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Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009 Band 1


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Rezension von

Hiram Kümper

Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009 Band 1 Die nach heutigen geographischen Maßstäben zweitälteste deutsche Universität beging 2009 ihr sechshundertjähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass ist eine vierbändige Universitätsgeschichte erschienen, deren erster, schwergewichtiger Band hier vorzustellen ist. Er umfasst die ersten drei Jahrhunderte der Universitätsgeschichte, ist also auf ungleich größere Komprimierung angewiesen als seine Nachfolgerbände. Es ist dies nicht der erste Versuch, diese Geschichte zu schreiben – erinnert sei nur an das lesenswerte und selbst bereits über 600 Seiten starke „Alma mater Lipsiensis“ von Konrad Krause (erschienen 2003) –, wohl aber der umfassendste. Ein einschlägig ausgewiesenes Autorentrio hat sich der Bearbeitung angenommen; alle drei Leipziger Historiker sind bereits zuvor nicht nur mit Arbeiten zur Regionalgeschichte im Allgemeinen, sondern auch zur Universitätsgeschichte im Besonderen hervorgetreten. Enno Bünz behandelt die Entstehungs- und Entfaltungsphase der Universität zwischen 1409 und 1539. Wir erfahren manches über den Auszug der Nationen aus der Universität Prag und die Gründungsumstände der Universität; wir werden in die Auseinandersetzungen der frühen Reformationszeit getragen, in denen gerade auch die Leipziger Universität einen zentralen Schauplatz darstellte; und es wird der Einfluss der Universitätsgründung auf die Stadt, ja die Entfaltung einer Universitätslandschaft in Mitteldeutschland vor uns ausgebreitet. Mit dem Tod des altgläubigen Landesherrn Herzog Georgs des Bärtigen von Sachsen im Jahre 1539 ist auch für die Leipziger Universität eine Zäsur erreicht, die dem entsprechend das zweite, von Manfred Rudersdorf verfasste Kapitel einläutet. Konfessionelle Konflikte prägen diese rund einhundert Jahre, die mit der Einführung der Reformation noch im Jahre 1539 begannen. Ungefähr mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges setzt das dritte, von Detlef Döring bearbeitete Kapitel ein. Hier wird uns die Universität Leipzig, an der große Namen wie Klopstock, Lessig oder Goethe, wie Gottsched oder Thomasius studierten und lehrten, als blühendes Zentrum der Aufklärung gezeigt – im Gegensatz zum eher verstaubt-traditonalistischen Bild, das von der Universität lange Zeit gezeichnet wurde. Hier wie auch in den Vorgängerkapiteln wird immer wieder der Bogen zur allgemeinen Universitätsgeschichte geschlagen, wird Leipzig in Beziehung und Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Universitäten gesetzt, das Besondere und das Gemeinsame herauszuarbeiten gesucht. Das macht diese Universitätsgeschichte gegenüber anderen umso lesenswerter. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein nicht minder erschöpfendes Personenregister beschließen den Band. Als einziger Wunsch bliebe in dieser Hinsicht eine Aufschlüsselung nach Fakultäten oder Instituten offen; diese Lücke allerdings soll der vierte Band der Gesamtgeschichte, der sich mit Fakultäten, Instituten und Zentralen Einrichtungen befasst, schließen. Dieser erste Band jedenfalls zeichnet sich nicht nur durch umfassende Durchdringung der älteren Universitätsgeschichte, häufig auch auf archivalischer Basis, sondern vor allem durch seine gelungene Kontextualisierung mit der Leipziger Stadt- und der sächsischen Landes-, ja hier und da sogar mit der allgemeinen Reichs-, Geistes- und Kulturgeschichte aus. Mit viel Fingerspitzengefühl und historisch-kritischer Routine verstehen es die Autoren, nicht nur – wie sonst häufig bei ähnlichen Anlässen – eine große Erzählung, sondern auch eine wohl ausbalancierte Forschungsgrundlage zu schaffen, die Anschlussmöglichkeiten und auch Lücken deutlich benennt. Besonders Detlef Döring weist immer wieder auf noch bestehende Desiderate hin, die einzulösen er selbst keine Gelegenheit hatte. Das ist vorbildlich und lässt auf Nachfolgearbeiten hoffen.

Die nach heutigen geographischen Maßstäben zweitälteste deutsche Universität beging 2009 ihr sechshundertjähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass ist eine vierbändige Universitätsgeschichte erschienen, deren erster, schwergewichtiger Band hier vorzustellen ist. Er umfasst die ersten drei Jahrhunderte der Universitätsgeschichte, ist also auf ungleich größere Komprimierung angewiesen als seine Nachfolgerbände. Es ist dies nicht der erste Versuch, diese Geschichte zu schreiben – erinnert sei nur an das lesenswerte und selbst bereits über 600 Seiten starke „Alma mater Lipsiensis“ von Konrad Krause (erschienen 2003) –, wohl aber der umfassendste. Ein einschlägig ausgewiesenes Autorentrio hat sich der Bearbeitung angenommen; alle drei Leipziger Historiker sind bereits zuvor nicht nur mit Arbeiten zur Regionalgeschichte im Allgemeinen, sondern auch zur Universitätsgeschichte im Besonderen hervorgetreten.

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Enno Bünz behandelt die Entstehungs- und Entfaltungsphase der Universität zwischen 1409 und 1539. Wir erfahren manches über den Auszug der Nationen aus der Universität Prag und die Gründungsumstände der Universität; wir werden in die Auseinandersetzungen der frühen Reformationszeit getragen, in denen gerade auch die Leipziger Universität einen zentralen Schauplatz darstellte; und es wird der Einfluss der Universitätsgründung auf die Stadt, ja die Entfaltung einer Universitätslandschaft in Mitteldeutschland vor uns ausgebreitet. Mit dem Tod des altgläubigen Landesherrn Herzog Georgs des Bärtigen von Sachsen im Jahre 1539 ist auch für die Leipziger Universität eine Zäsur erreicht, die dem entsprechend das zweite, von Manfred Rudersdorf verfasste Kapitel einläutet. Konfessionelle Konflikte prägen diese rund einhundert Jahre, die mit der Einführung der Reformation noch im Jahre 1539 begannen.

Ungefähr mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges setzt das dritte, von Detlef Döring bearbeitete Kapitel ein. Hier wird uns die Universität Leipzig, an der große Namen wie Klopstock, Lessig oder Goethe, wie Gottsched oder Thomasius studierten und lehrten, als blühendes Zentrum der Aufklärung gezeigt – im Gegensatz zum eher verstaubt-traditonalistischen Bild, das von der Universität lange Zeit gezeichnet wurde. Hier wie auch in den Vorgängerkapiteln wird immer wieder der Bogen zur allgemeinen Universitätsgeschichte geschlagen, wird Leipzig in Beziehung und Vergleich mit anderen deutschen und europäischen Universitäten gesetzt, das Besondere und das Gemeinsame herauszuarbeiten gesucht. Das macht diese Universitätsgeschichte gegenüber anderen umso lesenswerter. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis und ein nicht minder erschöpfendes Personenregister beschließen den Band. Als einziger Wunsch bliebe in dieser Hinsicht eine Aufschlüsselung nach Fakultäten oder Instituten offen; diese Lücke allerdings soll der vierte Band der Gesamtgeschichte, der sich mit Fakultäten, Instituten und Zentralen Einrichtungen befasst, schließen.

Dieser erste Band jedenfalls zeichnet sich nicht nur durch umfassende Durchdringung der älteren Universitätsgeschichte, häufig auch auf archivalischer Basis, sondern vor allem durch seine gelungene Kontextualisierung mit der Leipziger Stadt- und der sächsischen Landes-, ja hier und da sogar mit der allgemeinen Reichs-, Geistes- und Kulturgeschichte aus. Mit viel Fingerspitzengefühl und historisch-kritischer Routine verstehen es die Autoren, nicht nur – wie sonst häufig bei ähnlichen Anlässen – eine große Erzählung, sondern auch eine wohl ausbalancierte Forschungsgrundlage zu schaffen, die Anschlussmöglichkeiten und auch Lücken deutlich benennt. Besonders Detlef Döring weist immer wieder auf noch bestehende Desiderate hin, die einzulösen er selbst keine Gelegenheit hatte. Das ist vorbildlich und lässt auf Nachfolgearbeiten hoffen.

geschrieben am 11.09.2010 | 496 Wörter | 3293 Zeichen

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