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Bayern zur R?merzeit: Arch?ologie und Geschichte


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Rezension von

Adrian Witt

Bayern zur R?merzeit: Arch?ologie und Geschichte Wenn wir heute an Bayern denken, kommen uns Berge, Bierg?rten, Barockkirchen und Brauchtum in den Sinn. Doch unter dieser vertrauten Oberfl?che liegt noch eine weitere, tiefere Schicht verborgen - eine Vergangenheit, die bis in die Antike zur?ckreicht. Denn lange bevor sich hier bairische St?mme formierten und das mittelalterliche Bayern entstand, war ein gro?er Teil des Landes Bestandteil eines Weltreiches, das wie kein zweites die Geschichte Europas gepr?gt hat: des R?mischen Imperiums. Rund f?nfhundert Jahre lang, vom ersten nachchristlichen Jahrhundert bis weit in die Sp?tantike, war S?dbayern r?misches Provinzgebiet und damit Teil einer global vernetzten Macht, deren Einfl?sse bis noch heute vielerorts sichtbar und sp?rbar sind. Die R?mer kamen jedoch nicht mit leeren H?nden. Vielmehr brachten sie eine neue Sprache und eine effiziente Verwaltung mit und erschlossen das neu gewonnene Gebiet, indem sie St?dte, Tempel und Thermen bauten. Hinzu kamen zahlreiche Kastelle, von denen die Rekonstruktion des R?merkastells Saalburg bei Bad Homburg das Bekannteste auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ist, l?ndliche Gutsh?fe und ein dichtes Verkehrsnetz aus Stra?en und Br?cken, die die neu errichteten St?dte n?rdlich der Alpen miteinander verbanden. Die Provinz Raetia, mit Augusta Vindelicum ? dem heutigen Augsburg ? als Provinzhauptstadt, das das n?rdliche Alpenvorland zwischen s?d?stlichem Schwarzwald, Donau und Inn umfasste und im S?den von den Tessiner Alpen ?ber Graub?nden bis nach Nordtirol reichte, wurde dabei im Laufe der Zeit zu einem strategischen Schl?sselraum im r?mischen Grenzsystem. Der obergermanische-raetische Limes, der sich einst durch das n?rdliche Bayern zog, war dabei nicht nur milit?risches Grenzgebiet, sondern auch eine Kontaktlinie, an der sich r?mische Zivilisation und germanische Volksst?mme begegneten ? friedlich wie feindlich. Doch der Teil Bayerns, der unter r?mischen Einfluss stand, war nicht nur eine Provinz, sondern auch ein komplexer Kulturraum. Denn hier lebten Siedler und Soldaten aus vielen Teilen des R?mischen Reiches neben einheimischen Raetern, Galliern und Germanen zusammen. In den St?dten der Provinz wie Augusta Vindelicorum (Augsburg), Castra Regina (Regensburg), Batavis (Passau) oder Cambodunum (Kempten) entstand derweil eine vielschichte Gesellschaft, die sich vor allem durch B?rgerrecht, Kulturgemeinschaften und administrativen Strukturen auszeichnete. Auf dem Land verwanden sich wiederum r?mische Bautraditionen mit lokalen Formen. Die sogenannte Villa Rustica ? der klassische r?mische Gutshof ? der sich daraus entwickelte, wurde in der Folgezeit zur pr?genden Siedlungsform des l?ndlichen Raums. Diese und viele weitere Spuren, die die R?mer uns ober- wie auch unterirdisch hinterlassen haben, macht Bayern vor allem aus arch?ologischer Sicht ?beraus interessant, gilt es doch heute als eines der reichsten r?mischen Fundgebiete n?rdlich der Alpen. Die Spuren reichen dabei von monumentalen Bauwerken wie dem Tempelbezirk auf dem Alten Stadth?gel in Kempten bis hin zu kleineren Alltagsgegenst?nden wie Fibeln, Keramik, M?nzen oder Inschriften, die uns einen Einblick in das Leben der Menschen jener Zeit gew?hren. Hin und wieder tritt dabei auch ein spektakul?rer Fund zu Tage wie ein im Jahr 1974 entdeckter Paradehelm der Auxiliartruppen bei Theilenhofen (Landkreis Wei?enburg-Gunzenhausen), der mit Treibarbeiten ?beraus reich verziert ist und der einzige seiner Art ist, der bislang gefunden wurde. Diese dichte Verflechtung aus lokaler Lebenswelt und r?mischer Weltmacht wirft bis heute zahlreiche Fragen auf ? ?ber Identit?t und Integration, Wandel und Kontinuit?t ? und dar?ber, wie sich regionale Kulturen und Stammesgemeinschaften im Spannungsfeld des r?mischen Einflusses behauptet oder ver?ndert haben. Wer sich eingehender mit diesen Aspekten besch?ftigen m?chte und zeitgleich die Geschichte Bayerns unter r?mischer Herrschaft in all ihren Facetten in Erfahrungen bringen m?chte, wird mit der im Friedrich Pustet Verlag erschienenen Publikation ?Bayern zur R?merzeit: Arch?ologie und Geschichte? der Autoren Karlheinz Dietz, Thomas Fischer und Veronika Fischer eine ebenso wissenschaftlich fundierte wie anschauliche Gesamtdarstellung finden. Mit einem reichen Fundus an neuen arch?ologischen Erkenntnissen, historischen Hintergr?nden und anschaulichen Darstellungen bietet es einen fundierten ?berblick ?ber die r?mische Vergangenheit des heutigen Bayern ? von den fr?hen Anf?ngen der Provinzwerdung ?ber das Alltagsleben in den St?dten und auf dem Land bis hin zum kulturellen Erbe, das die R?mer hinterlie?en. Und es l?dt interessierte Leser dazu ein, das antike Erbe Bayerns mit gesch?rftem Blick neu zu entdecken ? jenseits touristischer Klischees, daf?r umso n?her an den Menschen und ihrem Alltag vor fast zwei Jahrtausenden. Gegliedert in 37 Kapitel zzgl. eines Anhangs, der aus einem Quellen- und Literaturverzeichnis sowie einem Register besteht, die zusammen 504 Seiten umfassen, erhalten interessierte Leser nach dem obligatorischen Vorwort zun?chst einen umfassenden ?berblick zur Geschichte der R?merforschung in Bayern, bevor im weiteren Verlauf der Publikation auf jeden nur erdenklichen Aspekt des Lebens in der r?mischen Provinz Raetia sowie den dazugeh?rigen arch?ologischen Funden umfassend eingegangen wird. Obwohl zur Bev?lkerung der Alpen und des Alpenvorlands schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. intensivere Kontakte bestanden, gerieten erst mit den Augusteischen Alpenfeldz?ge unter Kaiser Augustus ab dem Jahr 25 v. Chr. sukzessiv gro?e Teile des heutigen S?d- und Ostbayern unter die Herrschaft Roms. Dies hatte die Gr?ndung der Provinz Raetia zur Folge, mit der Donau als ihre Nordgrenze. Ab etwa 100 n. Chr. wurde diese Grenze durch den obergermanisch-raetische Limes befestigt, indem zahlreiche Kastelle und Wacht?rme errichtet wurden, die sich fortan durch das Voralpenland zogen und das heutige Bayern in zwei Gebiete unterteilten: das romanisierte Raetia im S?den und das unbesetzte germanische Barbaricum im Norden. W?hrend die Germanen vor allem im Einklang mit der Natur lebten und eine Stammesgesellschaft besa?en, zeichnete sich die r?mische Herrschaft durch eine straff organisierte Verwaltung aus, die das Leben in St?dten wie Castra Regina (Regensburg), Augusta Vindelicorum (Augsburg) oder Batavis (Passau) prosperierte ?ber mehrere Jahrhundert prosperieren lie?. Der l?ndliche Raum war dagegen vornehmlich von Gutsh?fen (Villae Rusticae) gepr?gt, w?hrend die Landwirtschaft nach r?mischen Muster betrieben wurde. Die hatte langfristig zur Folge, dass die einheimische keltisch-vindelizische Bev?lkerung immer mehr in den r?mischen Alltag integriert wurde und allm?hlich mit der r?mischen Kultur verschmolz. N?rdlich der Donau lebten im heutigen Nordbayern germanische St?mme, die aus r?mischer Sicht zwar Barbaren waren, aber nicht minder zu untersch?tzen waren. Die Markomannen und Quaden spielten hier eine ganz zentrale Rolle, da sie komplexe Stammesstrukturen entwickelt hatten, Ackerbau und Viehzucht betrieben und sich zudem im Fernhandel bet?tigten. Obwohl dieses Gebiet milit?risch von Rom nicht besetzt war, was das Barbarium ?ber Jahrhunderte eng mit dem R?mischen Reich verflochten ? durch Handel, Diplomatie, S?ldnerdienste und gelegentlich auch durch Krieg. Die Markomannenkriege von 166 bis 180 n. Chr. unter Kaiser Marc Aurel verw?steten beispielsweise weite Teile der Donauregion. Im 3. Jahrhundert geriet das R?mische Reich erneut unter Druck, als Alamannen und andere V?lker mehrfach ?ber den Limes vorstie?en. Dies hatte zur Folge, dass der Limes als Nordgrenze des Reiches um 260 n. Chr. endg?ltig aufgegeben wurde und S?ddeutschland in einen Zustand der Unsicherheit geriet. Dies bedeutete jedoch nicht das Ende der romanischen Kultur auf dem Gebiet des heutigen Bayern, das sich zunehmend auf befestigte St?dte beschr?nkte, sondern war vielmehr ein langer Prozess der Transformation. R?mische St?dte und Siedlungen wurden aufgegeben oder zerst?rt, w?hrend die Verwaltungsstrukturen zerfielen und die kultivierte Landschaft allm?hlich verwilderte. Zugleich zogen neue Siedler ins Land, dieses Mal jedoch aus Norden kommend und die Grenzen zwischen dem R?mischen Reich und den Barbaren wurde durchl?ssiger. Im 4. und 5. Jahrhundert setzte sich schlie?lich eine langsame, aber stetige Ver?nderung der Machtverh?ltnisse durch, die am Ende den Untergang des Westr?mischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. zur Folge hatte. Mit dem Ende der r?mischen Herrschaft in Westeuropa und dem Zusammenbruch ihrer Kultur wurde die einstige Provinz Raetia faktisch unabh?ngig und geriet unter den Einfluss germanischer Gruppen wie den Alamannen oder sp?ter den Ostgoten. Zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert formierte sich aus dieser kulturellen Vielv?lkergesellschaft schlussendlich mit den Bajuwaren eine neue Stammesgesellschaft, die sich aus ehemaligen r?mischen Provinzialen, romanisierten Kelten, germanischen Siedlern aus dem Norden (u.a. Alamannen und Markomannen) und dem Osten (Langobarden) zusammensetzte. Diese neue Gesellschaft ?bernahm viele Elemente aus der einstigen r?mischen Herrschaft, wie das Stra?ennetz, Ortsnamen, Handwerkstechniken sowie das Konzept der r?mischen Gutshofes wie die Villa Rustica. Um 555 etablierte sich daraus unter Herzig Garibald I. ein erstes Bajuwarenherzogtum unter fr?nkischer Oberhoheit, das als eigenst?ndiges Staatsgebilde bis ins Jahr 788 bestehen sollte, allerdings bis in die Gegenwart nachwirkt. Heute belegen zahlreiche arch?ologische St?tten die r?mische Pr?senz in Bayern: Sei es nun Kempten als ?lteste r?mische Stadt Bayerns, Regensburg mit seinem Legionslager, das Kastell Abusina (Eining) oder die Therme von Wei?enburg. Doch auch das Limesmuseum in Ruffenhofen sowie zahlreiche Limesanlagen ? ob nun als Ruine erhalten oder aufwendig rekonstruiert ? gew?hren Einblicke in die damalige Zeit und belegen zugleich den Austausch und Handel zwei vollkommen unterschiedlicher Kulturkreise. Der schleichende Zusammenbruch der r?mischen Ordnung stellt dabei keinen v?lligen Neubeginn dar, sondern f?hrte vielmehr zur Herausbildung eines neuen politischen und kulturellen Gebildes: des Stammesherzogtums der Bajuwaren, das die Grundlagen f?r das mittelalterliche Bayern legte. Die Vielfalt dieser ?bergangszeit zwischen Sp?tantike und Fr?hmittelalter ist noch heute in der Arch?ologie, Ortsnamen, Flurbezeichnungen und kulturellen Tradition der Bayern sp?rbar, auch wenn diese Zeit des Wandels von einer tiefgreifenden Transformation der kulturellen Identit?t zwischen den R?mern und Germanen gepr?gt war. Mit der Ver?ffentlichung der Publikation ?Bayern zur R?merzeit: Arch?ologie und Geschichte? der Autoren Karlheinz Dietz, Thomas Fischer und Veronika Fischer ist im Friedrich Pustet Verlag ein herausragendes Werk erschienen, das auf eindrucksvolle Weise Arch?ologie und Geschichte miteinander verbindet. Das sorgf?ltig recherchierte und reichhaltig bebilderte Werk ?ffnet den Blick f?r die ?beraus komplexen kulturellen und politischen Verflechtungen zwischen dem R?mischen Reich und dem Barbaricum auf dem Gebiet des heutigen Bayern und vermittelt interessierten Leser dabei sowohl grundlegendes Wissen als auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Ob nun f?r geschichtsinteressierte Laien, Studierende oder Experten ? diese Werk bietet einen wissenschaftlich fundierten und zugleich anschaulichen Zugang zu einer faszinierenden Epoche s?ddeutscher Vergangenheit, wie man sie heute nur noch sehr selten zu Gesicht bekommt. Ein wertvoller Beitrag zur bayerischen Landesgeschichte, der die Leser weit ?ber das Ende der Lekt?re hinaus zum Nachdenken und Weiterforschen anregt.

Wenn wir heute an Bayern denken, kommen uns Berge, Bierg?rten, Barockkirchen und Brauchtum in den Sinn. Doch unter dieser vertrauten Oberfl?che liegt noch eine weitere, tiefere Schicht verborgen - eine Vergangenheit, die bis in die Antike zur?ckreicht. Denn lange bevor sich hier bairische St?mme formierten und das mittelalterliche Bayern entstand, war ein gro?er Teil des Landes Bestandteil eines Weltreiches, das wie kein zweites die Geschichte Europas gepr?gt hat: des R?mischen Imperiums.

Rund f?nfhundert Jahre lang, vom ersten nachchristlichen Jahrhundert bis weit in die Sp?tantike, war S?dbayern r?misches Provinzgebiet und damit Teil einer global vernetzten Macht, deren Einfl?sse bis noch heute vielerorts sichtbar und sp?rbar sind. Die R?mer kamen jedoch nicht mit leeren H?nden. Vielmehr brachten sie eine neue Sprache und eine effiziente Verwaltung mit und erschlossen das neu gewonnene Gebiet, indem sie St?dte, Tempel und Thermen bauten. Hinzu kamen zahlreiche Kastelle, von denen die Rekonstruktion des R?merkastells Saalburg bei Bad Homburg das Bekannteste auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ist, l?ndliche Gutsh?fe und ein dichtes Verkehrsnetz aus Stra?en und Br?cken, die die neu errichteten St?dte n?rdlich der Alpen miteinander verbanden. Die Provinz Raetia, mit Augusta Vindelicum ? dem heutigen Augsburg ? als Provinzhauptstadt, das das n?rdliche Alpenvorland zwischen s?d?stlichem Schwarzwald, Donau und Inn umfasste und im S?den von den Tessiner Alpen ?ber Graub?nden bis nach Nordtirol reichte, wurde dabei im Laufe der Zeit zu einem strategischen Schl?sselraum im r?mischen Grenzsystem. Der obergermanische-raetische Limes, der sich einst durch das n?rdliche Bayern zog, war dabei nicht nur milit?risches Grenzgebiet, sondern auch eine Kontaktlinie, an der sich r?mische Zivilisation und germanische Volksst?mme begegneten ? friedlich wie feindlich. Doch der Teil Bayerns, der unter r?mischen Einfluss stand, war nicht nur eine Provinz, sondern auch ein komplexer Kulturraum. Denn hier lebten Siedler und Soldaten aus vielen Teilen des R?mischen Reiches neben einheimischen Raetern, Galliern und Germanen zusammen. In den St?dten der Provinz wie Augusta Vindelicorum (Augsburg), Castra Regina (Regensburg), Batavis (Passau) oder Cambodunum (Kempten) entstand derweil eine vielschichte Gesellschaft, die sich vor allem durch B?rgerrecht, Kulturgemeinschaften und administrativen Strukturen auszeichnete. Auf dem Land verwanden sich wiederum r?mische Bautraditionen mit lokalen Formen. Die sogenannte Villa Rustica ? der klassische r?mische Gutshof ? der sich daraus entwickelte, wurde in der Folgezeit zur pr?genden Siedlungsform des l?ndlichen Raums. Diese und viele weitere Spuren, die die R?mer uns ober- wie auch unterirdisch hinterlassen haben, macht Bayern vor allem aus arch?ologischer Sicht ?beraus interessant, gilt es doch heute als eines der reichsten r?mischen Fundgebiete n?rdlich der Alpen. Die Spuren reichen dabei von monumentalen Bauwerken wie dem Tempelbezirk auf dem Alten Stadth?gel in Kempten bis hin zu kleineren Alltagsgegenst?nden wie Fibeln, Keramik, M?nzen oder Inschriften, die uns einen Einblick in das Leben der Menschen jener Zeit gew?hren. Hin und wieder tritt dabei auch ein spektakul?rer Fund zu Tage wie ein im Jahr 1974 entdeckter Paradehelm der Auxiliartruppen bei Theilenhofen (Landkreis Wei?enburg-Gunzenhausen), der mit Treibarbeiten ?beraus reich verziert ist und der einzige seiner Art ist, der bislang gefunden wurde.

Diese dichte Verflechtung aus lokaler Lebenswelt und r?mischer Weltmacht wirft bis heute zahlreiche Fragen auf ? ?ber Identit?t und Integration, Wandel und Kontinuit?t ? und dar?ber, wie sich regionale Kulturen und Stammesgemeinschaften im Spannungsfeld des r?mischen Einflusses behauptet oder ver?ndert haben. Wer sich eingehender mit diesen Aspekten besch?ftigen m?chte und zeitgleich die Geschichte Bayerns unter r?mischer Herrschaft in all ihren Facetten in Erfahrungen bringen m?chte, wird mit der im Friedrich Pustet Verlag erschienenen Publikation ?Bayern zur R?merzeit: Arch?ologie und Geschichte? der Autoren Karlheinz Dietz, Thomas Fischer und Veronika Fischer eine ebenso wissenschaftlich fundierte wie anschauliche Gesamtdarstellung finden. Mit einem reichen Fundus an neuen arch?ologischen Erkenntnissen, historischen Hintergr?nden und anschaulichen Darstellungen bietet es einen fundierten ?berblick ?ber die r?mische Vergangenheit des heutigen Bayern ? von den fr?hen Anf?ngen der Provinzwerdung ?ber das Alltagsleben in den St?dten und auf dem Land bis hin zum kulturellen Erbe, das die R?mer hinterlie?en. Und es l?dt interessierte Leser dazu ein, das antike Erbe Bayerns mit gesch?rftem Blick neu zu entdecken ? jenseits touristischer Klischees, daf?r umso n?her an den Menschen und ihrem Alltag vor fast zwei Jahrtausenden. Gegliedert in 37 Kapitel zzgl. eines Anhangs, der aus einem Quellen- und Literaturverzeichnis sowie einem Register besteht, die zusammen 504 Seiten umfassen, erhalten interessierte Leser nach dem obligatorischen Vorwort zun?chst einen umfassenden ?berblick zur Geschichte der R?merforschung in Bayern, bevor im weiteren Verlauf der Publikation auf jeden nur erdenklichen Aspekt des Lebens in der r?mischen Provinz Raetia sowie den dazugeh?rigen arch?ologischen Funden umfassend eingegangen wird. Obwohl zur Bev?lkerung der Alpen und des Alpenvorlands schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. intensivere Kontakte bestanden, gerieten erst mit den Augusteischen Alpenfeldz?ge unter Kaiser Augustus ab dem Jahr 25 v. Chr. sukzessiv gro?e Teile des heutigen S?d- und Ostbayern unter die Herrschaft Roms. Dies hatte die Gr?ndung der Provinz Raetia zur Folge, mit der Donau als ihre Nordgrenze. Ab etwa 100 n. Chr. wurde diese Grenze durch den obergermanisch-raetische Limes befestigt, indem zahlreiche Kastelle und Wacht?rme errichtet wurden, die sich fortan durch das Voralpenland zogen und das heutige Bayern in zwei Gebiete unterteilten: das romanisierte Raetia im S?den und das unbesetzte germanische Barbaricum im Norden. W?hrend die Germanen vor allem im Einklang mit der Natur lebten und eine Stammesgesellschaft besa?en, zeichnete sich die r?mische Herrschaft durch eine straff organisierte Verwaltung aus, die das Leben in St?dten wie Castra Regina (Regensburg), Augusta Vindelicorum (Augsburg) oder Batavis (Passau) prosperierte ?ber mehrere Jahrhundert prosperieren lie?. Der l?ndliche Raum war dagegen vornehmlich von Gutsh?fen (Villae Rusticae) gepr?gt, w?hrend die Landwirtschaft nach r?mischen Muster betrieben wurde. Die hatte langfristig zur Folge, dass die einheimische keltisch-vindelizische Bev?lkerung immer mehr in den r?mischen Alltag integriert wurde und allm?hlich mit der r?mischen Kultur verschmolz. N?rdlich der Donau lebten im heutigen Nordbayern germanische St?mme, die aus r?mischer Sicht zwar Barbaren waren, aber nicht minder zu untersch?tzen waren. Die Markomannen und Quaden spielten hier eine ganz zentrale Rolle, da sie komplexe Stammesstrukturen entwickelt hatten, Ackerbau und Viehzucht betrieben und sich zudem im Fernhandel bet?tigten. Obwohl dieses Gebiet milit?risch von Rom nicht besetzt war, was das Barbarium ?ber Jahrhunderte eng mit dem R?mischen Reich verflochten ? durch Handel, Diplomatie, S?ldnerdienste und gelegentlich auch durch Krieg. Die Markomannenkriege von 166 bis 180 n. Chr. unter Kaiser Marc Aurel verw?steten beispielsweise weite Teile der Donauregion. Im 3. Jahrhundert geriet das R?mische Reich erneut unter Druck, als Alamannen und andere V?lker mehrfach ?ber den Limes vorstie?en. Dies hatte zur Folge, dass der Limes als Nordgrenze des Reiches um 260 n. Chr. endg?ltig aufgegeben wurde und S?ddeutschland in einen Zustand der Unsicherheit geriet. Dies bedeutete jedoch nicht das Ende der romanischen Kultur auf dem Gebiet des heutigen Bayern, das sich zunehmend auf befestigte St?dte beschr?nkte, sondern war vielmehr ein langer Prozess der Transformation. R?mische St?dte und Siedlungen wurden aufgegeben oder zerst?rt, w?hrend die Verwaltungsstrukturen zerfielen und die kultivierte Landschaft allm?hlich verwilderte. Zugleich zogen neue Siedler ins Land, dieses Mal jedoch aus Norden kommend und die Grenzen zwischen dem R?mischen Reich und den Barbaren wurde durchl?ssiger. Im 4. und 5. Jahrhundert setzte sich schlie?lich eine langsame, aber stetige Ver?nderung der Machtverh?ltnisse durch, die am Ende den Untergang des Westr?mischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. zur Folge hatte. Mit dem Ende der r?mischen Herrschaft in Westeuropa und dem Zusammenbruch ihrer Kultur wurde die einstige Provinz Raetia faktisch unabh?ngig und geriet unter den Einfluss germanischer Gruppen wie den Alamannen oder sp?ter den Ostgoten. Zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert formierte sich aus dieser kulturellen Vielv?lkergesellschaft schlussendlich mit den Bajuwaren eine neue Stammesgesellschaft, die sich aus ehemaligen r?mischen Provinzialen, romanisierten Kelten, germanischen Siedlern aus dem Norden (u.a. Alamannen und Markomannen) und dem Osten (Langobarden) zusammensetzte. Diese neue Gesellschaft ?bernahm viele Elemente aus der einstigen r?mischen Herrschaft, wie das Stra?ennetz, Ortsnamen, Handwerkstechniken sowie das Konzept der r?mischen Gutshofes wie die Villa Rustica. Um 555 etablierte sich daraus unter Herzig Garibald I. ein erstes Bajuwarenherzogtum unter fr?nkischer Oberhoheit, das als eigenst?ndiges Staatsgebilde bis ins Jahr 788 bestehen sollte, allerdings bis in die Gegenwart nachwirkt.

Heute belegen zahlreiche arch?ologische St?tten die r?mische Pr?senz in Bayern: Sei es nun Kempten als ?lteste r?mische Stadt Bayerns, Regensburg mit seinem Legionslager, das Kastell Abusina (Eining) oder die Therme von Wei?enburg. Doch auch das Limesmuseum in Ruffenhofen sowie zahlreiche Limesanlagen ? ob nun als Ruine erhalten oder aufwendig rekonstruiert ? gew?hren Einblicke in die damalige Zeit und belegen zugleich den Austausch und Handel zwei vollkommen unterschiedlicher Kulturkreise. Der schleichende Zusammenbruch der r?mischen Ordnung stellt dabei keinen v?lligen Neubeginn dar, sondern f?hrte vielmehr zur Herausbildung eines neuen politischen und kulturellen Gebildes: des Stammesherzogtums der Bajuwaren, das die Grundlagen f?r das mittelalterliche Bayern legte. Die Vielfalt dieser ?bergangszeit zwischen Sp?tantike und Fr?hmittelalter ist noch heute in der Arch?ologie, Ortsnamen, Flurbezeichnungen und kulturellen Tradition der Bayern sp?rbar, auch wenn diese Zeit des Wandels von einer tiefgreifenden Transformation der kulturellen Identit?t zwischen den R?mern und Germanen gepr?gt war.

Mit der Ver?ffentlichung der Publikation ?Bayern zur R?merzeit: Arch?ologie und Geschichte? der Autoren Karlheinz Dietz, Thomas Fischer und Veronika Fischer ist im Friedrich Pustet Verlag ein herausragendes Werk erschienen, das auf eindrucksvolle Weise Arch?ologie und Geschichte miteinander verbindet. Das sorgf?ltig recherchierte und reichhaltig bebilderte Werk ?ffnet den Blick f?r die ?beraus komplexen kulturellen und politischen Verflechtungen zwischen dem R?mischen Reich und dem Barbaricum auf dem Gebiet des heutigen Bayern und vermittelt interessierten Leser dabei sowohl grundlegendes Wissen als auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Ob nun f?r geschichtsinteressierte Laien, Studierende oder Experten ? diese Werk bietet einen wissenschaftlich fundierten und zugleich anschaulichen Zugang zu einer faszinierenden Epoche s?ddeutscher Vergangenheit, wie man sie heute nur noch sehr selten zu Gesicht bekommt. Ein wertvoller Beitrag zur bayerischen Landesgeschichte, der die Leser weit ?ber das Ende der Lekt?re hinaus zum Nachdenken und Weiterforschen anregt.

geschrieben am 22.08.2025 | 1580 Wörter | 10087 Zeichen

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