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Die Saat des Bösen


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Informationen zum Buch
  ISBN
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  Seiten
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  Extras

Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Die Saat des Bösen „Die Saat des Bösen“ ist der zweite Band der Trilogie um den Kommissar Michele Balistreri. Auch wer den ersten Band „Du bist das böse“ nicht gelesen hat, findet problemlos in diesen Kriminalroman hinein, denn abgesehen von möglicherweise schon aus dem ersten Band bekannten familiĂ€ren und gesellschaftlichen Informationen und wenigen Hinweisen auf den relevanten Mordfall des ersten Bandes betreffend Elisa Sordi ist dieser Roman auch als alleinstehende LektĂŒre möglich und spannend. ZunĂ€chst wird Micheles spĂ€te Kindheit bzw. Jugend in Libyen nacherzĂ€hlt, seine regelrechte Flucht nach Italien im Zuge der MachtĂŒbernahme Gaddafis Anfang der 70er Jahre und seine dann in Italien folgende Entwicklung vom politischen Untergrundkampf zur Laufbahn als mehr oder weniger frustrierter und vom Leben gelangweilter Polizist in einem ruhigen Viertel Roms. Auf den ĂŒber 600 Seiten des Romans passieren so viele spannende Einzelereignisse, Verstrickungen, Wirrungen und Auflösungen, dass man fĂŒr eine NacherzĂ€hlung eine ganze Weile brĂ€uchte. Langweilig wird dem Leser also zu keinem Zeitpunkt, man muss aber ein wenig auf die Namen und Beziehungen der Personen Acht geben, um alle Hinweise und ErzĂ€hlstrĂ€nge verstehen zu können. NatĂŒrlich stehen auch diesmal Morde im Mittelpunkt des Geschehens und im Zuge dessen wird Michele durch einen Mord in der Gegenwart mit seiner Vergangenheit konfrontiert: denn damals passierte auch ein Mord mit gleicher TĂ€terhandschrift. Die Ermittlungen, die Michele anfangs nur widerwillig fĂŒhrt, nehmen an Fahrt auf und die dabei erzielten Ergebnisse und Offenbarungen werden zu einer immer bedrohlicheren Kulisse fĂŒr Michele, der gleich mehreren Leuten auf die FĂŒĂŸe tritt, die so etwas nicht ungerĂ€cht lassen. Beeindruckend an diesem Roman sind gleich mehrere Dinge. Zum einen ist dies der Umgang mit den historischen VorgĂ€ngen in Libyen, zum anderen der schonungslose Umgang mit gesellschaftlichen und politischen Gepflogenheiten in Italien, die schon seit langen Jahren gepflegt wurden und nur schwer zu verĂ€ndern sind. Das Zusammenspiel aus Macht und Gewalt, Wegschauen und Anbiedern, Paktieren und Verrat ist ein diffizil austariertes Gesellschaftsspiel, bei dem die Akteure durchaus einmal die Seiten wechseln, je nachdem welche Koalition gerade den eigenen AnsprĂŒchen am nĂ€chsten kommt. Constantini bringt auf diese Weise die Faschisten und die Linken, Kirche und Mafia, Polit- und Kulturelite, aber auch knallharte Wirtschaftsziele in ein irrwitziges Zusammenspiel, in dem man kaum den Überblick behalten kann. Dabei kristallisieren sich aber bestimmte Protagonisten als Leitanker heraus, die unter Inkaufnahme persönlicher Verluste ihre Interessen dermaßen skrupellos verfolgen, dass es selbst dem abgebrĂŒhten Michele ab und zu die Sprache verschlĂ€gt und die unbĂ€ndige Wut in ihm durchbricht, die seit frĂŒher Jugend seinen Charakter geprĂ€gt hat. Dass einer dieser Protagonisten sein Vater ist, macht die Sache fĂŒr ihn umso schlimmer. Michele selbst verliert geliebte Menschen, wird in der Liebe enttĂ€uscht und schĂ€ndlich verraten, nimmt vielfach Rache, findet am Ende ein klein wenig zu innerer Ruhe, aber bleibt - leider - ein doch recht einfĂ€ltiger und wenig facettenreicher Charakter. WĂ€re die Rahmenhandlung nicht so spannend und interessant, wĂŒrde ich das Buch wegen Micheles Charakter kaum empfehlen. Denn weder sind der Werdegang Micheles noch sein Handeln in irgendeiner Form sympathisch, was aber fĂŒr einen Helden eines Kriminalromans doch irgendwie nĂŒtzlich wĂ€re. Er betreibt seinen Beruf und seine GeschĂ€fte mit dermaßen archaischen Mitteln, dass sich der Roman manchmal eher wie ein Splatter-Movie liest. Auch sein Umgang mit Frauen, der etwas zu oft Thema der Kapitel ist, ist auf Dauer nur abstoßend. Das kann als SolitĂ€r einmal ganz in Ordnung und spannend sein, gibt dem Charakter aber keinen Tiefgang fĂŒr Folgeromane. Die Gewalt an sich ist auch ein großes Thema des Romans, wenngleich sich nur eine einzige, sehr kunstvoll geschriebene Szene gleich zu Beginn wirklich den Grenzen des ErtrĂ€glichen annĂ€hert. Sehr geschickt wird in dieser Szene offen gelassen, wer das Opfer eigentlich ist und erst am Ende erfĂ€hrt der Leser die Wahrheit. Die ErzĂ€hlweise, die den Leser von Tag zu Tag mit einmal kĂŒrzeren, einmal lĂ€ngeren AbstĂ€nden mitnimmt, ist ein bisschen gewöhnungsbedĂŒrftig, passt aber zum Stakkatostil der Ereignisse. Lediglich in den Zwischenphasen, in denen wenig oder nichts passiert, lassen die stilistische Armut dieser ErzĂ€hlweise recht deutlich hervortreten. Constantini ist natĂŒrlich kein gelernter Romancier, aber fĂŒr diesen Stil kann man nicht wirklich Pluspunkte vergeben. Trotz der genannten Kritikpunkte ist der Roman sehr spannend, gut geschrieben und besetzt ein schon in sich interessantes Thema, das mit einer Kriminalhandlung verknĂŒpft wird. Die LektĂŒre geht rasant voran und die vielen Wendungen machen das Erwarten des Endes richtig aufregend.

„Die Saat des Bösen“ ist der zweite Band der Trilogie um den Kommissar Michele Balistreri. Auch wer den ersten Band „Du bist das böse“ nicht gelesen hat, findet problemlos in diesen Kriminalroman hinein, denn abgesehen von möglicherweise schon aus dem ersten Band bekannten familiĂ€ren und gesellschaftlichen Informationen und wenigen Hinweisen auf den relevanten Mordfall des ersten Bandes betreffend Elisa Sordi ist dieser Roman auch als alleinstehende LektĂŒre möglich und spannend.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


ZunĂ€chst wird Micheles spĂ€te Kindheit bzw. Jugend in Libyen nacherzĂ€hlt, seine regelrechte Flucht nach Italien im Zuge der MachtĂŒbernahme Gaddafis Anfang der 70er Jahre und seine dann in Italien folgende Entwicklung vom politischen Untergrundkampf zur Laufbahn als mehr oder weniger frustrierter und vom Leben gelangweilter Polizist in einem ruhigen Viertel Roms. Auf den ĂŒber 600 Seiten des Romans passieren so viele spannende Einzelereignisse, Verstrickungen, Wirrungen und Auflösungen, dass man fĂŒr eine NacherzĂ€hlung eine ganze Weile brĂ€uchte. Langweilig wird dem Leser also zu keinem Zeitpunkt, man muss aber ein wenig auf die Namen und Beziehungen der Personen Acht geben, um alle Hinweise und ErzĂ€hlstrĂ€nge verstehen zu können. NatĂŒrlich stehen auch diesmal Morde im Mittelpunkt des Geschehens und im Zuge dessen wird Michele durch einen Mord in der Gegenwart mit seiner Vergangenheit konfrontiert: denn damals passierte auch ein Mord mit gleicher TĂ€terhandschrift. Die Ermittlungen, die Michele anfangs nur widerwillig fĂŒhrt, nehmen an Fahrt auf und die dabei erzielten Ergebnisse und Offenbarungen werden zu einer immer bedrohlicheren Kulisse fĂŒr Michele, der gleich mehreren Leuten auf die FĂŒĂŸe tritt, die so etwas nicht ungerĂ€cht lassen.

Beeindruckend an diesem Roman sind gleich mehrere Dinge. Zum einen ist dies der Umgang mit den historischen VorgĂ€ngen in Libyen, zum anderen der schonungslose Umgang mit gesellschaftlichen und politischen Gepflogenheiten in Italien, die schon seit langen Jahren gepflegt wurden und nur schwer zu verĂ€ndern sind. Das Zusammenspiel aus Macht und Gewalt, Wegschauen und Anbiedern, Paktieren und Verrat ist ein diffizil austariertes Gesellschaftsspiel, bei dem die Akteure durchaus einmal die Seiten wechseln, je nachdem welche Koalition gerade den eigenen AnsprĂŒchen am nĂ€chsten kommt. Constantini bringt auf diese Weise die Faschisten und die Linken, Kirche und Mafia, Polit- und Kulturelite, aber auch knallharte Wirtschaftsziele in ein irrwitziges Zusammenspiel, in dem man kaum den Überblick behalten kann. Dabei kristallisieren sich aber bestimmte Protagonisten als Leitanker heraus, die unter Inkaufnahme persönlicher Verluste ihre Interessen dermaßen skrupellos verfolgen, dass es selbst dem abgebrĂŒhten Michele ab und zu die Sprache verschlĂ€gt und die unbĂ€ndige Wut in ihm durchbricht, die seit frĂŒher Jugend seinen Charakter geprĂ€gt hat. Dass einer dieser Protagonisten sein Vater ist, macht die Sache fĂŒr ihn umso schlimmer.

Michele selbst verliert geliebte Menschen, wird in der Liebe enttĂ€uscht und schĂ€ndlich verraten, nimmt vielfach Rache, findet am Ende ein klein wenig zu innerer Ruhe, aber bleibt - leider - ein doch recht einfĂ€ltiger und wenig facettenreicher Charakter. WĂ€re die Rahmenhandlung nicht so spannend und interessant, wĂŒrde ich das Buch wegen Micheles Charakter kaum empfehlen. Denn weder sind der Werdegang Micheles noch sein Handeln in irgendeiner Form sympathisch, was aber fĂŒr einen Helden eines Kriminalromans doch irgendwie nĂŒtzlich wĂ€re. Er betreibt seinen Beruf und seine GeschĂ€fte mit dermaßen archaischen Mitteln, dass sich der Roman manchmal eher wie ein Splatter-Movie liest. Auch sein Umgang mit Frauen, der etwas zu oft Thema der Kapitel ist, ist auf Dauer nur abstoßend. Das kann als SolitĂ€r einmal ganz in Ordnung und spannend sein, gibt dem Charakter aber keinen Tiefgang fĂŒr Folgeromane.

Die Gewalt an sich ist auch ein großes Thema des Romans, wenngleich sich nur eine einzige, sehr kunstvoll geschriebene Szene gleich zu Beginn wirklich den Grenzen des ErtrĂ€glichen annĂ€hert. Sehr geschickt wird in dieser Szene offen gelassen, wer das Opfer eigentlich ist und erst am Ende erfĂ€hrt der Leser die Wahrheit.

Die ErzĂ€hlweise, die den Leser von Tag zu Tag mit einmal kĂŒrzeren, einmal lĂ€ngeren AbstĂ€nden mitnimmt, ist ein bisschen gewöhnungsbedĂŒrftig, passt aber zum Stakkatostil der Ereignisse. Lediglich in den Zwischenphasen, in denen wenig oder nichts passiert, lassen die stilistische Armut dieser ErzĂ€hlweise recht deutlich hervortreten. Constantini ist natĂŒrlich kein gelernter Romancier, aber fĂŒr diesen Stil kann man nicht wirklich Pluspunkte vergeben.

Trotz der genannten Kritikpunkte ist der Roman sehr spannend, gut geschrieben und besetzt ein schon in sich interessantes Thema, das mit einer Kriminalhandlung verknĂŒpft wird. Die LektĂŒre geht rasant voran und die vielen Wendungen machen das Erwarten des Endes richtig aufregend.

geschrieben am 29.09.2014 | 713 Wörter | 4276 Zeichen

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