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Fachwissenschaft Geschichte


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Rezension von

Hiram Kümper

Fachwissenschaft Geschichte An Einführungsliteratur für das Geschichtsstudium hat es keinen Mangel. Allein um die Jahreswende 2010/11 sind wieder mehrere neue Titel erschienen. Der hier zu besprechende grenzt ganz explizit seinen Adressatenkreis ein: er richtet sich an Studierende, die das Lehramt für die Primarstufe bzw. der Sekundarstufe I, also eine berufliche Zukunft an einer Grund-, Haupt- oder Realschule, anstreben. Damit verbindet sich bereits im Obertitel eine spezifische Ausbildungsstätte: die Pädagogische Hochschule. Die ist freilich in Deutschland ein Sonderfall geworden; nur noch im Bundesland Baden-Württemberg findet sich diese früher bundesweit verbreitete Form der Lehrerausbildung. In Österreich und Schweiz dagegen ist sie noch geläufiger. Und natürlich bieten auch eine größere Zahl von Universitäten neben der gymnasialen Lehramtsausbildung Studiengänge für werdende Grund-, Haupt- und Realschullehrer an. In weiten Strecken kommt der Band seiner Zielsetzung auf sehr solide Weise nach. Besonders die arbeitspraktischen Kapitel, die sich vor allem unter dem Großkapitel „Geschichte und Forschung“ (S. 74-106) gruppieren, sind sehr praxisnah und pragmatisch bearbeitet. Dazu fehlt es auch nicht an Verweisen auf größere und auch aktuellere Debatten der Fachwissenschaft, die helfen, den Tunnelblick auf das Lehramtsstudium als vermeintlich völlig davon abgekoppelte Ausbildung zu vermeiden. Sehr vernünftig, wenn auch etwas widerständig zu lesen beispielsweise sind die Ausführungen von Sandra Triepke zum Thema Geschichts-/Erinnerungskultur (S. 19-28), die werdenden Lehrerinnen und Lehrern einleuchtend vor Augen führen, dass das Aufgabenfeld der Didaktik nicht mit jenseits der unmittelbaren schulischen Vermittlungsfragen aufhört. Vergleichsweise schwach fällt dagegen der Teil zu den „historischen Zweigwissenschaften“ (S. 39-51) aus, der auffällige Ungleichgewichte einzieht – z.B. zehn Zeilen zur „Historischen Genderforschung“ gegenüber fast zwei Seiten „Kirchen- und Religionsgeschichte“, die dann letztlich doch nur die Kirchen-, und nicht die Religionsgeschichte behandeln und längliche Ausführungen zu deren Entwicklung in der Frühneuzeit, aber kein Wort zur Frömmigkeitsgeschichte verlieren (wenn man sie nicht als „Sozialgeschichte“ verstehen will). Auch über die Lektürehinweise, die für eine Studieneinführung durchaus kein bloßes Beiwerk sein dürften, kann man hier und da trefflich streiten. Als einzige (!) bibliographische Referenz zur Kulturgeschichte beispielsweise – für die es mehr als ausreichend allfällige Alternativen, wie die leicht greifbaren Taschenbücher von Ute Daniel oder Achim Landwehr, gegeben hätte – wird ausgerechnet ein (vorgeblich) ausschließlich als eBook erschienenes Werk angegeben (S. 51), das, wenn es nicht durchaus auch als Druckausgabe vorliegen würde, in den wenigsten Bibliotheken Studierenden zugänglich gewesen sein dürfte – und das im Übrigen zwar eine Fundgrube an Informationen, aber beileibe kein archetypisches Werk der Kulturgeschichtsschreibung darstellt. Nebenbei bemerkt handelt es sich dabei um ein Handbuch der britischen (!) Kulturgeschichte, welches nicht unentscheidendes Adjektiv leider in der bibliographischen Referenz über Bord fällt. Warum ferner eine nicht zitierfähige Internetreferenz wie das Heiligenlexikon angegeben und zugleich vollkommen zu Recht mit „nicht zitierfähig“ gekennzeichnet wird, bleibt unverständlich. „Benutzen Sie es, aber zitieren Sie es nicht“, scheint nicht erst seit den Vorfällen der jüngeren Zeit ein Impuls, den ein Lehrbuch besser vermeiden sollte. Solche Vorbehalt gegenüber den Leseempfehlungen gelten freilich nicht nur diesem Kapitel, sondern auch andernorts: unglücklich sind beispielsweise auch Zeitungsartikel als Literaturangaben (z.B. S. 15), denn gerade wenn man die Pragmatik des Studiums mit Berufsziel Primar- und Sekundarstufe I-Lehramt beschwört, wird man nicht erwarten dürfen, dass sich Studierende in ein Zeitungsarchiv verfügen, um dieser Angabe nachzugehen. Alle Kritik im Detail sollte aber nicht überschatten: dies ist ein vernünftiges, gut angelegtes und in weiten Teilen überzeugend bearbeitetes Einführungswerk mit klarer Zielsetzung, das sicher seine dankbaren Leserinnen und Leser finden wird. Es stellt den ersten Teil eines zweibändigen Werkes dar. Band 2, der noch in diesem Jahr erscheinen soll, wird die Fachdidaktik, die auch im hier vorliegenden ersten Band schon regelmäßig, wenn auch eher implizit, mitgeführt wird, expliziter behandeln. Darauf darf man gespannt sein.

An Einführungsliteratur für das Geschichtsstudium hat es keinen Mangel. Allein um die Jahreswende 2010/11 sind wieder mehrere neue Titel erschienen. Der hier zu besprechende grenzt ganz explizit seinen Adressatenkreis ein: er richtet sich an Studierende, die das Lehramt für die Primarstufe bzw. der Sekundarstufe I, also eine berufliche Zukunft an einer Grund-, Haupt- oder Realschule, anstreben. Damit verbindet sich bereits im Obertitel eine spezifische Ausbildungsstätte: die Pädagogische Hochschule. Die ist freilich in Deutschland ein Sonderfall geworden; nur noch im Bundesland Baden-Württemberg findet sich diese früher bundesweit verbreitete Form der Lehrerausbildung. In Österreich und Schweiz dagegen ist sie noch geläufiger. Und natürlich bieten auch eine größere Zahl von Universitäten neben der gymnasialen Lehramtsausbildung Studiengänge für werdende Grund-, Haupt- und Realschullehrer an.

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In weiten Strecken kommt der Band seiner Zielsetzung auf sehr solide Weise nach. Besonders die arbeitspraktischen Kapitel, die sich vor allem unter dem Großkapitel „Geschichte und Forschung“ (S. 74-106) gruppieren, sind sehr praxisnah und pragmatisch bearbeitet. Dazu fehlt es auch nicht an Verweisen auf größere und auch aktuellere Debatten der Fachwissenschaft, die helfen, den Tunnelblick auf das Lehramtsstudium als vermeintlich völlig davon abgekoppelte Ausbildung zu vermeiden. Sehr vernünftig, wenn auch etwas widerständig zu lesen beispielsweise sind die Ausführungen von Sandra Triepke zum Thema Geschichts-/Erinnerungskultur (S. 19-28), die werdenden Lehrerinnen und Lehrern einleuchtend vor Augen führen, dass das Aufgabenfeld der Didaktik nicht mit jenseits der unmittelbaren schulischen Vermittlungsfragen aufhört.

Vergleichsweise schwach fällt dagegen der Teil zu den „historischen Zweigwissenschaften“ (S. 39-51) aus, der auffällige Ungleichgewichte einzieht – z.B. zehn Zeilen zur „Historischen Genderforschung“ gegenüber fast zwei Seiten „Kirchen- und Religionsgeschichte“, die dann letztlich doch nur die Kirchen-, und nicht die Religionsgeschichte behandeln und längliche Ausführungen zu deren Entwicklung in der Frühneuzeit, aber kein Wort zur Frömmigkeitsgeschichte verlieren (wenn man sie nicht als „Sozialgeschichte“ verstehen will). Auch über die Lektürehinweise, die für eine Studieneinführung durchaus kein bloßes Beiwerk sein dürften, kann man hier und da trefflich streiten. Als einzige (!) bibliographische Referenz zur Kulturgeschichte beispielsweise – für die es mehr als ausreichend allfällige Alternativen, wie die leicht greifbaren Taschenbücher von Ute Daniel oder Achim Landwehr, gegeben hätte – wird ausgerechnet ein (vorgeblich) ausschließlich als eBook erschienenes Werk angegeben (S. 51), das, wenn es nicht durchaus auch als Druckausgabe vorliegen würde, in den wenigsten Bibliotheken Studierenden zugänglich gewesen sein dürfte – und das im Übrigen zwar eine Fundgrube an Informationen, aber beileibe kein archetypisches Werk der Kulturgeschichtsschreibung darstellt. Nebenbei bemerkt handelt es sich dabei um ein Handbuch der britischen (!) Kulturgeschichte, welches nicht unentscheidendes Adjektiv leider in der bibliographischen Referenz über Bord fällt. Warum ferner eine nicht zitierfähige Internetreferenz wie das Heiligenlexikon angegeben und zugleich vollkommen zu Recht mit „nicht zitierfähig“ gekennzeichnet wird, bleibt unverständlich. „Benutzen Sie es, aber zitieren Sie es nicht“, scheint nicht erst seit den Vorfällen der jüngeren Zeit ein Impuls, den ein Lehrbuch besser vermeiden sollte. Solche Vorbehalt gegenüber den Leseempfehlungen gelten freilich nicht nur diesem Kapitel, sondern auch andernorts: unglücklich sind beispielsweise auch Zeitungsartikel als Literaturangaben (z.B. S. 15), denn gerade wenn man die Pragmatik des Studiums mit Berufsziel Primar- und Sekundarstufe I-Lehramt beschwört, wird man nicht erwarten dürfen, dass sich Studierende in ein Zeitungsarchiv verfügen, um dieser Angabe nachzugehen.

Alle Kritik im Detail sollte aber nicht überschatten: dies ist ein vernünftiges, gut angelegtes und in weiten Teilen überzeugend bearbeitetes Einführungswerk mit klarer Zielsetzung, das sicher seine dankbaren Leserinnen und Leser finden wird. Es stellt den ersten Teil eines zweibändigen Werkes dar. Band 2, der noch in diesem Jahr erscheinen soll, wird die Fachdidaktik, die auch im hier vorliegenden ersten Band schon regelmäßig, wenn auch eher implizit, mitgeführt wird, expliziter behandeln. Darauf darf man gespannt sein.

geschrieben am 22.03.2011 | 596 Wörter | 3909 Zeichen

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