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Provokateure: Der siebte Fall für Bruno, Chef de police


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  ISBN
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  Seiten
  Erscheinungsjahr
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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Provokateure: Der siebte Fall für Bruno, Chef de police Mon dieu, mein erster Bruno-Roman. Leider bin ich erst mit dem siebten Fall des Chef de Police in Saint-Denis eingestiegen, unter anderem nach mehrfacher Empfehlung anderer begeisterter Leser. Und ich kann sagen: sowohl die Lektüre des Buches, aber noch mehr das Hörbuch, beides im Diogenes-Verlag erschienen, haben sich gelohnt. Zunächst kurz zum Inhalt: Bruno ist in diesem Roman gleich mit mehreren „Fällen“ konfrontiert. Zum einen wird ein junger Mitbürger der Stadt, Sami, in Afghanistan aufgefunden und durch das dort stationierte Militär ausgeflogen. Er ist Autist und erst beim Wiedersehen mit Bruno, den er von Kindesbeinen auf kennt, taut er wieder auf. Parallel ist aber auch ein Mord an einem Geheimdienstmitarbeiter zu beklagen und das in Brunos beschaulicher Ortschaft. Und das alles noch kurz vor der Weinlese. Als dann auch noch unbekannte Djihadisten aus einer Moschee in Toulouse in Saint-Denis auftauchen, um nach Sami und dessen Adoptiveltern zu suchen, nimmt das Ganze richtig Fahrt auf und erste Konturen zeichnen sich ab: Sami wurde offenbar nach Afghanistan verbracht, um dort aufgrund seiner technischen Fähigkeiten Bomben und Zündmechanismen zu kreieren. Er wurde dort unter dem Namen „Der Ingenieur“ bekannt, ohne dass man seine Identität aufklären konnte. Ihm gelang aber die Flucht und nun interessieren sich nicht nur die Geheimdienste der in Afghanistan stationierten Truppen für ihn, sondern auch diejenigen, die ihn in den Osten verbracht hatten. Sami muss versteckt, begutachtet und vernommen werden, Bruno wird vom Brigadier des Geheimdienstes mit einbezogen, um die Sicherheitsmaßnahmen zu koordinieren. Gleich zu Beginn gibt es Schießereien und Tote, als weitere Abgesandte der Moschee zunächst ein Kind in ihre Gewalt bringen und dann noch den Aufenthaltsort von Sami in Schutt und Asche zu legen versuchen. Ganz nebenbei muss sich Bruno auch noch um ein mysteriöses Testament kümmern, das Saint-Denis für den Fall, dass eine Gedenkstätte für dort im zweiten Weltkrieg versteckte und deshalb gerettete jüdische Kinder errichtet wird, eine stattliche Zuwendung verspricht. Aber wer das gewesen sein soll, Kinder und Retter, muss zunächst aufwändig aufgeklärt werden, und die Stifterin aus Israel will mit ihrem Enkel auch noch vorbeikommen, um die Pläne der kleinen Gemeinde selbst zu prüfen und die Orte ihres damaligen Aufenthalts wieder aufzusuchen. Und darüber hinaus muss sich Bruno auch mit seinem Privatleben in ordentlichem Maße befassen: seine Freundin Pamela hat sich seit ihrem Reitunfall verändert und ist deutlich unberechenbarer und weniger zugänglich geworden, die Ärztin Fabiola scheint mit ihrem neuen Freund Schwierigkeiten zu haben und noch mehr mit einem der Gutachter von Sami - und auch die im Fall agierende FBI-Agentin Nancy Sutton ist an Bruno in deutlich stärkerem Maße interessiert – und umgekehrt – als man das hätte erwarten dürfen. Und das, obwohl (oder auch weil?) sie mit Brunos früherer Freundin Isabelle bekannt ist. Eine ziemlich vielschichtige Gemengelage also, die nicht nur in weitere hochdramatische Auseinandersetzungen mündet, sondern auch viele der Beteiligten psychisch erheblich fordert. Das Schlusskapitel bietet dann einen heftigen, aber gut platzierten Showdown, und der Epilog versorgt den Leser zusätzlich mit der Auflösung der übrigen Handlungsstränge der Geschichte. Anfangs dachte ich, dass dieser Krimi etwas überfrachtet ist: die große Welt des internationalen Terrorismus und der Geheimdienste kommt in einem beschaulichen Örtchen im Périgord zusammen, parallel dazu gibt es den den kleinen Ort ebenfalls überragenden historischen Zusammenhang zu zweitem Weltkrieg, Résistance und der Rettung jüdischer Kinder, und dann noch die Bruno-typischen Passagen über sein Privatleben, die ländlichen Genüsse, Kochkünste und die Beschaulichkeit der Provinz. Aber: es passt alles gut zusammen, im Hörbuch noch mehr als im gedruckten Buch. Denn diese Kollision der nicht zusammenpassenden Welten wird gekonnt gemeistert und die Lösungen der auftretenden Konflikte wirken realistisch und den Umständen entsprechend nachvollziehbar. Insbesondere die Probleme, alle Ereignisse zeitlich zu begreifen und zu koordinieren, die Abstimmung der beteiligten Interessengruppen und daneben die Reaktionen von Presse und Bevölkerung, all das ergibt ein rundes Gesamtbild und unterstützt die spannende Grundhandlung. Natürlich lebt die Geschichte auch von Schwarz-Weiß-Elementen, gerade wenn es um die Aktivitäten der Islamisten geht, aber es ist ein fiktiver Roman, der dem Autor die entsprechenden Gestaltungsfreiheiten lässt und gerade eben nicht der political correctness unterliegt. Das einzige, was mich stört, wiederum mehr am Hörbuch als am gedruckten Roman, ist die Übernahme so vieler französischer Worte und Begriffe. Manches erschließt sich durchaus von selbst, aber gerade Fachbezeichnungen aus dem Verwaltungs-, Militär- und Polizeibereich werden quasi als bekannt vorausgesetzt und auch kulinarische Begriffe purzeln immer einmal wieder durch die Dialoge und Passagen, ohne dass diese näher erläutert werden. Es geht im Ergebnis nichts verloren vom Roman im Ganzen, aber darauf sollte man bei der Übersetzung bzw. beim Lektorat schon genauer achten. Ganz begeistert bin ich in jedem Fall von der Hörbuchfassung. Bei einigen früheren Einspielungen des Sprechers Johannes Steck war ich nicht so angetan, gerade wenn es um Frauenstimmen ging. Das ist bei diesem Hörbuch aber hervorragend umgesetzt und die bei ihm ohnehin stark gesprochenen Männerfiguren versieht er je mit einer eigenen Tonlage, was dem Ganzen eine zusätzliche Dramatik verleiht. Auch die Spannungsmomente werden stimmlich exzellent übertragen. Insgesamt also eine klare und nachdrückliche Empfehlung, auch für Bruno-Einsteiger, und vor allem für das Hörbuch.

Mon dieu, mein erster Bruno-Roman. Leider bin ich erst mit dem siebten Fall des Chef de Police in Saint-Denis eingestiegen, unter anderem nach mehrfacher Empfehlung anderer begeisterter Leser. Und ich kann sagen: sowohl die Lektüre des Buches, aber noch mehr das Hörbuch, beides im Diogenes-Verlag erschienen, haben sich gelohnt.

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Zunächst kurz zum Inhalt: Bruno ist in diesem Roman gleich mit mehreren „Fällen“ konfrontiert. Zum einen wird ein junger Mitbürger der Stadt, Sami, in Afghanistan aufgefunden und durch das dort stationierte Militär ausgeflogen. Er ist Autist und erst beim Wiedersehen mit Bruno, den er von Kindesbeinen auf kennt, taut er wieder auf. Parallel ist aber auch ein Mord an einem Geheimdienstmitarbeiter zu beklagen und das in Brunos beschaulicher Ortschaft. Und das alles noch kurz vor der Weinlese. Als dann auch noch unbekannte Djihadisten aus einer Moschee in Toulouse in Saint-Denis auftauchen, um nach Sami und dessen Adoptiveltern zu suchen, nimmt das Ganze richtig Fahrt auf und erste Konturen zeichnen sich ab: Sami wurde offenbar nach Afghanistan verbracht, um dort aufgrund seiner technischen Fähigkeiten Bomben und Zündmechanismen zu kreieren. Er wurde dort unter dem Namen „Der Ingenieur“ bekannt, ohne dass man seine Identität aufklären konnte. Ihm gelang aber die Flucht und nun interessieren sich nicht nur die Geheimdienste der in Afghanistan stationierten Truppen für ihn, sondern auch diejenigen, die ihn in den Osten verbracht hatten. Sami muss versteckt, begutachtet und vernommen werden, Bruno wird vom Brigadier des Geheimdienstes mit einbezogen, um die Sicherheitsmaßnahmen zu koordinieren. Gleich zu Beginn gibt es Schießereien und Tote, als weitere Abgesandte der Moschee zunächst ein Kind in ihre Gewalt bringen und dann noch den Aufenthaltsort von Sami in Schutt und Asche zu legen versuchen. Ganz nebenbei muss sich Bruno auch noch um ein mysteriöses Testament kümmern, das Saint-Denis für den Fall, dass eine Gedenkstätte für dort im zweiten Weltkrieg versteckte und deshalb gerettete jüdische Kinder errichtet wird, eine stattliche Zuwendung verspricht. Aber wer das gewesen sein soll, Kinder und Retter, muss zunächst aufwändig aufgeklärt werden, und die Stifterin aus Israel will mit ihrem Enkel auch noch vorbeikommen, um die Pläne der kleinen Gemeinde selbst zu prüfen und die Orte ihres damaligen Aufenthalts wieder aufzusuchen. Und darüber hinaus muss sich Bruno auch mit seinem Privatleben in ordentlichem Maße befassen: seine Freundin Pamela hat sich seit ihrem Reitunfall verändert und ist deutlich unberechenbarer und weniger zugänglich geworden, die Ärztin Fabiola scheint mit ihrem neuen Freund Schwierigkeiten zu haben und noch mehr mit einem der Gutachter von Sami - und auch die im Fall agierende FBI-Agentin Nancy Sutton ist an Bruno in deutlich stärkerem Maße interessiert – und umgekehrt – als man das hätte erwarten dürfen. Und das, obwohl (oder auch weil?) sie mit Brunos früherer Freundin Isabelle bekannt ist. Eine ziemlich vielschichtige Gemengelage also, die nicht nur in weitere hochdramatische Auseinandersetzungen mündet, sondern auch viele der Beteiligten psychisch erheblich fordert. Das Schlusskapitel bietet dann einen heftigen, aber gut platzierten Showdown, und der Epilog versorgt den Leser zusätzlich mit der Auflösung der übrigen Handlungsstränge der Geschichte.

Anfangs dachte ich, dass dieser Krimi etwas überfrachtet ist: die große Welt des internationalen Terrorismus und der Geheimdienste kommt in einem beschaulichen Örtchen im Périgord zusammen, parallel dazu gibt es den den kleinen Ort ebenfalls überragenden historischen Zusammenhang zu zweitem Weltkrieg, Résistance und der Rettung jüdischer Kinder, und dann noch die Bruno-typischen Passagen über sein Privatleben, die ländlichen Genüsse, Kochkünste und die Beschaulichkeit der Provinz. Aber: es passt alles gut zusammen, im Hörbuch noch mehr als im gedruckten Buch. Denn diese Kollision der nicht zusammenpassenden Welten wird gekonnt gemeistert und die Lösungen der auftretenden Konflikte wirken realistisch und den Umständen entsprechend nachvollziehbar. Insbesondere die Probleme, alle Ereignisse zeitlich zu begreifen und zu koordinieren, die Abstimmung der beteiligten Interessengruppen und daneben die Reaktionen von Presse und Bevölkerung, all das ergibt ein rundes Gesamtbild und unterstützt die spannende Grundhandlung. Natürlich lebt die Geschichte auch von Schwarz-Weiß-Elementen, gerade wenn es um die Aktivitäten der Islamisten geht, aber es ist ein fiktiver Roman, der dem Autor die entsprechenden Gestaltungsfreiheiten lässt und gerade eben nicht der political correctness unterliegt.

Das einzige, was mich stört, wiederum mehr am Hörbuch als am gedruckten Roman, ist die Übernahme so vieler französischer Worte und Begriffe. Manches erschließt sich durchaus von selbst, aber gerade Fachbezeichnungen aus dem Verwaltungs-, Militär- und Polizeibereich werden quasi als bekannt vorausgesetzt und auch kulinarische Begriffe purzeln immer einmal wieder durch die Dialoge und Passagen, ohne dass diese näher erläutert werden. Es geht im Ergebnis nichts verloren vom Roman im Ganzen, aber darauf sollte man bei der Übersetzung bzw. beim Lektorat schon genauer achten.

Ganz begeistert bin ich in jedem Fall von der Hörbuchfassung. Bei einigen früheren Einspielungen des Sprechers Johannes Steck war ich nicht so angetan, gerade wenn es um Frauenstimmen ging. Das ist bei diesem Hörbuch aber hervorragend umgesetzt und die bei ihm ohnehin stark gesprochenen Männerfiguren versieht er je mit einer eigenen Tonlage, was dem Ganzen eine zusätzliche Dramatik verleiht. Auch die Spannungsmomente werden stimmlich exzellent übertragen.

Insgesamt also eine klare und nachdrückliche Empfehlung, auch für Bruno-Einsteiger, und vor allem für das Hörbuch.

geschrieben am 03.07.2015 | 835 Wörter | 4971 Zeichen

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