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Arbeitsmigranten und Aussiedler – Integration in Theorie und Praxis


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Rezension von

Christoph Kramer

Arbeitsmigranten und Aussiedler – Integration in Theorie und Praxis Der Titel dieser Arbeit weckt sofort Interesse. Ein gründlicher Vergleich der beiden vielleicht wichtigsten Migrantengruppen Deutschlands sowie eine kritische Kontrastierung der (meist ziemlich normativen) Integrationstheorien mit der empirisch meßbaren Integrationspraxis – so ungefähr sieht die vom Titel ausgelöste Erwartungshaltung aus. Ein solches Projekt wäre auch eigentlich überfällig. Diese Magisterarbeit aus dem letzten Jahr kann die hohen Erwartungen allerdings in keiner Hinsicht befriedigen. Ihr größter Mangel ist, daß gar kein gründlicher Vergleich vorgenommen wird, weder zwischen den beiden Migrantengruppen der Aussiedler und der Arbeitsmigranten (in dieser Studie meist auf die Gruppe der Türken begrenzt), noch zwischen Theorie und Praxis. Statt dessen beschränkt sich die Autorin Svenja Barner auf ein rein eklektizistisches, additives Vorgehen, indem sie einfach (lückenhaft) angelesenes Wissen aneinanderreiht ohne es interpretatorisch weiter zu verarbeiten und zu vertiefen. Während die Gliederung der Arbeit zunächst noch einleuchtet, vermögen die Inhalte der einzelnen Kapitel kaum noch zu überzeugen. Meist werden für einen Abschnitt nicht mehr als ein oder zwei Titel bzw. empirische Studien aus anderen Kontexten herangezogen. Das Kapitel zur Theorie der Integration bspw. stützt sich im wesentlichen auf ein Buch des Soziologen Hartmut Esser aus dem Jahr 1980. Gab es seitdem keine theoretischen Entwicklungen mehr? Eine Magisterarbeit soll in der Regel zumindest den aktuellen Forschungsstand zu einem Thema zusammenfassen, aber in diesem Fall ist noch nicht einmal die Darstellung der zentralen Theorie von Esser wirklich gelungen. Man hat immer das Gefühl, es wäre vielleicht besser, im Original selbst noch mal nachzulesen. Schon bei einem kurzen Nachschlag bei Wikipedia erfährt man, daß Esser in der Tradition des Popperschen Kritischen Rationalismus steht. In Barners (überhaupt sehr überschaubaren) Literaturverzeichnis taucht der Name Popper dagegen nicht ein einziges Mal auf. Auch der Bezug der Esserschen Theoreme zu den Ergebnissen der Empirie bleibt absolut unterbelichtet. Theorie und Praxis werden überhaupt nicht weiter in Bezug zueinander gesetzt. In dem Kapitel über die empirischen Daten zur Integration werden unstrukturiert die Ergebnisse diverser Studien aufgezählt, die die Autorin meist ziemlich wahllos aus dem Internet gezogen zu haben scheint – selbstverständlich ohne eine kritische Reflektion der Quelle der Veröffentlichung. Ein systematischer Abgleich aller verfügbaren Daten zu beiden Migrantengruppen findet nicht statt. Einige wenige vergleichende Aussagen werden immerhin getroffen: Bei den Aussiedlern sei die Wohnsituation im Durchschnitt besser als bei den Türken, freundschaftliche Beziehungen zu Einheimischen fänden sich häufiger, die Sprachkenntnisse seien besser und es fänden sich mehr Akademiker unter den Aussiedlern als unter den Türken. Außerdem gebe es einen „gegenläufigen Trend“: je jünger die Personen in der Gruppe der Aussiedler, desto schwerer falle ihnen die Integration, da besonders bei den nach 1993 eingereisten Aussiedlern im Herkunftsland kaum noch die deutsche Sprache und Kultur gepflegt wurde. Umgekehrt bei den Türken: je jünger, desto stärker zeigen bestimmte Indikatoren (Sprachkenntnisse, Kontakte zu Deutschen) auf vermehrte Integration. Langfristig sei – so spekuliert Barner – hier eine endgültige Angleichung aller Bevölkerungsgruppen zu erwarten, denn, so ihr merkwürdiger Schlußsatz am Ende der Arbeit: „Nur auf diesem Wege kann aus den einzelnen farbigen Flecken der Weltkarte eine bunt gemischte Gruppe werden.“

Der Titel dieser Arbeit weckt sofort Interesse. Ein gründlicher Vergleich der beiden vielleicht wichtigsten Migrantengruppen Deutschlands sowie eine kritische Kontrastierung der (meist ziemlich normativen) Integrationstheorien mit der empirisch meßbaren Integrationspraxis – so ungefähr sieht die vom Titel ausgelöste Erwartungshaltung aus. Ein solches Projekt wäre auch eigentlich überfällig.

Diese Magisterarbeit aus dem letzten Jahr kann die hohen Erwartungen allerdings in keiner Hinsicht befriedigen. Ihr größter Mangel ist, daß gar kein gründlicher Vergleich vorgenommen wird, weder zwischen den beiden Migrantengruppen der Aussiedler und der Arbeitsmigranten (in dieser Studie meist auf die Gruppe der Türken begrenzt), noch zwischen Theorie und Praxis. Statt dessen beschränkt sich die Autorin Svenja Barner auf ein rein eklektizistisches, additives Vorgehen, indem sie einfach (lückenhaft) angelesenes Wissen aneinanderreiht ohne es interpretatorisch weiter zu verarbeiten und zu vertiefen.

Während die Gliederung der Arbeit zunächst noch einleuchtet, vermögen die Inhalte der einzelnen Kapitel kaum noch zu überzeugen. Meist werden für einen Abschnitt nicht mehr als ein oder zwei Titel bzw. empirische Studien aus anderen Kontexten herangezogen.

Das Kapitel zur Theorie der Integration bspw. stützt sich im wesentlichen auf ein Buch des Soziologen Hartmut Esser aus dem Jahr 1980. Gab es seitdem keine theoretischen Entwicklungen mehr? Eine Magisterarbeit soll in der Regel zumindest den aktuellen Forschungsstand zu einem Thema zusammenfassen, aber in diesem Fall ist noch nicht einmal die Darstellung der zentralen Theorie von Esser wirklich gelungen. Man hat immer das Gefühl, es wäre vielleicht besser, im Original selbst noch mal nachzulesen. Schon bei einem kurzen Nachschlag bei Wikipedia erfährt man, daß Esser in der Tradition des Popperschen Kritischen Rationalismus steht. In Barners (überhaupt sehr überschaubaren) Literaturverzeichnis taucht der Name Popper dagegen nicht ein einziges Mal auf. Auch der Bezug der Esserschen Theoreme zu den Ergebnissen der Empirie bleibt absolut unterbelichtet. Theorie und Praxis werden überhaupt nicht weiter in Bezug zueinander gesetzt.

In dem Kapitel über die empirischen Daten zur Integration werden unstrukturiert die Ergebnisse diverser Studien aufgezählt, die die Autorin meist ziemlich wahllos aus dem Internet gezogen zu haben scheint – selbstverständlich ohne eine kritische Reflektion der Quelle der Veröffentlichung. Ein systematischer Abgleich aller verfügbaren Daten zu beiden Migrantengruppen findet nicht statt. Einige wenige vergleichende Aussagen werden immerhin getroffen: Bei den Aussiedlern sei die Wohnsituation im Durchschnitt besser als bei den Türken, freundschaftliche Beziehungen zu Einheimischen fänden sich häufiger, die Sprachkenntnisse seien besser und es fänden sich mehr Akademiker unter den Aussiedlern als unter den Türken. Außerdem gebe es einen „gegenläufigen Trend“: je jünger die Personen in der Gruppe der Aussiedler, desto schwerer falle ihnen die Integration, da besonders bei den nach 1993 eingereisten Aussiedlern im Herkunftsland kaum noch die deutsche Sprache und Kultur gepflegt wurde. Umgekehrt bei den Türken: je jünger, desto stärker zeigen bestimmte Indikatoren (Sprachkenntnisse, Kontakte zu Deutschen) auf vermehrte Integration. Langfristig sei – so spekuliert Barner – hier eine endgültige Angleichung aller Bevölkerungsgruppen zu erwarten, denn, so ihr merkwürdiger Schlußsatz am Ende der Arbeit: „Nur auf diesem Wege kann aus den einzelnen farbigen Flecken der Weltkarte eine bunt gemischte Gruppe werden.“

geschrieben am 10.11.2007 | 494 Wörter | 3127 Zeichen

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