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Adyton


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Adyton "Jeder ist der Andere und Keiner er selbst", schrieb Martin Heidegger in "Sein und Zeit" und meinte damit die Eigenschaft des Menschen, sich in der Masse zu verstecken. Das Tier in der Herde macht es den anderen Tieren nach und geht damit auf Nummer sicher. Das Gleichtun hat vielerlei Motive und Gründe. Wir kennen es ja schon von unseren Eltern: Verlangten wir für einen Befehl eine Erklärung, so hieß es oft: ‚Das macht man eben so!‘ In der Zeit der Globalisierung hat das Gleichschalten noch an Geschwindigkeit gewonnen. Wer nicht bei Facebook ist, existiert nicht. Peter Trawny sieht in seinem Buch "Adyton - Heideggers esoterische Philosophie" die globalisierte Welt gleichsam als glatte Kugel, in der Innigkeit als Störfaktor angesehen wird. Trawny plädiert für eine neue Sichtweise auf die Philosophie Heideggers, wobei allerdings die Begrifflichkeit des Esoterischen missverständlich aufgenommen werden kann. Ein zentraler Aspekt von Trawnys Versuch ist das Verhältnis Heideggers zur Öffentlichkeit. Der Philosoph lehnte sie kategorisch ab. Er akzeptierte die Tatsache ihres Bestehens, bestritt jedoch vehement, dass in ihr eine philosophische Dialektik überhaupt möglich sei. "Bei Heidegger erscheint die Öffentlichkeit als Ver- und Entstellung der Sprache, die demnach auf eine ihr zugängliche Wahrheit bezogen bleibt. Die Öffentlichkeit ist das Falsche, in dem es kein Wahres geben könne", schreibt Trawny, der auch Mitherausgeber der Martin Heidegger-Gesamtausgabe ist. Im Laufe seiner kleinen Untersuchung schält Trawny das Bestreben Heideggers heraus, die Philosophie vor der Öffentlichkeit zu schützen, ihr einen eigenen geschützten Raum, quasi ein esoterisches Refugium, zu geben. Heidegger sah die Philosophie nicht als eine gleichberechtigte Wissenschaft an. Vielmehr sah er wie Platon in ihr eine Königsdisziplin, die die Führung zu übernehmen habe und der sich alle anderen Bereiche – auch die Politik – unterzuordnen hätten. Deutlich wird in dem Büchlein, wie sehr sich Heidegger ein Leben lang mit der Frage der Möglichkeit des Philosophierens beschäftigt hat. Dazu gehört die Sprache ebenso wie die Vermittlung oder der geistige Austausch. Ist das Buch überhaupt eine geeignete Form, wird sich Heidegger bei den Niederschriften permanent gefragt haben. Peter Trawny kommt zu einer erstaunlichen Forderung. Er gibt dem "auserlesenen Zirkel" (Friedrich Schiller) eine "esoterische Bevorzugung": "die Chance zu einer Gemeinschaft, in der intensiver realisiert werden kann, was in der Massen- und Mediengesellschaft notwendig entstellt werden oder verloren gehen muss. Die Philosophie hat die Verantwortung zu einer Gemeinschaft, die das Recht hat, sich als solche bezeichnen zu können."

"Jeder ist der Andere und Keiner er selbst", schrieb Martin Heidegger in "Sein und Zeit" und meinte damit die Eigenschaft des Menschen, sich in der Masse zu verstecken. Das Tier in der Herde macht es den anderen Tieren nach und geht damit auf Nummer sicher. Das Gleichtun hat vielerlei Motive und Gründe. Wir kennen es ja schon von unseren Eltern: Verlangten wir für einen Befehl eine Erklärung, so hieß es oft: ‚Das macht man eben so!‘

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In der Zeit der Globalisierung hat das Gleichschalten noch an Geschwindigkeit gewonnen. Wer nicht bei Facebook ist, existiert nicht. Peter Trawny sieht in seinem Buch "Adyton - Heideggers esoterische Philosophie" die globalisierte Welt gleichsam als glatte Kugel, in der Innigkeit als Störfaktor angesehen wird.

Trawny plädiert für eine neue Sichtweise auf die Philosophie Heideggers, wobei allerdings die Begrifflichkeit des Esoterischen missverständlich aufgenommen werden kann.

Ein zentraler Aspekt von Trawnys Versuch ist das Verhältnis Heideggers zur Öffentlichkeit. Der Philosoph lehnte sie kategorisch ab. Er akzeptierte die Tatsache ihres Bestehens, bestritt jedoch vehement, dass in ihr eine philosophische Dialektik überhaupt möglich sei. "Bei Heidegger erscheint die Öffentlichkeit als Ver- und Entstellung der Sprache, die demnach auf eine ihr zugängliche Wahrheit bezogen bleibt. Die Öffentlichkeit ist das Falsche, in dem es kein Wahres geben könne", schreibt Trawny, der auch Mitherausgeber der Martin Heidegger-Gesamtausgabe ist.

Im Laufe seiner kleinen Untersuchung schält Trawny das Bestreben Heideggers heraus, die Philosophie vor der Öffentlichkeit zu schützen, ihr einen eigenen geschützten Raum, quasi ein esoterisches Refugium, zu geben. Heidegger sah die Philosophie nicht als eine gleichberechtigte Wissenschaft an. Vielmehr sah er wie Platon in ihr eine Königsdisziplin, die die Führung zu übernehmen habe und der sich alle anderen Bereiche – auch die Politik – unterzuordnen hätten.

Deutlich wird in dem Büchlein, wie sehr sich Heidegger ein Leben lang mit der Frage der Möglichkeit des Philosophierens beschäftigt hat. Dazu gehört die Sprache ebenso wie die Vermittlung oder der geistige Austausch. Ist das Buch überhaupt eine geeignete Form, wird sich Heidegger bei den Niederschriften permanent gefragt haben.

Peter Trawny kommt zu einer erstaunlichen Forderung. Er gibt dem "auserlesenen Zirkel" (Friedrich Schiller) eine "esoterische Bevorzugung": "die Chance zu einer Gemeinschaft, in der intensiver realisiert werden kann, was in der Massen- und Mediengesellschaft notwendig entstellt werden oder verloren gehen muss. Die Philosophie hat die Verantwortung zu einer Gemeinschaft, die das Recht hat, sich als solche bezeichnen zu können."

geschrieben am 01.09.2010 | 391 Wörter | 2316 Zeichen

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