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Die Erfindung der Kontinente


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Rezension von

Adrian Witt

Die Erfindung der Kontinente Die Darstellung unseres Planeten hat sich im Laufe der Jahrtausende hĂ€ufig verĂ€ndert. So haben nicht nur Entdecker, Kaufleute und Seefahrer die Welt ganz unterschiedlich wahrgenommen. Auch technische Errungenschaften und innovative Darstellungsformen haben unserer Welt allmĂ€hlich jenes Gesicht verliehen, dass wir heute aus den Atlanten des Schulunterrichts kennen. Doch gerade mit Blick auf die neuzeitliche Darstellung der Erde, mit ihren Ozeanen und Kontinenten, ergeben sich eine ganze Reihe von Fragen, auf die nicht viele Menschen eine wirklich hinreichend gute Antwort geben können: Diese beginnen bei Fragen der visuellen Erfassung unseres Planeten in Karten und weshalb diese immer nach Norden zeigen und beschĂ€ftigen sich im wissenschaftlichen Diskurs mit der Diskussion darĂŒber, ob es nun fĂŒnf oder sieben Kontinente gibt oder warum oft von drei Ozeanen gesprochen wird, obwohl nur eine einzige große Wassermasse existiert. Auf diese und viele weitere Fragen versucht der Geograf und Historiker Christian Grataloup mit der im wbg Theiss Verlag erschienenen Publikation „Die Erfindung der Kontinente“ eine Antwort zu geben, indem er die Geschichte der menschlichen Sichtweise auf unseren Planeten völlig neu erzĂ€hlt. Dabei zeigt er mit Hilfe zahlreicher Beispiele und historischer Karten, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen, warum wir unsere Welt so und nicht anders sehen, wobei er gleichsam die hart gezogenen Grenzen der Kontinente und Ozeane infragestellt. So gibt es mit Blick auf das Zusammenspiel von Geografie und politischer Weltanschauung natĂŒrliche Grenzen wie die tektonischen Platten, die die Zuteilung von LĂ€ndern zu einem bestimmten Kontinent ermöglichen. Allerdings folgen solche Einteilungen nicht modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern basieren auf meist historischen und politischen Entwicklungen sowie wirtschaftlichen Interessen. Dies macht er bereits zu Beginn seines 256 Seiten umfassenden Bildbandes deutlich, indem er mit den beiden vor ein paar Jahren öffentlich gefĂŒhrten Diskussionen einsteigt, ob Island in die Staatengemeinschaft der EuropĂ€ischen Union (EU) hineingehört und ob die TĂŒrkei ein Teil Europas ist. In Bezug auf den Inselstaat im hohen Norden wurde diese Frage mehrheitlich positiv beantwortet, obwohl Island geologisch zweigeteilt ist, wobei es zum einen auf der nordamerikanischen Platte liegt und nur zur HĂ€lfte auf der eurasischen Platte zu finden ist. Auch ist Island viel weiter von irgendeinem Staat der EU entfernt, als von Kanada oder den USA. Trotzdem stieß die Bewerbung Islands um einen Platz in der Staatengemeinschaft allgemein auf ein positives Echo, welches sich erst 2015 aufgrund der islĂ€ndischen Finanzkrise zerschlagen sollte. Anders sieht es dagegen am Beispiel der TĂŒrkei aus. Das Land ist geologisch auf der eurasischen und auch der arabischen Platte zu finden, grenzt an LĂ€nder, die bereits Mitglieder der EuropĂ€ischen Union sind und unterhĂ€lt zahlreiche wirtschaftlichen Beziehungen in die Staatengemeinschaft. Doch trotz dieser UmstĂ€nde gab es von Beginn an große Vorbehalte gegenĂŒber einer EU-Mitgliedschaft der TĂŒrkei, wobei im Gegensatz zur Diskussion um Island vor allem das geografische Argument genutzt wurde. Bereits dieses Beispiel lĂ€dt, abseits der in den Diskussionen sonst aufgefĂŒhrten Argumente, zu einem Nachdenken ĂŒber die Sicht auf unsere Welt ein und bricht somit in gewisser Weise auch mit den klar definierten Grenzen, die in den vielen Lehranstalten, ob Schule oder UniversitĂ€t, vermittelt werden. In diesem Kontext zeigt Christian Grataloup in acht Kapiteln, wie die Menschheit die Welt von Beginn an wahrgenommen hat und darzustellen versuchte, wie sich die Kontinente und Grenzen immer wieder verschoben haben und erklĂ€rt zudem, wie und warum eben diese einst so aufgeteilt wurden, wie wir sie heute kennen. Dabei bedient er sich nicht nur verschiedener Blickwinkel, wie die historische Komponente oder die der Religion. Auch die zahlreichen Abbildungen, Kartenmotive und Zeichnungen helfen dem Leser dabei, sich durch die verschiedenen historischen Epochen zu arbeiten. Obwohl „Die Erfindung der Kontinente“ aus kulturhistorischer Sicht nur schwer zu erschließen ist, da gerade in frĂŒhen Epochen in vielen LĂ€ndern die Kartografie zum Staatsgeheimnis gemacht wurde, um sich gegenĂŒber konkurrierenden MĂ€chten einen strategischen Vorteil zu verschaffen, gelingt es dem Autor Christian Grataloup mit seinem bildgewaltigen und informativen Werk eine im wahrsten Sinne des Wortes grenzĂŒbergreife historische Gesamtdarstellung unseres Planeten vorzulegen, die der politischen und kulturhistorischen Bedeutung von Kartografie und Geografie einen wĂŒrdigen Platz in unserem kulturellen GedĂ€chtnis verleiht.

Die Darstellung unseres Planeten hat sich im Laufe der Jahrtausende hÀufig verÀndert. So haben nicht nur Entdecker, Kaufleute und Seefahrer die Welt ganz unterschiedlich wahrgenommen. Auch technische Errungenschaften und innovative Darstellungsformen haben unserer Welt allmÀhlich jenes Gesicht verliehen, dass wir heute aus den Atlanten des Schulunterrichts kennen.

Doch gerade mit Blick auf die neuzeitliche Darstellung der Erde, mit ihren Ozeanen und Kontinenten, ergeben sich eine ganze Reihe von Fragen, auf die nicht viele Menschen eine wirklich hinreichend gute Antwort geben können: Diese beginnen bei Fragen der visuellen Erfassung unseres Planeten in Karten und weshalb diese immer nach Norden zeigen und beschĂ€ftigen sich im wissenschaftlichen Diskurs mit der Diskussion darĂŒber, ob es nun fĂŒnf oder sieben Kontinente gibt oder warum oft von drei Ozeanen gesprochen wird, obwohl nur eine einzige große Wassermasse existiert. Auf diese und viele weitere Fragen versucht der Geograf und Historiker Christian Grataloup mit der im wbg Theiss Verlag erschienenen Publikation „Die Erfindung der Kontinente“ eine Antwort zu geben, indem er die Geschichte der menschlichen Sichtweise auf unseren Planeten völlig neu erzĂ€hlt. Dabei zeigt er mit Hilfe zahlreicher Beispiele und historischer Karten, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen, warum wir unsere Welt so und nicht anders sehen, wobei er gleichsam die hart gezogenen Grenzen der Kontinente und Ozeane infragestellt. So gibt es mit Blick auf das Zusammenspiel von Geografie und politischer Weltanschauung natĂŒrliche Grenzen wie die tektonischen Platten, die die Zuteilung von LĂ€ndern zu einem bestimmten Kontinent ermöglichen. Allerdings folgen solche Einteilungen nicht modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern basieren auf meist historischen und politischen Entwicklungen sowie wirtschaftlichen Interessen. Dies macht er bereits zu Beginn seines 256 Seiten umfassenden Bildbandes deutlich, indem er mit den beiden vor ein paar Jahren öffentlich gefĂŒhrten Diskussionen einsteigt, ob Island in die Staatengemeinschaft der EuropĂ€ischen Union (EU) hineingehört und ob die TĂŒrkei ein Teil Europas ist. In Bezug auf den Inselstaat im hohen Norden wurde diese Frage mehrheitlich positiv beantwortet, obwohl Island geologisch zweigeteilt ist, wobei es zum einen auf der nordamerikanischen Platte liegt und nur zur HĂ€lfte auf der eurasischen Platte zu finden ist. Auch ist Island viel weiter von irgendeinem Staat der EU entfernt, als von Kanada oder den USA. Trotzdem stieß die Bewerbung Islands um einen Platz in der Staatengemeinschaft allgemein auf ein positives Echo, welches sich erst 2015 aufgrund der islĂ€ndischen Finanzkrise zerschlagen sollte. Anders sieht es dagegen am Beispiel der TĂŒrkei aus. Das Land ist geologisch auf der eurasischen und auch der arabischen Platte zu finden, grenzt an LĂ€nder, die bereits Mitglieder der EuropĂ€ischen Union sind und unterhĂ€lt zahlreiche wirtschaftlichen Beziehungen in die Staatengemeinschaft. Doch trotz dieser UmstĂ€nde gab es von Beginn an große Vorbehalte gegenĂŒber einer EU-Mitgliedschaft der TĂŒrkei, wobei im Gegensatz zur Diskussion um Island vor allem das geografische Argument genutzt wurde. Bereits dieses Beispiel lĂ€dt, abseits der in den Diskussionen sonst aufgefĂŒhrten Argumente, zu einem Nachdenken ĂŒber die Sicht auf unsere Welt ein und bricht somit in gewisser Weise auch mit den klar definierten Grenzen, die in den vielen Lehranstalten, ob Schule oder UniversitĂ€t, vermittelt werden. In diesem Kontext zeigt Christian Grataloup in acht Kapiteln, wie die Menschheit die Welt von Beginn an wahrgenommen hat und darzustellen versuchte, wie sich die Kontinente und Grenzen immer wieder verschoben haben und erklĂ€rt zudem, wie und warum eben diese einst so aufgeteilt wurden, wie wir sie heute kennen. Dabei bedient er sich nicht nur verschiedener Blickwinkel, wie die historische Komponente oder die der Religion. Auch die zahlreichen Abbildungen, Kartenmotive und Zeichnungen helfen dem Leser dabei, sich durch die verschiedenen historischen Epochen zu arbeiten.

Obwohl „Die Erfindung der Kontinente“ aus kulturhistorischer Sicht nur schwer zu erschließen ist, da gerade in frĂŒhen Epochen in vielen LĂ€ndern die Kartografie zum Staatsgeheimnis gemacht wurde, um sich gegenĂŒber konkurrierenden MĂ€chten einen strategischen Vorteil zu verschaffen, gelingt es dem Autor Christian Grataloup mit seinem bildgewaltigen und informativen Werk eine im wahrsten Sinne des Wortes grenzĂŒbergreife historische Gesamtdarstellung unseres Planeten vorzulegen, die der politischen und kulturhistorischen Bedeutung von Kartografie und Geografie einen wĂŒrdigen Platz in unserem kulturellen GedĂ€chtnis verleiht.

geschrieben am 20.11.2021 | 665 Wörter | 4106 Zeichen

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