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Odyssee


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Rezension von

Ragan Tanger

Odyssee Große Geschichte Muse, erzähl mir vom Manne, dem wandlungsreichen, den oft es abtrieb vom Wege, seit Trojas heilige Burg er verheerte. Mit diesen Worten beginnt der erste Gesang des Heroen, dem viel besungenen, bebilderten und verfilmten Odysseus in einer genialen Übersetzung von Kurt Steinmann. Noch bevor das gemeine Publikum Zugang zu dieser prachtvollen Edition bekam, haben sich die Experten schon in höchsten Tönen über diese Übersetzung hergemacht. Von einem Heldenepos als übersetzerische Heldentat ist die Rede. Das ist sie zweifelsohne, auch wenn wir, wie vielleicht viele andere, keinen Bezug zu anderen Übersetzungen haben und uns einfach an der althergebrachten oralen Überlieferung erfreut haben. Sei es den Kennern überlassen darüber zu urteilen, ob dies ein famoses Tradierungswerk ist. Fest steht, es ist angenehm lesbar, dennoch der Versmetrik treu geblieben und es erzählt die Geschichte mit der die europäische Kultur ihren Aufstieg formte. Vom altruistisch Verwirrten, vom Kämpfer der Gerechtigkeit und vom einsamen Gestrandeten, der nach Hause kehren will. Es erzählt von Kirke und den Sirenen, vom Zyklop (ich wehre mich gegen Kyklop, wie es in der Neuübersetzung heißt), von Syklla und Chrybdis. Darüber hinaus erzählt es von menschlicher Größe und menschlichem Versagen, von Stolz und Edelmut, von Bekümmertheit und Vergängnis. Und es berichtet von einer Zeit, in der Menschen sich selbst noch ganz anders wahrnahmen. Davon weiß das Nachwort und die reichhaltigen Hinweise zur Übersetzung zu berichten. Körper und Geist als getrennte Wesenheiten gab es zu Homers Zeit nicht, demzufolge fällt nicht nur die Übersetzung, sondern auch die Rezeption schwieriger aus. Aber das gilt für alle Werke menschlichen Schaffens, die in ihrem jeweiligen Zeitverständnis einzig wirksam sind. Die gut 450 Seiten, die der edle Manesse-Verlag aus Zürich hübsch aufgemacht hat, bieten nicht nur den schönsten Gesang des Heros, sondern auch einen umfangreichen Anhang mit Namensregister, Anmerkungen und dem schon erwähnten Nachwort, das viel Spielraum lässt für Interpretationen. Dass darüber hinaus der Interpretation als solcher den Riegel vorschiebt und sie ad absurdum führt. Das ist gedenk der literarischen Vorlage die beste aller Möglichkeiten und zeigt, wie weit man heutzutage, im Vergleich zu den ersten Rezeptionen in früher und später Neuzeit, von einem Absolutheitsanspruch weggekommen ist. Dieses Werk ist ein schönes, auch optisches, Geschenk an den Menschen, nicht nur von Homer, nicht nur vom Übersetzer und vom Verlag, sondern von der kreativen Kraft menschlichen Schaffens. Es ist, so wie es in dieser Form dargereicht wird, eine Erfüllung. Wenn Sie diesem Lockruf widerstehen wollen, müssen sie sich schon die Ohren mit Wachs zustopfen. Ansonsten hört die Sirenen und folgt ihnen.

Große Geschichte

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Muse, erzähl mir vom Manne, dem wandlungsreichen, den oft es abtrieb vom Wege, seit Trojas heilige Burg er verheerte. Mit diesen Worten beginnt der erste Gesang des Heroen, dem viel besungenen, bebilderten und verfilmten Odysseus in einer genialen Übersetzung von Kurt Steinmann. Noch bevor das gemeine Publikum Zugang zu dieser prachtvollen Edition bekam, haben sich die Experten schon in höchsten Tönen über diese Übersetzung hergemacht. Von einem Heldenepos als übersetzerische Heldentat ist die Rede. Das ist sie zweifelsohne, auch wenn wir, wie vielleicht viele andere, keinen Bezug zu anderen Übersetzungen haben und uns einfach an der althergebrachten oralen Überlieferung erfreut haben. Sei es den Kennern überlassen darüber zu urteilen, ob dies ein famoses Tradierungswerk ist. Fest steht, es ist angenehm lesbar, dennoch der Versmetrik treu geblieben und es erzählt die Geschichte mit der die europäische Kultur ihren Aufstieg formte. Vom altruistisch Verwirrten, vom Kämpfer der Gerechtigkeit und vom einsamen Gestrandeten, der nach Hause kehren will. Es erzählt von Kirke und den Sirenen, vom Zyklop (ich wehre mich gegen Kyklop, wie es in der Neuübersetzung heißt), von Syklla und Chrybdis. Darüber hinaus erzählt es von menschlicher Größe und menschlichem Versagen, von Stolz und Edelmut, von Bekümmertheit und Vergängnis. Und es berichtet von einer Zeit, in der Menschen sich selbst noch ganz anders wahrnahmen. Davon weiß das Nachwort und die reichhaltigen Hinweise zur Übersetzung zu berichten. Körper und Geist als getrennte Wesenheiten gab es zu Homers Zeit nicht, demzufolge fällt nicht nur die Übersetzung, sondern auch die Rezeption schwieriger aus. Aber das gilt für alle Werke menschlichen Schaffens, die in ihrem jeweiligen Zeitverständnis einzig wirksam sind.

Die gut 450 Seiten, die der edle Manesse-Verlag aus Zürich hübsch aufgemacht hat, bieten nicht nur den schönsten Gesang des Heros, sondern auch einen umfangreichen Anhang mit Namensregister, Anmerkungen und dem schon erwähnten Nachwort, das viel Spielraum lässt für Interpretationen. Dass darüber hinaus der Interpretation als solcher den Riegel vorschiebt und sie ad absurdum führt. Das ist gedenk der literarischen Vorlage die beste aller Möglichkeiten und zeigt, wie weit man heutzutage, im Vergleich zu den ersten Rezeptionen in früher und später Neuzeit, von einem Absolutheitsanspruch weggekommen ist. Dieses Werk ist ein schönes, auch optisches, Geschenk an den Menschen, nicht nur von Homer, nicht nur vom Übersetzer und vom Verlag, sondern von der kreativen Kraft menschlichen Schaffens. Es ist, so wie es in dieser Form dargereicht wird, eine Erfüllung. Wenn Sie diesem Lockruf widerstehen wollen, müssen sie sich schon die Ohren mit Wachs zustopfen. Ansonsten hört die Sirenen und folgt ihnen.

geschrieben am 08.06.2015 | 416 Wörter | 2392 Zeichen

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