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Die Wahrheit und andere Lügen


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Die Wahrheit und andere LĂŒgen Der Krimi von Sascha Arango - u.a. Autor fĂŒr diverse Tatort-Folgen - geht weit ĂŒber ein schnellschnittiges und abwechslungsreiches Debut hinaus, sondern offenbart ein bemerkenswertes FeingespĂŒr fĂŒr sprachliche Nuancen, Wendungen und plötzliche SĂ€tze, die den Leser mit offenem Mund kurz verharren lassen (Im folgenden Jahr tötete Henry seinen Schwiegervater), aber auch wundervolle Situationsaufnahmen (Bettys Suche nach Gerechtigkeit in der Szene im Hotel). Protagonist des Geschehens ist der „Schriftsteller“ Henry Hayden. Dieser hat eine höchst undurchsichtige Vergangenheit und wurde nur deshalb zum gefeierten Autor, weil er durch Zufall unter dem Bett einer Nachtbekanntschaft ein von dieser geschriebenes Manuskript fand, dieses nach Einsendung an diverse Verlage von einer Hilfskraft, Betty, in der Mittagspause zufĂ€llig gelesen wurde und sich die Nachtbekanntschaft, Martha, auch weiterhin damit begnĂŒgte, zu schreiben, sofern es Henry unter seinem Namen veröffentlichen wĂŒrde. Die beiden bleiben zusammen und heiraten und bilden auf diese Weise eine höchst erfolgreiche, aber atypische Liaison. Henry jedoch beginnt eine AffĂ€re mit Betty und die Situation wird kompliziert, als Betty mitteilt, sie sei schwanger. Henry will nun „die Wahrheit“ auf den Tisch bringen, was sich jedoch als gar nicht so einfach erweist. Immerhin passieren im weiteren Verlauf gleich zwei TodesfĂ€lle und Henry gerĂ€t in die ZwickmĂŒhle zwischen LĂŒge, Wahrheit, Ermittlungen und Verwirrungen. Das Dilemma der Wahrheit begleitet Henry zudem seit seiner turbulenten und leidgeplagten Kindheit, in welcher er, was der Leser sukzessive erfĂ€hrt, vom Vater geprĂŒgelt wurde, beide Eltern verlor, durch diverse Kinderheime vagabundierte und sich am Ende durch TĂ€uschung, DiebstĂ€hle und EinbrĂŒche ĂŒber Wasser hielt. NatĂŒrlich gibt es einen frĂŒheren Heimkameraden, der Hayden wiedererkennt und an dessen strahlende Autorenkarriere nicht glaubt, ihn fortan beschattet und seine Vergangenheit akribisch ermittelt. Dazu gibt es aber auch unverhoffte Helfer, wie den serbischen FischhĂ€ndler aus dem Ort, die Henry in seinem Konstrukt aus LĂŒge und Verheimlichung unterstĂŒtzen. Aus zahlreichen Handlungsstricken und ZufĂ€llen rast die Geschichte dann auf ihr Ende zu, prĂ€sentiert viele unerwartete Wendungen und am Ende stellt man zum einen fest, dass die „Wahrheit“ immer nur im Auge des Betrachters liegt, dass sich Verbrechen am Ende vielleicht doch lohnen könnte, auch wenn es um den Preis des erneuten Abtauchens geschieht, und dass es das „nur“ Böse nicht zwingend gibt. Mehr soll von der Handlung nicht konkretisiert werden, um die Spannung nicht zu nehmen. Es gibt zwei Dinge, die mich an dem Buch allerdings etwas stören. Zum einen ist es das Ende. Hier hĂ€tte ich mir nach den ganzen Finten und Volten der Kapitel zuvor einen grĂ¶ĂŸeren „Knaller“ gewĂŒnscht. Das Ende ist nachvollziehbar und halbwegs offen, aber bleibt unter den zuvor angedeuteten hohen FĂ€higkeiten des Autors Arango. Das Zweite ist eine Passage, in welcher ein Perspektivwechsel fĂŒr den Leser stattfindet: Henry liest einen Abschiedsbrief seiner Frau und der bisher nur kontemplativ agierende allwissende ErzĂ€hler wendet sich wie eine Art Kommentator an den Leser und erlĂ€utert, dass die LektĂŒre des Briefes Henry so mitnimmt, dass man zuerst eine kurze Pause einlegen mĂŒsse. Das ist nicht nur ein unpassender Stilbruch, sondern auch albern. Ansonsten kann ich das Buch mit Nachdruck zur LektĂŒre empfehlen und hoffe auf zahlreiche Folgewerke aus der Feder von Sascha Arango.

Der Krimi von Sascha Arango - u.a. Autor fĂŒr diverse Tatort-Folgen - geht weit ĂŒber ein schnellschnittiges und abwechslungsreiches Debut hinaus, sondern offenbart ein bemerkenswertes FeingespĂŒr fĂŒr sprachliche Nuancen, Wendungen und plötzliche SĂ€tze, die den Leser mit offenem Mund kurz verharren lassen (Im folgenden Jahr tötete Henry seinen Schwiegervater), aber auch wundervolle Situationsaufnahmen (Bettys Suche nach Gerechtigkeit in der Szene im Hotel).

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Protagonist des Geschehens ist der „Schriftsteller“ Henry Hayden. Dieser hat eine höchst undurchsichtige Vergangenheit und wurde nur deshalb zum gefeierten Autor, weil er durch Zufall unter dem Bett einer Nachtbekanntschaft ein von dieser geschriebenes Manuskript fand, dieses nach Einsendung an diverse Verlage von einer Hilfskraft, Betty, in der Mittagspause zufĂ€llig gelesen wurde und sich die Nachtbekanntschaft, Martha, auch weiterhin damit begnĂŒgte, zu schreiben, sofern es Henry unter seinem Namen veröffentlichen wĂŒrde. Die beiden bleiben zusammen und heiraten und bilden auf diese Weise eine höchst erfolgreiche, aber atypische Liaison. Henry jedoch beginnt eine AffĂ€re mit Betty und die Situation wird kompliziert, als Betty mitteilt, sie sei schwanger. Henry will nun „die Wahrheit“ auf den Tisch bringen, was sich jedoch als gar nicht so einfach erweist. Immerhin passieren im weiteren Verlauf gleich zwei TodesfĂ€lle und Henry gerĂ€t in die ZwickmĂŒhle zwischen LĂŒge, Wahrheit, Ermittlungen und Verwirrungen. Das Dilemma der Wahrheit begleitet Henry zudem seit seiner turbulenten und leidgeplagten Kindheit, in welcher er, was der Leser sukzessive erfĂ€hrt, vom Vater geprĂŒgelt wurde, beide Eltern verlor, durch diverse Kinderheime vagabundierte und sich am Ende durch TĂ€uschung, DiebstĂ€hle und EinbrĂŒche ĂŒber Wasser hielt. NatĂŒrlich gibt es einen frĂŒheren Heimkameraden, der Hayden wiedererkennt und an dessen strahlende Autorenkarriere nicht glaubt, ihn fortan beschattet und seine Vergangenheit akribisch ermittelt. Dazu gibt es aber auch unverhoffte Helfer, wie den serbischen FischhĂ€ndler aus dem Ort, die Henry in seinem Konstrukt aus LĂŒge und Verheimlichung unterstĂŒtzen. Aus zahlreichen Handlungsstricken und ZufĂ€llen rast die Geschichte dann auf ihr Ende zu, prĂ€sentiert viele unerwartete Wendungen und am Ende stellt man zum einen fest, dass die „Wahrheit“ immer nur im Auge des Betrachters liegt, dass sich Verbrechen am Ende vielleicht doch lohnen könnte, auch wenn es um den Preis des erneuten Abtauchens geschieht, und dass es das „nur“ Böse nicht zwingend gibt. Mehr soll von der Handlung nicht konkretisiert werden, um die Spannung nicht zu nehmen.

Es gibt zwei Dinge, die mich an dem Buch allerdings etwas stören. Zum einen ist es das Ende. Hier hĂ€tte ich mir nach den ganzen Finten und Volten der Kapitel zuvor einen grĂ¶ĂŸeren „Knaller“ gewĂŒnscht. Das Ende ist nachvollziehbar und halbwegs offen, aber bleibt unter den zuvor angedeuteten hohen FĂ€higkeiten des Autors Arango. Das Zweite ist eine Passage, in welcher ein Perspektivwechsel fĂŒr den Leser stattfindet: Henry liest einen Abschiedsbrief seiner Frau und der bisher nur kontemplativ agierende allwissende ErzĂ€hler wendet sich wie eine Art Kommentator an den Leser und erlĂ€utert, dass die LektĂŒre des Briefes Henry so mitnimmt, dass man zuerst eine kurze Pause einlegen mĂŒsse. Das ist nicht nur ein unpassender Stilbruch, sondern auch albern.

Ansonsten kann ich das Buch mit Nachdruck zur LektĂŒre empfehlen und hoffe auf zahlreiche Folgewerke aus der Feder von Sascha Arango.

geschrieben am 15.06.2014 | 511 Wörter | 3070 Zeichen

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