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Tradition und Herrschaft. Aufsätze 1932-1952


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Rezension von

Daniel Bigalke

Tradition und Herrschaft. Aufsätze 1932-1952 Für viele politische Denker war nur im übersinnlich Verwurzelten ein Vertrag im politischen Bereich zwischen Bürger und Staat möglich. Die Verwurzelung in der Gemeinschaft bildete für sie die Basis, um dem utilitaristischen Denken eine andere, metaphysisch verwurzelte, Version des politischen Systems entgegenzustellen. Der moderne Individualismus habe den derartig gut konstituierten harmonischen Gesellschaftsbau zerstört. Der Philosoph Julius Evola (1898-1974) gilt als bedeutendster antimoderner Denker und Theoretiker jener Tradition, die einen harmonischen politischen und gesellschaftlichen Aufbau erstrebten. Er stammte aus einem sizilianischen-normannischen Adelsgeschlecht und nahm als Artillerieoffizier am I. Weltkrieg teil. Evola versuchte sich selbst als Künstler und begann als Futurist um 1915 mit dem Malen. Er widmete sich zudem der Esoterik und Philosophie und schrieb zahlreiche Aufsätze. Die Rückkehr zu der von Evola kulturanalytisch beschriebenen Tradition mit ihren vorchristlichen Mythen und Lebensgesetzen wurde als sein Markenzeichen immer mehr zur politischen Forderung erhoben. Im Jahr 1934 veröffentliche Evola sein Schlüsselwerk Rivolta contro il mondo moderno (Revolte gegen die moderne Welt), in der er seine Kulturanalyse erweiterte und eine Gesamtschau der Traditionen aller Indo-germanischen Kulturen anbot (Die „Welt der Tradition“). Die hier vorliegende von Martin Schwarz herausgegebene Sammlung von Aufsätzen Julius Evolas, die die politische Sphäre in der Perspektive der Tradition betrachten und in den Jahren zwischen 1932 und 1952 in deutscher Sprache erschienen waren, wurde auf Initiative der Edition Arnshaugk soeben neu aufgelegt. Sie beinhaltet zentrale Essays mit den bedeutendsten Thesen Evolas. Der „aristokratische Pessimismus“ (Alain de Benoist) der aus dem Werk Evolas spricht, kommt auch hier trefflich zur Geltung. Viele Köpfe des seit 1927 in Italien unangefochten herrschenden Faschismus kritisierten seine elitäre Haltung, die wesentlich eine durchaus lebbare antimoderne Haltung zum Ausdruck bringt. Sie ist aber keineswegs – das bezeugen die vorliegenden Texte – nationalistisch, sondern dienen einer „übernationalen Ordnung“. In ihr wird das Prinzip der Hierarchie dem entropischen Prinzip der Gleichheit, das dem Aufstieg des Kollektivismus Vorschub leiste, entgegestellt. Auch die europäische Einheit sei zugrunde gegangen, als an die Stelle des überpolitischen Reichsprinzips das politische Vaterlandsprinzip trat. Der organische Gedanke, der sich auch überpolitisch und universal denken läßt, setzt für Evola einen Prozess der Integration voraus: Nationale Integration erfolge durch Anerkennung eines Prinzips der überindividuellen Autorität als Basis für die organische ständische Gestaltung innerhalb einer Nation. Ziel ist stets die übernationale europäische Einheit, die – sagen wir es mit aktuellen Worten – keineswegs im Brüsseler Verwaltungsapparat aufgehen kann. Dieser bietet heute nicht jene überindividuelle Autorität, die Evola sich einst wünschte. Entsprechend überzeugen bereits die Titel der im Buch enthaltenen Texte: Über die geistigen Voraussetzungen einer europäischen Einheit, Das Doppelantlitz des Nationalismus, Über das Geheimnis des Verfalls oder: Europa und der organische Gedanke. Spannend zu lesen sind Evolas Reflexionen über die Nivellierung zwischen Mensch und Mensch, der die Nivellierung zwischen Geschlecht und Geschlecht nachfolge und der Feminismus sich herausbilde. Der Feminismus sei nicht imstande gewesen, der Frau eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Er ahmt nur die Eigenschaften der männlichen Persönlichkeit nach. Die Frau hat folglich im Feminismus keinen eigenen Wert, wird nicht in ihrem So-Sein anerkannt. Sie gilt im Feminismus nur etwas, solange sie zum Manne werden kann. Hier artikuliert Evola etwas, was man als Bild über die Frau dem Feminismus nicht zutraut. Generell hat Evola jedoch Recht – so wie in vielen seiner unzeitgemäßen Analysen, die das kleine Bändchen zügig und spannend zu lesen machen!

Für viele politische Denker war nur im übersinnlich Verwurzelten ein Vertrag im politischen Bereich zwischen Bürger und Staat möglich. Die Verwurzelung in der Gemeinschaft bildete für sie die Basis, um dem utilitaristischen Denken eine andere, metaphysisch verwurzelte, Version des politischen Systems entgegenzustellen. Der moderne Individualismus habe den derartig gut konstituierten harmonischen Gesellschaftsbau zerstört.

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Der Philosoph Julius Evola (1898-1974) gilt als bedeutendster antimoderner Denker und Theoretiker jener Tradition, die einen harmonischen politischen und gesellschaftlichen Aufbau erstrebten. Er stammte aus einem sizilianischen-normannischen Adelsgeschlecht und nahm als Artillerieoffizier am I. Weltkrieg teil. Evola versuchte sich selbst als Künstler und begann als Futurist um 1915 mit dem Malen. Er widmete sich zudem der Esoterik und Philosophie und schrieb zahlreiche Aufsätze. Die Rückkehr zu der von Evola kulturanalytisch beschriebenen Tradition mit ihren vorchristlichen Mythen und Lebensgesetzen wurde als sein Markenzeichen immer mehr zur politischen Forderung erhoben. Im Jahr 1934 veröffentliche Evola sein Schlüsselwerk Rivolta contro il mondo moderno (Revolte gegen die moderne Welt), in der er seine Kulturanalyse erweiterte und eine Gesamtschau der Traditionen aller Indo-germanischen Kulturen anbot (Die „Welt der Tradition“).

Die hier vorliegende von Martin Schwarz herausgegebene Sammlung von Aufsätzen Julius Evolas, die die politische Sphäre in der Perspektive der Tradition betrachten und in den Jahren zwischen 1932 und 1952 in deutscher Sprache erschienen waren, wurde auf Initiative der Edition Arnshaugk soeben neu aufgelegt. Sie beinhaltet zentrale Essays mit den bedeutendsten Thesen Evolas. Der „aristokratische Pessimismus“ (Alain de Benoist) der aus dem Werk Evolas spricht, kommt auch hier trefflich zur Geltung.

Viele Köpfe des seit 1927 in Italien unangefochten herrschenden Faschismus kritisierten seine elitäre Haltung, die wesentlich eine durchaus lebbare antimoderne Haltung zum Ausdruck bringt. Sie ist aber keineswegs – das bezeugen die vorliegenden Texte – nationalistisch, sondern dienen einer „übernationalen Ordnung“. In ihr wird das Prinzip der Hierarchie dem entropischen Prinzip der Gleichheit, das dem Aufstieg des Kollektivismus Vorschub leiste, entgegestellt. Auch die europäische Einheit sei zugrunde gegangen, als an die Stelle des überpolitischen Reichsprinzips das politische Vaterlandsprinzip trat. Der organische Gedanke, der sich auch überpolitisch und universal denken läßt, setzt für Evola einen Prozess der Integration voraus: Nationale Integration erfolge durch Anerkennung eines Prinzips der überindividuellen Autorität als Basis für die organische ständische Gestaltung innerhalb einer Nation. Ziel ist stets die übernationale europäische Einheit, die – sagen wir es mit aktuellen Worten – keineswegs im Brüsseler Verwaltungsapparat aufgehen kann. Dieser bietet heute nicht jene überindividuelle Autorität, die Evola sich einst wünschte. Entsprechend überzeugen bereits die Titel der im Buch enthaltenen Texte: Über die geistigen Voraussetzungen einer europäischen Einheit, Das Doppelantlitz des Nationalismus, Über das Geheimnis des Verfalls oder: Europa und der organische Gedanke.

Spannend zu lesen sind Evolas Reflexionen über die Nivellierung zwischen Mensch und Mensch, der die Nivellierung zwischen Geschlecht und Geschlecht nachfolge und der Feminismus sich herausbilde. Der Feminismus sei nicht imstande gewesen, der Frau eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Er ahmt nur die Eigenschaften der männlichen Persönlichkeit nach. Die Frau hat folglich im Feminismus keinen eigenen Wert, wird nicht in ihrem So-Sein anerkannt. Sie gilt im Feminismus nur etwas, solange sie zum Manne werden kann. Hier artikuliert Evola etwas, was man als Bild über die Frau dem Feminismus nicht zutraut. Generell hat Evola jedoch Recht – so wie in vielen seiner unzeitgemäßen Analysen, die das kleine Bändchen zügig und spannend zu lesen machen!

geschrieben am 10.05.2009 | 545 Wörter | 3482 Zeichen

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