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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Never say anything Ein Thriller, beworben mit angeblich höchster Aktualität, mit Geheimdiensten und einem Rundumblick auf die verrohte Moral der handelnden Mächte – das ist schon ein ordentliches Programm, wenn man eigentlich „nur“ einen Roman schreiben möchte. Wenn der dann auch noch plakativ „Never Say Anything“ als kleines Akrostichon für den amerikanischen Geheimdienst NSA benannt wird, liegt die Latte gleich nochmal höher. Romane in diesem Milieu, teils auch mit Bezug zu ehemaligen oder aktuellen geschichtlichen Ereignissen, gibt es einige, auch von den Großmeistern des Genres wie Le Carré. Insofern ist es durchaus mutig, sich in dieses Fahrwasser zu begeben, denn die Fallhöhe ist doch beträchtlich. Protagonistin ist die Journalistin Sophie Schelling, die bei einer Berliner Wochenzeitung arbeitet und sich auf Dienstreise nach Marokko begibt. Ziel der Reise ist ein Bericht über die so genannte Himmelstreppe, also im Bereich des Feuilletons angesiedelt. Zusammen mit einem Bekannten begibt sie sich in die marokkanische Wüste nahe der algerischen Grenze und erlebt dort Schreckliches: ein Massaker an der dortigen Dorfbevölkerung durch Drohnen, Hubschrauber und Bodentruppen. Mit Glück überlebt sie den Angriff und entdeckt Stück für Stück, dass wahlweise der amerikanische Geheimdienst oder von diesem für solche „Drecksarbeit“ angeheuerte oder wenigstens geduldete Paramilitärs für die Tötungen verantwortlich sind. Als sie sich dann daran macht, die Geschichte publik zu machen und immer weiter zu recherchieren, gerät sie zwischen Fronten, die sie nicht mehr beherrschen kann. Ihr entgleitet die Kontrolle über Beruf und Privatleben und sie muss tatsächlich Angst um ihr Leben haben. Aber klein beigeben kann sie nicht. Doch: wieviel kann ein Mensch geben und erdulden um den Preis der Wahrheit? Und wer interessiert sich auf der anderen Seite überhaupt für diese Wahrheit, wenn doch die Herkunft des Beweismaterials von mächtigen Schattenmännern so leicht in Frage gestellt werden kann? Neben dem realen Showdown am Ende müssen sich Protagonistin und die Leser des Buches auch mit solchen weit reichenden Überlegungen befassen. Der Roman hat einige starke Passagen, die auch spannend zu lesen sind. Andererseits krankt er an der Überfrachtung, sowohl der Charaktere, der Handlungsbögen als auch der moralischen Metathemen. Es ist schlicht unglaubwürdig, wie sich eine kleine Kulturjournalistin auf einmal mit der dunklen Seite der Macht anlegt und auf dem Spießrutenlauf gegen die schikanösen und lebensgefährlichen Maßnahmen ihrer Gegner nicht zerbricht oder panisch wird, sondern kühl berechnend agiert, an den Konflikten erstarkt und am besten gleich die Welt vom Bösen befreien will. Es ist zu dick aufgetragen. Auch die sonstigen Handelnden, die reichen Gönner, die unhygienischen Hacker, die perversen Agentenführer und die aufopferungsvollen linksalternativen Helfer sind schablonenhaft und man rollt oft mit den Augen, wenn es zu holzschnittartig wird. Man kann den Roman in relativ kurzer Zeit durchlesen, wird dabei auch maßvoll unterhalten, aber am Ende ist er doch eher anspruchslos.

Ein Thriller, beworben mit angeblich höchster Aktualität, mit Geheimdiensten und einem Rundumblick auf die verrohte Moral der handelnden Mächte – das ist schon ein ordentliches Programm, wenn man eigentlich „nur“ einen Roman schreiben möchte. Wenn der dann auch noch plakativ „Never Say Anything“ als kleines Akrostichon für den amerikanischen Geheimdienst NSA benannt wird, liegt die Latte gleich nochmal höher. Romane in diesem Milieu, teils auch mit Bezug zu ehemaligen oder aktuellen geschichtlichen Ereignissen, gibt es einige, auch von den Großmeistern des Genres wie Le Carré. Insofern ist es durchaus mutig, sich in dieses Fahrwasser zu begeben, denn die Fallhöhe ist doch beträchtlich.

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Protagonistin ist die Journalistin Sophie Schelling, die bei einer Berliner Wochenzeitung arbeitet und sich auf Dienstreise nach Marokko begibt. Ziel der Reise ist ein Bericht über die so genannte Himmelstreppe, also im Bereich des Feuilletons angesiedelt. Zusammen mit einem Bekannten begibt sie sich in die marokkanische Wüste nahe der algerischen Grenze und erlebt dort Schreckliches: ein Massaker an der dortigen Dorfbevölkerung durch Drohnen, Hubschrauber und Bodentruppen. Mit Glück überlebt sie den Angriff und entdeckt Stück für Stück, dass wahlweise der amerikanische Geheimdienst oder von diesem für solche „Drecksarbeit“ angeheuerte oder wenigstens geduldete Paramilitärs für die Tötungen verantwortlich sind. Als sie sich dann daran macht, die Geschichte publik zu machen und immer weiter zu recherchieren, gerät sie zwischen Fronten, die sie nicht mehr beherrschen kann. Ihr entgleitet die Kontrolle über Beruf und Privatleben und sie muss tatsächlich Angst um ihr Leben haben. Aber klein beigeben kann sie nicht. Doch: wieviel kann ein Mensch geben und erdulden um den Preis der Wahrheit? Und wer interessiert sich auf der anderen Seite überhaupt für diese Wahrheit, wenn doch die Herkunft des Beweismaterials von mächtigen Schattenmännern so leicht in Frage gestellt werden kann? Neben dem realen Showdown am Ende müssen sich Protagonistin und die Leser des Buches auch mit solchen weit reichenden Überlegungen befassen.

Der Roman hat einige starke Passagen, die auch spannend zu lesen sind. Andererseits krankt er an der Überfrachtung, sowohl der Charaktere, der Handlungsbögen als auch der moralischen Metathemen. Es ist schlicht unglaubwürdig, wie sich eine kleine Kulturjournalistin auf einmal mit der dunklen Seite der Macht anlegt und auf dem Spießrutenlauf gegen die schikanösen und lebensgefährlichen Maßnahmen ihrer Gegner nicht zerbricht oder panisch wird, sondern kühl berechnend agiert, an den Konflikten erstarkt und am besten gleich die Welt vom Bösen befreien will. Es ist zu dick aufgetragen. Auch die sonstigen Handelnden, die reichen Gönner, die unhygienischen Hacker, die perversen Agentenführer und die aufopferungsvollen linksalternativen Helfer sind schablonenhaft und man rollt oft mit den Augen, wenn es zu holzschnittartig wird.

Man kann den Roman in relativ kurzer Zeit durchlesen, wird dabei auch maßvoll unterhalten, aber am Ende ist er doch eher anspruchslos.

geschrieben am 29.06.2016 | 451 Wörter | 2648 Zeichen

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