erledigt. Das erinnert so ein bisschen an Bush junior, der Saddam auch deswegen wegbomben wollte, weil der seinen Daddy umbringen wollte. Gute alte (falsch verstandene) Zahn-um-Zahn-Logik. Und am Ende - kleine satirische Hommage an Men in Black - finden natĂŒrlich die Besten der Besten der Besten zusammen, um den Allerbösesten zu stellen und ihm den Garaus zu machen. Nebenbei wird auch noch das somalische Piratentum aufbereitet, viel zu umstĂ€ndlich, als dass sich der Effekt, den es auf die Hauptstory hat, gelohnt hĂ€tte.
Insgesamt ist dieser Roman routiniert geschrieben, aber nicht ĂŒberzeugend, weder als EinzelstĂŒck und erst recht nicht in der Historie der bisherigen Texte von Forsyth. Die Geschichte ist spannend, aber viel zu geradlinig, superheldenzugeschnitten und detailverliebt, als dass man das Buch wirklich mögen könnte. Kalter Krieg konnte er besser.
geschrieben am 26.02.2014 | 582 Wörter | 3583 Zeichen
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