ISBN | 3455600263 | |
Autor | Agatha Christie | |
Verlag | Atlantik | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 140 | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Extras | - |
Ein Bändchen zum Wohlfühlen: Mit viktorianisch verschnörkeltem Cover, großem Schriftbild und biographischen Hintergrundinformationen wird diese „neue“ Geschichte von Agatha Christie dem Leser in die Hand gelegt. Ein Buch, das genossen und nicht verschlungen werden mag – allzu kurz währt die Freude an dieser typischen Kurzgeschichte der Grande Dame der Kriminalromane. Man könnte noch seitenweise weiter lesen und den kleinen sympathischen Egomanen mit gezwirbeltem Schnurbart, den Held zahlreicher Kurzgeschichten, Hercule Poirot, noch bei etlichen weiteren Abenteuern begleiten.
Wie immer veröffentlichte Agatha Christie auch diese Geschichte zunächst in einer Zeitschrift, arbeitete sie aber später noch einmal um, so dass auch treueste Leser etwas Neues entdecken können. Hercule Poirot, der kleine Belgier mit dem großen Namen löst den vorliegenden Fall wie man es von ihm gewöhnt ist: Ohne Selbstzweifel, ohne Zögern, fast schlafwandlerisch und für alle beteiligten Figuren und den Leser am Ende überraschend. Als geübter Krimileser versucht man Hinweise früh zu entdecken um den Mörder vor Poirot zu entlarven – doch vergebens, Agatha Christie konzipiert ihre Geschichten derart routiniert, dass man immer wieder auf falsche Fährten gelenkt wird und der Auflösung durch Poirot staunend beiwohnt.
Eine lustige Konstruktion der Geschichte ist in der Person der Romanschreiberin angelegt, auf deren verwirrten und drängenden Anruf hin Hercule Poirot zum Ort der Handlung reist. Die Romanschreiberin als Alter Ego der Autorin ist eingeladen worden, für eine illustre Gesellschaft einen Mord zu planen, der in einer Art laufendem Theater Act von den Teilnehmern der Gesellschaft zu lösen versucht wird. Es kommt wie es kommen muss: Das Mädchen, das kaugummikauend gelangweilt als Opfer in einem Bootshaus drapiert wird, ist am Ende tatsächlich tot. Zu allem Überfluss ist die seltsam entrückte Hausherrin verschwunden und über dem gesamten Anwesen hängt eine Familientragödie weiteren Ausmaßes. Poirot deckt alle Ungereimtheiten mit stoischem Gleichmut gegenüber allen Tristessen auf und löst den Fall, so dass der Gerechtigkeit Genüge getan werden kann.
Möchte man etwas Negatives an dieser schönen Poirot-Geschichte finden, könnte einem eventuell die Übersetzung der wörtlichen Rede der Dorfbewohner aufstoßen, die im Bemühen durch die Sprache die unterschiedliche Klassenzugehörigkeit zu verdeutlichen auf Worte wie „bekloppt“ zurückgreift, was den Lesefluss etwas stocken lässt.
Eine schöne Nebeninformation ist, dass das Anwesen, an dem die Handlung spielt, einst im Besitz von Agatha Christie war. Sie fühlte sich dort wohl und beschloss, dem Haus und seinem parkähnlich angelegten Grundstück ein Denkmal zu setzen.
Wer ein hübsches Geschenk sucht, kann bedenkenlos zu diesem Bändchen greifen – am besten in rosa Seidenpapier verpackt und mit einem Veilchenstrauß garniert.
geschrieben am 28.04.2015 | 410 Wörter | 2539 Zeichen
Kommentare zur Rezension (0)
Platz für Anregungen und Ergänzungen