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Sand


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Sand Der Roman von Herrndorf liest sich auf den ersten 100 Seiten wie ein Trugbild in der Wüste, wie eine Fata Morgana an jenem Ort, an dem die Handlung spielt. Die kurzen Kapitel sind episodenhaft, der Leser erhält bruchstückhafte Ausschnitte einer Handlung, die er sich erst nach und nach erschließen kann. Die Personen, die in den einzelnen Kapiteln nebeneinander stehend auftreten, scheinen keinerlei Verbindung zu haben. Sie flirren vor dem geistigen Auge des Lesers auf, sind nie ganz greifbar und verschwinden wieder, bis sie einige Kapitel weiter wieder auftauchen. Dass diese ersten Kapitel jedoch die gesamte Geschichte beinhalten, im Grunde gar die Lösung der verzweifelten Suche des tragischen Helden beinhalten, den der Leser im Hauptteil des Romans begleitet, wird dem Leser erst nach Abschluss des Romans klar. Während er mit dem Helden, vorläufig „Carl“ genannt, da er sein Gedächtnis verloren hat, durch Verfolgungsjagden, Folterungen, Prügeleien, Ängste und mühevolle Recherchen taumelt, hat der Leser nie einen Wissensvorsprung vor Carl. Man weiß nicht, wem man glauben, wem man vertrauen soll und steht damit auf derselben Stufe wie Carl. Er stolpert auf der Suche nach seiner Identität und nach einem namenlosen Etwas, das seine sehr realen Verfolger offensichtlich von ihm haben wollen, an das er sich aber nicht erinnert, durch die nordafrikanische Hitze und scheint wie ein Hamster im endlos laufenden Rad. Die Beiläufigkeit, mit der die Brutalität im Buch dargestellt wird, steigert noch das Empfinden eines Taumels, eines Getriebenseins und einer Haltlosigkeit. Immer steht jemand in völliger Kaltblütigkeit neben der leidenden Figur und kontrastiert diese durch das gleichgültige Hinnehmen oder Auslösen der Qual. Die Unbarmherzigkeit der Natur spiegelt sich in den Handlungen der auftretenden Figuren. Als Leser sehnt man sich danach, vom Autor einen Wink zu erhalten, was nun Realität ist und was Intrige – eine Antwort auf die Fragen, die auch Carl sich stellt. Doch hat Carl überhaupt sein Gedächtnis verloren? Ist er vielleicht nur ein begnadeter Schauspieler und Simulant? Man fühlt sich orientierungslos, haltlos, man hetzt durch den Roman, kann ihn kaum zur Seite legen, weil man sich doch endlich auf der Ebene eines allwissenden Lesers zurücklehnen und die qualvolle Suche Carls entspannt verfolgen mag. Doch bis auf einen einzigen Hinweis („Drei Tage später war er tot.“), gönnt der Autor dem Leser diese Entspannung nicht. Stattdessen legt er viele falsche Spuren, flicht Handlungsstränge ein und lässt Personen auftreten, die aufgrund ihrer Rätselhaftigkeit eine Schlüsselrolle zu tragen scheinen, schlussendlich aber in die falsche Richtung führen. Erst am Ende des Romans wird klar, wie wichtig die episodenhaften Erzählungen des Anfangs für das Geschehen sind. Eine interessante Änderung der Erzählweise wendet Herrndorf am Ende des Romans an, indem er sich in die Position eines Kameramanns begibt und das Schicksal aller Protagonisten, inklusive des von Carl so verzweifelt gesuchten Auslösers seiner Verfolgung, bis zum Schluss nachzeichnet und offenlegt. Es bleiben keine Fragen offen, der Leser kann sich aufgeklärt aus dem Roman zurückziehen – jedoch mit dem abstoßenden Gefühl, das aus der fatalistischen Schlussdarstellung des sinnlosen und brutalen Todes eines kleinen Mädchens resultiert. Hiermit zeigt der Autor noch einmal die Endlosigkeit der sich in der Wüstenlandschaft widerspiegelnden (Natur-) Gewalt auf, deren Darstellung Herrndorf ausgezeichnet gelungen ist. Ein Buch, das ein Kopfkino erzeugt, welches nichts für schwache Nerven ist.

Der Roman von Herrndorf liest sich auf den ersten 100 Seiten wie ein Trugbild in der Wüste, wie eine Fata Morgana an jenem Ort, an dem die Handlung spielt. Die kurzen Kapitel sind episodenhaft, der Leser erhält bruchstückhafte Ausschnitte einer Handlung, die er sich erst nach und nach erschließen kann. Die Personen, die in den einzelnen Kapiteln nebeneinander stehend auftreten, scheinen keinerlei Verbindung zu haben. Sie flirren vor dem geistigen Auge des Lesers auf, sind nie ganz greifbar und verschwinden wieder, bis sie einige Kapitel weiter wieder auftauchen. Dass diese ersten Kapitel jedoch die gesamte Geschichte beinhalten, im Grunde gar die Lösung der verzweifelten Suche des tragischen Helden beinhalten, den der Leser im Hauptteil des Romans begleitet, wird dem Leser erst nach Abschluss des Romans klar. Während er mit dem Helden, vorläufig „Carl“ genannt, da er sein Gedächtnis verloren hat, durch Verfolgungsjagden, Folterungen, Prügeleien, Ängste und mühevolle Recherchen taumelt, hat der Leser nie einen Wissensvorsprung vor Carl. Man weiß nicht, wem man glauben, wem man vertrauen soll und steht damit auf derselben Stufe wie Carl. Er stolpert auf der Suche nach seiner Identität und nach einem namenlosen Etwas, das seine sehr realen Verfolger offensichtlich von ihm haben wollen, an das er sich aber nicht erinnert, durch die nordafrikanische Hitze und scheint wie ein Hamster im endlos laufenden Rad. Die Beiläufigkeit, mit der die Brutalität im Buch dargestellt wird, steigert noch das Empfinden eines Taumels, eines Getriebenseins und einer Haltlosigkeit. Immer steht jemand in völliger Kaltblütigkeit neben der leidenden Figur und kontrastiert diese durch das gleichgültige Hinnehmen oder Auslösen der Qual. Die Unbarmherzigkeit der Natur spiegelt sich in den Handlungen der auftretenden Figuren. Als Leser sehnt man sich danach, vom Autor einen Wink zu erhalten, was nun Realität ist und was Intrige – eine Antwort auf die Fragen, die auch Carl sich stellt. Doch hat Carl überhaupt sein Gedächtnis verloren? Ist er vielleicht nur ein begnadeter Schauspieler und Simulant? Man fühlt sich orientierungslos, haltlos, man hetzt durch den Roman, kann ihn kaum zur Seite legen, weil man sich doch endlich auf der Ebene eines allwissenden Lesers zurücklehnen und die qualvolle Suche Carls entspannt verfolgen mag. Doch bis auf einen einzigen Hinweis („Drei Tage später war er tot.“), gönnt der Autor dem Leser diese Entspannung nicht. Stattdessen legt er viele falsche Spuren, flicht Handlungsstränge ein und lässt Personen auftreten, die aufgrund ihrer Rätselhaftigkeit eine Schlüsselrolle zu tragen scheinen, schlussendlich aber in die falsche Richtung führen. Erst am Ende des Romans wird klar, wie wichtig die episodenhaften Erzählungen des Anfangs für das Geschehen sind.

Eine interessante Änderung der Erzählweise wendet Herrndorf am Ende des Romans an, indem er sich in die Position eines Kameramanns begibt und das Schicksal aller Protagonisten, inklusive des von Carl so verzweifelt gesuchten Auslösers seiner Verfolgung, bis zum Schluss nachzeichnet und offenlegt. Es bleiben keine Fragen offen, der Leser kann sich aufgeklärt aus dem Roman zurückziehen – jedoch mit dem abstoßenden Gefühl, das aus der fatalistischen Schlussdarstellung des sinnlosen und brutalen Todes eines kleinen Mädchens resultiert. Hiermit zeigt der Autor noch einmal die Endlosigkeit der sich in der Wüstenlandschaft widerspiegelnden (Natur-) Gewalt auf, deren Darstellung Herrndorf ausgezeichnet gelungen ist. Ein Buch, das ein Kopfkino erzeugt, welches nichts für schwache Nerven ist.

geschrieben am 01.01.2012 | 532 Wörter | 3061 Zeichen

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