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Die Familienmanagerin - Kindererziehung und Bevölkerungspolitik in Wissensgesellschaften


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Rezension von

Christoph Kramer

Die Familienmanagerin - Kindererziehung und Bevölkerungspolitik in Wissensgesellschaften Im Kern von Merschs Argumentation steht die Forderung, der Staat müsse für eine wenigstens hinreichende Reproduktion des Humanvermögens sorgen. Dazu werden die bisher dafür vorgeschlagenen und tw. umgesetzten Strategien (Zuwanderung, Lebensarbeitszeitverlängerung, Betreuungseinrichtungsausbau, Lasten- und Leistungsausgleich für Familien, steuerliche Besserstellung von Familien) als nicht ausreichend erachtet und die Besteuerung von Kinderlosigkeit sowie die Bereitstellung qualifizierter Aufzuchts-Verantwortlicher als zusätzlicher Mittel empfohlen. Jeder Kinderlose müßte – vergleichbar der Unterhaltsverpflichtung eines geschiedenen Vaters – ab einem bestimmten Lebensjahr einen bestimmten monatlichen Beitrag für einen bestimmten Zeitraum in die Reproduktionskassen abführen. Der Staat betreibt langfristige Bevölkerungsvorausberechnung und jährlich festgelegte Bedarfsplanung an „Familienmanagerinnen“. Diese werden – vergleichbar einer Erzieherin oder Grundschullehrerin – an Fachhochschulen ausgebildet und bekommen dann einen Grundbetrag plus einen Leistungsbetrag pro aufgezogenes eigenes oder adoptiertes Kind über den gesamten Aufzuchtszeitraum (z.B. festgelegt auf 20 Jahre). Nach dem Erlahmen ihrer natürlichen Reproduktionsfähigkeit hätten die Familienmanagerinnen eine Übernahmegarantie in andere Berufe oder könnten – wie schon ihre männlichen oder unfruchtbaren weiblichen Kollegen – durch Adoption weiterhin den Beruf ausüben. Die Adoptionsregelungen würden dafür stark vereinfacht und es gäbe internationale Vereinbarungen über Zuwanderung von verwaisten Kleinkindern aus Entwicklungsländern in die deutschen Familienmanagerinnen-Systeme. Mersch verspricht sich von einer solchen Regelung nicht nur erhebliche Integrationsgewinne, sondern auch den Abbau diverser Probleme heutiger Kinder, etwa Sprach-, Ernährungs-, Bewegungs- oder Verhaltensdefizite. Die Familienmanagerinnen wären also professionelle Erzieherinnen, die für das Aufziehen eigener Kinder bezahlt werden – dies natürlich unabhängig vom Erzeuger der Kinder, was mit dem klassischen Konzept von Ehe und Familie kaum in Einklang zu bringen wäre. Tatsächlich hat nach Merschs Auffassung die Frauenemanzipation die klassische Familie weitgehend zerstört und damit die größte soziale Revolution der letzten 2 Millionen Jahre bewirkt. Die ethische Rechtfertigung einer Bezahlung von Kinderaufzucht liegt in dem Argument, daß die aufgezogenen Kinder den Eltern nicht gehören. Die Kinder, bzw. die von ihnen erbrachten Arbeits- und Steuerleistungen sind dann ja Eigentum des Staates, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Die geleistete Erziehungs-Arbeit der Eltern kommt also allen zugute, ohne daß dies angemessen entschädigt würde. Außer dem „Konsumnutzen“, also der puren Freude an Kindern, habe insbesondere hochqualifizierte Eltern heute nichts davon, teure Kinder in die Welt zu setzen. Also empfiehlt Mersch nur, die jetzt schon zu beobachtende Spezialisierung und Arbeitsteilung bei der Kinderaufzucht endlich zu professionalisieren und gerecht zu entgelten. Trotz einiger Beispielrechnungen beläßt es Mersch bei einer allgemeinen Anregung. Welche Probleme bei einem Versuch der konkreten politischen Umsetzung auftauchen würden (Stichwort: grundgesetzlich verankerter Schutz von Ehe und Familie), wird gar nicht erst angedacht. Eine Implementierungsstrategie fehlt. Diese kann man von einem Einzelkämpfer wie Mersch, der sich das ganze Wissen nur nebenbei erarbeitet hat, auch nicht wirklich erwarten. Im Kern geht es Mersch auch nur darum, einen Vorschlag zu machen. Dieser Vorschlag wirft dann im Detail natürlich eine Reihe von Fragen auf. Wie könnte die Qualifikation der Familienmanager sichergestellt werden? Wie lassen sich Mißbrauchsversuche vermeiden – besonders hinsichtlich der angedachten Adoptionsregelung? Welche Versicherung gibt es dagegen, daß die mühsam kollektiv finanzierten Kinder beim Berufseinstieg einfach in ein Land wechseln, in dem sie keine hohen Kindersteuern bezahlen müssen? Um solche und weitere Fragen zu klären, müßte man vermutlich ein langfristig angelegtes Forschungs-Großprojekt zu diesem Thema durchführen.

Im Kern von Merschs Argumentation steht die Forderung, der Staat müsse für eine wenigstens hinreichende Reproduktion des Humanvermögens sorgen. Dazu werden die bisher dafür vorgeschlagenen und tw. umgesetzten Strategien (Zuwanderung, Lebensarbeitszeitverlängerung, Betreuungseinrichtungsausbau, Lasten- und Leistungsausgleich für Familien, steuerliche Besserstellung von Familien) als nicht ausreichend erachtet und die Besteuerung von Kinderlosigkeit sowie die Bereitstellung qualifizierter Aufzuchts-Verantwortlicher als zusätzlicher Mittel empfohlen.

Jeder Kinderlose müßte – vergleichbar der Unterhaltsverpflichtung eines geschiedenen Vaters – ab einem bestimmten Lebensjahr einen bestimmten monatlichen Beitrag für einen bestimmten Zeitraum in die Reproduktionskassen abführen. Der Staat betreibt langfristige Bevölkerungsvorausberechnung und jährlich festgelegte Bedarfsplanung an „Familienmanagerinnen“. Diese werden – vergleichbar einer Erzieherin oder Grundschullehrerin – an Fachhochschulen ausgebildet und bekommen dann einen Grundbetrag plus einen Leistungsbetrag pro aufgezogenes eigenes oder adoptiertes Kind über den gesamten Aufzuchtszeitraum (z.B. festgelegt auf 20 Jahre). Nach dem Erlahmen ihrer natürlichen Reproduktionsfähigkeit hätten die Familienmanagerinnen eine Übernahmegarantie in andere Berufe oder könnten – wie schon ihre männlichen oder unfruchtbaren weiblichen Kollegen – durch Adoption weiterhin den Beruf ausüben. Die Adoptionsregelungen würden dafür stark vereinfacht und es gäbe internationale Vereinbarungen über Zuwanderung von verwaisten Kleinkindern aus Entwicklungsländern in die deutschen Familienmanagerinnen-Systeme. Mersch verspricht sich von einer solchen Regelung nicht nur erhebliche Integrationsgewinne, sondern auch den Abbau diverser Probleme heutiger Kinder, etwa Sprach-, Ernährungs-, Bewegungs- oder Verhaltensdefizite.

Die Familienmanagerinnen wären also professionelle Erzieherinnen, die für das Aufziehen eigener Kinder bezahlt werden – dies natürlich unabhängig vom Erzeuger der Kinder, was mit dem klassischen Konzept von Ehe und Familie kaum in Einklang zu bringen wäre. Tatsächlich hat nach Merschs Auffassung die Frauenemanzipation die klassische Familie weitgehend zerstört und damit die größte soziale Revolution der letzten 2 Millionen Jahre bewirkt.

Die ethische Rechtfertigung einer Bezahlung von Kinderaufzucht liegt in dem Argument, daß die aufgezogenen Kinder den Eltern nicht gehören. Die Kinder, bzw. die von ihnen erbrachten Arbeits- und Steuerleistungen sind dann ja Eigentum des Staates, der Wirtschaft und der Gesellschaft. Die geleistete Erziehungs-Arbeit der Eltern kommt also allen zugute, ohne daß dies angemessen entschädigt würde. Außer dem „Konsumnutzen“, also der puren Freude an Kindern, habe insbesondere hochqualifizierte Eltern heute nichts davon, teure Kinder in die Welt zu setzen. Also empfiehlt Mersch nur, die jetzt schon zu beobachtende Spezialisierung und Arbeitsteilung bei der Kinderaufzucht endlich zu professionalisieren und gerecht zu entgelten.

Trotz einiger Beispielrechnungen beläßt es Mersch bei einer allgemeinen Anregung. Welche Probleme bei einem Versuch der konkreten politischen Umsetzung auftauchen würden (Stichwort: grundgesetzlich verankerter Schutz von Ehe und Familie), wird gar nicht erst angedacht. Eine Implementierungsstrategie fehlt. Diese kann man von einem Einzelkämpfer wie Mersch, der sich das ganze Wissen nur nebenbei erarbeitet hat, auch nicht wirklich erwarten. Im Kern geht es Mersch auch nur darum, einen Vorschlag zu machen.

Dieser Vorschlag wirft dann im Detail natürlich eine Reihe von Fragen auf. Wie könnte die Qualifikation der Familienmanager sichergestellt werden? Wie lassen sich Mißbrauchsversuche vermeiden – besonders hinsichtlich der angedachten Adoptionsregelung? Welche Versicherung gibt es dagegen, daß die mühsam kollektiv finanzierten Kinder beim Berufseinstieg einfach in ein Land wechseln, in dem sie keine hohen Kindersteuern bezahlen müssen? Um solche und weitere Fragen zu klären, müßte man vermutlich ein langfristig angelegtes Forschungs-Großprojekt zu diesem Thema durchführen.

geschrieben am 05.08.2007 | 517 Wörter | 3617 Zeichen

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