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Deutsche Kolonien: Traum und Trauma


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Rezension von

Daniel Bigalke

Deutsche Kolonien: Traum und Trauma Imperialismus ist eine gewaltsame Ausdehnung staatlicher Herrschaft über unterentwickelte Territorien, unter Missachtung des Willens der Beherrschten, mit dem Ziel der Errichtung eines verbundenen Kolonialreiches. Ideales Ziel ist die Erringung des Weltmachtstatus für einen Staatenverband. – So die geläufige Definition in der Staatswissenschaft. Erich Marcks und Max Lenz entwarfen eine Theorie vom notwendig sich vollziehenden Übergang vom europäischen Staatensystem zum Weltstaatensystem, bei dem Deutschland mitziehen müsse um nicht zur Macht zweiten Ranges zu werden. Dieser etatistische Prozess führte zu vielen Auseinandersetzungen mit Großbritannien. In den Vereinigten Staaten findet sich analoges bei John Burges, der vom hegelianischen Staatsbegriff ausgehend den Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Weltmacht als eine Notwendigkeit betrachtete. David Fieldhouse entwarf die Theorie des periphären Imperialismus. Der Handel mit kolonialen Territorien sei nahezu unbedeutend. Imperialismus sei eher durch die Vorsicht in einer Periode des nationalen Wandels hervorgerufen worden, um die nationalen Interessen des eigenen Landes zu verteidigen. Es sei nur eine Reaktion auf die unbefriedigenden Verhältnisse an der Peripherie. Durch lokale Konflikte wurden territoriale Kontrollen ausgeweitet, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Es waren ökonomische Prozesse an der Peripherie, die die Kolonialmächte zu direktem Einfluss zwangen, was zur unmittelbaren Herrschaft geführt hat. Oswald Spengler drückt dies treffend so aus: „Der wirtschaftliche und erst in seinem Dienst der politische Imperialismus hat die Aufgabe, die Existenz eines Massenvolkes nach außen hin sicherzustellen (...). Dem dient die Politik der Kolonien, Protektorate und Einflusssphären, (...) um wirtschaftliche Möglichkeiten für eine einzelne Macht zu reservieren. (...) Der Imperialismus (...) ist endlich zu der Katastrophe vorangetrieben worden, welche der Ausbruch des Weltkrieges darstellt.“ Immer wieder fragt man sich nach der deutschen Vision der Kolonien, nach Leistung und Hintergrund des deutschen Kolonialismus. So kurz das deutsche Kolonialreich auch existierte, so mächtig war die Idee - sowohl vor dem Erwerb der ersten deutschen Kolonie 1884 als auch nach dem Verlust aller Annexionen nach dem Ersten Weltkrieg. Auch hier war das Ziel ein Größeres Deutschland im Wettstreit mit den europäischen Mächten. In der vorliegenden Darstellung des deutschen Kolonialismus geht es um ein moralisch unvoreingenommenes Bild vom deutschen Kolonialismus. Insgesamt eine beeindruckende und tiefgründige Darstellung. Scharf gezeichnete Porträts der Hauptakteure – allesamt Kaufleute, Abenteurer, Politiker – erklären den wirtschaftlichen Ursprung der deutschen Protektorate in Afrika, China und dem Pazifik. Das Buch ist ein Fortschritt für einen neuen Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte. Der Leser kann sich erstmals ohne den moralistischen Kitsch bundesdeutscher Gutmenschen und beruflicher staatlich alimentierter Bedenkenträger ein sachliches und eigenes Bild von den deutschen Kolonien machen, insbesondere von Deutsch-Südwest-Afrika, wo die deutschen Bauten noch immer fest verortet sind, Ortsbild prägenden Charakter haben und die Einheimischen zur deutschen Gesichte ein unbefangeneres Verhältnis haben als die Deutschen heute selbst.

Imperialismus ist eine gewaltsame Ausdehnung staatlicher Herrschaft über unterentwickelte Territorien, unter Missachtung des Willens der Beherrschten, mit dem Ziel der Errichtung eines verbundenen Kolonialreiches. Ideales Ziel ist die Erringung des Weltmachtstatus für einen Staatenverband. – So die geläufige Definition in der Staatswissenschaft. Erich Marcks und Max Lenz entwarfen eine Theorie vom notwendig sich vollziehenden Übergang vom europäischen Staatensystem zum Weltstaatensystem, bei dem Deutschland mitziehen müsse um nicht zur Macht zweiten Ranges zu werden. Dieser etatistische Prozess führte zu vielen Auseinandersetzungen mit Großbritannien. In den Vereinigten Staaten findet sich analoges bei John Burges, der vom hegelianischen Staatsbegriff ausgehend den Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Weltmacht als eine Notwendigkeit betrachtete.

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David Fieldhouse entwarf die Theorie des periphären Imperialismus. Der Handel mit kolonialen Territorien sei nahezu unbedeutend. Imperialismus sei eher durch die Vorsicht in einer Periode des nationalen Wandels hervorgerufen worden, um die nationalen Interessen des eigenen Landes zu verteidigen. Es sei nur eine Reaktion auf die unbefriedigenden Verhältnisse an der Peripherie. Durch lokale Konflikte wurden territoriale Kontrollen ausgeweitet, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Es waren ökonomische Prozesse an der Peripherie, die die Kolonialmächte zu direktem Einfluss zwangen, was zur unmittelbaren Herrschaft geführt hat.

Oswald Spengler drückt dies treffend so aus: „Der wirtschaftliche und erst in seinem Dienst der politische Imperialismus hat die Aufgabe, die Existenz eines Massenvolkes nach außen hin sicherzustellen (...). Dem dient die Politik der Kolonien, Protektorate und Einflusssphären, (...) um wirtschaftliche Möglichkeiten für eine einzelne Macht zu reservieren. (...) Der Imperialismus (...) ist endlich zu der Katastrophe vorangetrieben worden, welche der Ausbruch des Weltkrieges darstellt.“ Immer wieder fragt man sich nach der deutschen Vision der Kolonien, nach Leistung und Hintergrund des deutschen Kolonialismus. So kurz das deutsche Kolonialreich auch existierte, so mächtig war die Idee - sowohl vor dem Erwerb der ersten deutschen Kolonie 1884 als auch nach dem Verlust aller Annexionen nach dem Ersten Weltkrieg. Auch hier war das Ziel ein Größeres Deutschland im Wettstreit mit den europäischen Mächten.

In der vorliegenden Darstellung des deutschen Kolonialismus geht es um ein moralisch unvoreingenommenes Bild vom deutschen Kolonialismus. Insgesamt eine beeindruckende und tiefgründige Darstellung. Scharf gezeichnete Porträts der Hauptakteure – allesamt Kaufleute, Abenteurer, Politiker – erklären den wirtschaftlichen Ursprung der deutschen Protektorate in Afrika, China und dem Pazifik. Das Buch ist ein Fortschritt für einen neuen Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte. Der Leser kann sich erstmals ohne den moralistischen Kitsch bundesdeutscher Gutmenschen und beruflicher staatlich alimentierter Bedenkenträger ein sachliches und eigenes Bild von den deutschen Kolonien machen, insbesondere von Deutsch-Südwest-Afrika, wo die deutschen Bauten noch immer fest verortet sind, Ortsbild prägenden Charakter haben und die Einheimischen zur deutschen Gesichte ein unbefangeneres Verhältnis haben als die Deutschen heute selbst.

geschrieben am 31.03.2009 | 435 Wörter | 2891 Zeichen

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