Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Mit Kind und Kegel – Kindheit und Familie im Wandel der Geschichte


Statistiken
  • 6684 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Hiram Kümper

Mit Kind und Kegel – Kindheit und Familie im Wandel der Geschichte Der Band – das geht aus der Titelei nicht hervor und muss daher eigens betont werden – beschäftigt sich in der Hauptsache mit der Geschichte von Kindheit und Familie zwischen dem 9. und dem 16. Jahrhundert, wobei (der Quellenlage natürlich entsprechend) das Spätmittelalter den deutlich größten Raum einnimmt. Wenn der Klappentext den Betrachtungszeitraum bis in das 18. Jahrhundert spannt, so fand der Rezensent nur auf den Seiten 14 und 164 jeweils einige knappe Hinweise auf diese spätere Zeit. Wir haben es also im Wesentlichen mit einer Geschichte der Familie im Mittelalter zu tun. Die Darstellung folgt dabei dankenswerterweise nicht schulmeisterisch chronologischen, sondern systematischen Gesichtspunkten, die ohne Anspruch auf ebenso systematische Behandlung durchaus quellennah und assoziativ reihend, mit einem Wort: lesbar, vermittelt werden. Dass ein solches Buch sich nicht dem Fachpublikum zuwendet, versteht sich. Und so ist es Meier ganz ausdrücklich zu danken, dass er gegenüber der synthetisierenden Abhandlung, gleich wie bunt bebildert und vermeintlich lesernah sie sein mag, den Mut zur Erzählung, die manches ausspart, aufbringt. Unmittelbare Intensität gewinnt die Darstellung, indem der Vf. ausgiebig die Quellen sprechen lässt. Diese werden allerdings teilweise in der jeweiligen (meist auch dem heutigen Leser mit etwas Mühe noch halbwegs verständlichen, oberdeutschen) Mundart, teils in hochdeutscher Übersetzung, teils auch als Paralleltext mit beidem, beigegeben. Gerade bei tendenziell antiquierenden neuhochdeutschen Übertragungen, wie die mehrfach eingestreuten Zitate aus dem Landrecht des Sachsenspiegels, wird das aber zweischneidig, weil der in mittelalterlicher Überlieferung unbedarfte Leser bald verwirrt sein dürfte ob der unterschiedlichen Sprachstufen, die er nur erahnen, nicht aber einordnen kann. Durchgehende Paralleltexte oder durchgehende Übertragungen in ein zeitgemäßes Neuhochdeutsche, wie es die zahlreichen Auszüge aus der mittelalterlichen Literatur und die Übersetzungen aus dem Lateinischen geben, wären hier sicherlich zweckdienlicher gewesen. Ein gutes Beispiel für den gekonnten Umgang mit diesem Problem stellt beispielsweise der aktuelle Band von Evamaria Engel und Frank-Dietrich Jacob über das städtische Leben im Mittelalter dar. Kleine Unschärfen, wie die Tatsache, dass der Sachsenspiegel kein Weistum ist, wie S. 61 festgestellt, bleibt dagegen marginal und werden nur kleinliche Rezensenten, nicht aber den angepeilten Leser weiter stören – dem man in diesem speziellen Fall allerdings wohl hätte nahe bringen sollen, was denn ein Weistum ist, zumal auch das Braunschweiger Weistum von 1418 später noch erwähnt wird. Insgesamt nehmen normative Zeugnisse, gerade der Sachsen- und Schwabenspiegel, eine zentrale Rolle in Meiers Quellenauswahl ein. Die verlockende Buntheit des in den Rechtsbüchern entfalteten mittelalterlichen Rechtslebens wird aber gerade in einem solchen populären Band problematisch, wird man der Zielgruppe doch die diffizile Unterscheidung zwischen Rechtsbuch und Rechtswirklichkeit, die in der Fachwissenschaft mittlerweile zum selbstverständlich guten Ton gehört, in den allermeisten Fällen nicht zumuten können. Diese in der Summe nicht gravierenden Kritikpunkte können das Verdienst des Vf.s nicht schmälern, eine lehrreiche, lesbare und nicht zuletzt auch optisch ansprechende Darstellung mittelalterlicher Familienverhältnisse vorgelegt zu haben. Die beigefügten 31 farbigen, ganzseitigen Abbildungen von durchweg bestechender Qualität stehen zwar oft in nur sehr allgemeiner Verbindung mit dem jeweiligen Text, fügen sich aber in das ohnehin eher assoziative Konzept der historischen Sinnbildung ein, das sicherlich keinen Anspruch auf systematische Wissensvermittlung erheben, sondern eher auf ein einfühlendes Erleben vergangener Zeiten abzielen dürfte. Dieser Band vermittelt ganz sicher nicht die „Geschichte der Kindheit“, wohl aber „Geschichten über die Kindheit“ im Mittelalter und im 16. Jahrhundert. Und das tut er, ganz ohne Frage, informativ und unterhaltend.

Der Band – das geht aus der Titelei nicht hervor und muss daher eigens betont werden – beschäftigt sich in der Hauptsache mit der Geschichte von Kindheit und Familie zwischen dem 9. und dem 16. Jahrhundert, wobei (der Quellenlage natürlich entsprechend) das Spätmittelalter den deutlich größten Raum einnimmt. Wenn der Klappentext den Betrachtungszeitraum bis in das 18. Jahrhundert spannt, so fand der Rezensent nur auf den Seiten 14 und 164 jeweils einige knappe Hinweise auf diese spätere Zeit. Wir haben es also im Wesentlichen mit einer Geschichte der Familie im Mittelalter zu tun. Die Darstellung folgt dabei dankenswerterweise nicht schulmeisterisch chronologischen, sondern systematischen Gesichtspunkten, die ohne Anspruch auf ebenso systematische Behandlung durchaus quellennah und assoziativ reihend, mit einem Wort: lesbar, vermittelt werden. Dass ein solches Buch sich nicht dem Fachpublikum zuwendet, versteht sich. Und so ist es Meier ganz ausdrücklich zu danken, dass er gegenüber der synthetisierenden Abhandlung, gleich wie bunt bebildert und vermeintlich lesernah sie sein mag, den Mut zur Erzählung, die manches ausspart, aufbringt.

weitere Rezensionen von Hiram Kümper


Unmittelbare Intensität gewinnt die Darstellung, indem der Vf. ausgiebig die Quellen sprechen lässt. Diese werden allerdings teilweise in der jeweiligen (meist auch dem heutigen Leser mit etwas Mühe noch halbwegs verständlichen, oberdeutschen) Mundart, teils in hochdeutscher Übersetzung, teils auch als Paralleltext mit beidem, beigegeben. Gerade bei tendenziell antiquierenden neuhochdeutschen Übertragungen, wie die mehrfach eingestreuten Zitate aus dem Landrecht des Sachsenspiegels, wird das aber zweischneidig, weil der in mittelalterlicher Überlieferung unbedarfte Leser bald verwirrt sein dürfte ob der unterschiedlichen Sprachstufen, die er nur erahnen, nicht aber einordnen kann. Durchgehende Paralleltexte oder durchgehende Übertragungen in ein zeitgemäßes Neuhochdeutsche, wie es die zahlreichen Auszüge aus der mittelalterlichen Literatur und die Übersetzungen aus dem Lateinischen geben, wären hier sicherlich zweckdienlicher gewesen. Ein gutes Beispiel für den gekonnten Umgang mit diesem Problem stellt beispielsweise der aktuelle Band von Evamaria Engel und Frank-Dietrich Jacob über das städtische Leben im Mittelalter dar. Kleine Unschärfen, wie die Tatsache, dass der Sachsenspiegel kein Weistum ist, wie S. 61 festgestellt, bleibt dagegen marginal und werden nur kleinliche Rezensenten, nicht aber den angepeilten Leser weiter stören – dem man in diesem speziellen Fall allerdings wohl hätte nahe bringen sollen, was denn ein Weistum ist, zumal auch das Braunschweiger Weistum von 1418 später noch erwähnt wird. Insgesamt nehmen normative Zeugnisse, gerade der Sachsen- und Schwabenspiegel, eine zentrale Rolle in Meiers Quellenauswahl ein. Die verlockende Buntheit des in den Rechtsbüchern entfalteten mittelalterlichen Rechtslebens wird aber gerade in einem solchen populären Band problematisch, wird man der Zielgruppe doch die diffizile Unterscheidung zwischen Rechtsbuch und Rechtswirklichkeit, die in der Fachwissenschaft mittlerweile zum selbstverständlich guten Ton gehört, in den allermeisten Fällen nicht zumuten können.

Diese in der Summe nicht gravierenden Kritikpunkte können das Verdienst des Vf.s nicht schmälern, eine lehrreiche, lesbare und nicht zuletzt auch optisch ansprechende Darstellung mittelalterlicher Familienverhältnisse vorgelegt zu haben. Die beigefügten 31 farbigen, ganzseitigen Abbildungen von durchweg bestechender Qualität stehen zwar oft in nur sehr allgemeiner Verbindung mit dem jeweiligen Text, fügen sich aber in das ohnehin eher assoziative Konzept der historischen Sinnbildung ein, das sicherlich keinen Anspruch auf systematische Wissensvermittlung erheben, sondern eher auf ein einfühlendes Erleben vergangener Zeiten abzielen dürfte. Dieser Band vermittelt ganz sicher nicht die „Geschichte der Kindheit“, wohl aber „Geschichten über die Kindheit“ im Mittelalter und im 16. Jahrhundert. Und das tut er, ganz ohne Frage, informativ und unterhaltend.

geschrieben am 20.08.2006 | 548 Wörter | 3521 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen