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Die 50er Jahre – Kalter Krieg und Wirtschaftswunder


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Rezension von

Benjamin Städter

Die 50er Jahre – Kalter Krieg und Wirtschaftswunder Seit einigen Jahren wendet sich die Zeitgeschichte mit vermehrtem Interesse dem Quellentyp „Bild“ zu und versucht, diesen für die kulturhistorische Analyse fruchtbar zu machen. So erscheint es beinahe folgerichtig, dass der Heidelberger Historiker Edgar Wolfrum nach seiner viel beachteten Gesamtstudie über die Bundesrepublik Deutschland (Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006) nun eine mehrbändige Bildergeschichte der Bundesrepublik vorlegt. Solch eine visuelle Zeitgeschichte scheint längst überfällig, vergegenwärtigt man sich, dass unser historisches Bewusstsein, wie Wolfrum in seiner Einleitung treffend festhält, „in erster Linie über Bilder und Filme, und erst in zweiter Linie über Texte gebildet wird.“ (S.6) Der erste Band über die 50er Jahre steht unter der Überschrift „Kalter Krieg und Wirtschaftswunder“. Wolfrum sortiert die rund 100 Fotografien, die alle dem Archiv der Deutschen Presseagentur entstammen, in die Kapitel „Staatsgründung in Bonn“, „Die Bundesrepublik legt sich im Westen vor Anker“, „’Wirtschaftswunder’ und beginnender Wohlstand“ und „Gesellschaft, Kultur und Zeitgeist“ ein. Somit orientiert sich der Autor an der klassischen Einteilung nationaler Zeitgeschichtsschreibung: Neben der Innen- und Außenpolitik, gliedern wirtschaftliche Entwicklung und Kulturgeschichte das Material. Jedes Kapitel beginnt mit einer fünfseitigen prägnanten Einleitung. Die einzelnen Bildteile bieten dem Betrachter auf jeweils 25 Seiten bekannte aber auch weniger bekannte Pressefotografien, die vom Autor vorgestellt und in den kulturhistorischen Kontext eingebettet werden. Dabei interessiert Wolfrum weniger das einzelne Foto an sich, als vielmehr das, wofür es steht: Eine Fotografie, die Bundeskanzler Adenauer mit katholischen Würdenträger zeigt, soll etwa die Einbindung und Bedeutung des Katholizismus für die ersten Nachkriegsjahre verdeutlichen (S.28). Der millionste VW-Käfer, der im August 1955 in Wolfsburg vom Band lief (S.70), oder ein Foto des Zigarre rauchenden Wirtschaftsministers Ludwig Erhard werden als Ikone für den Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit gedeutet (S.82). Äußerst überzeugend gerät Wolfrums Auswahl an Bildern, die im Kapitel „Gesellschaft, Kultur und Zeitgeist“ gesammelt sind: Sie vermitteln ebenso einen Eindruck von der Kultur des „nachtotalitären Biedermeiers“ (S.103) – etwa das Filmplakat des Heimatfilmklassikers „Grün ist die Heide“ (S.114) – als auch vom kulturellen Modernisierungspotential einer rebellischen Jugend, zu dessen Ikonen die US-Idole James Dean (S.125), Elvis Presley (S.127), oder auch dessen deutsche Antwort Peter Krauss (S. 131) avancierten. So gelingt es Edgar Wolfrum, die großen Linien des ersten Jahrzehnts bundesrepublikanischer Geschichte visuell zu erzählen. Mit „Die 50er Jahre“ legt er ein Buch vor, das nicht nur dem (bild)geschichtlich Forschenden einen Überblick über die Bildwelt der Bundesrepublik verschafft, sondern (wenn auch zu einem etwas hoch veranschlagten Preis von knapp 30 Euro) ein breites Publikum zum Betrachten, Schmökern und Erinnern einlädt.

Seit einigen Jahren wendet sich die Zeitgeschichte mit vermehrtem Interesse dem Quellentyp „Bild“ zu und versucht, diesen für die kulturhistorische Analyse fruchtbar zu machen. So erscheint es beinahe folgerichtig, dass der Heidelberger Historiker Edgar Wolfrum nach seiner viel beachteten Gesamtstudie über die Bundesrepublik Deutschland (Die geglückte Demokratie. Geschichte der Bundesrepublik Deutschland von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2006) nun eine mehrbändige Bildergeschichte der Bundesrepublik vorlegt. Solch eine visuelle Zeitgeschichte scheint längst überfällig, vergegenwärtigt man sich, dass unser historisches Bewusstsein, wie Wolfrum in seiner Einleitung treffend festhält, „in erster Linie über Bilder und Filme, und erst in zweiter Linie über Texte gebildet wird.“ (S.6)

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Der erste Band über die 50er Jahre steht unter der Überschrift „Kalter Krieg und Wirtschaftswunder“. Wolfrum sortiert die rund 100 Fotografien, die alle dem Archiv der Deutschen Presseagentur entstammen, in die Kapitel „Staatsgründung in Bonn“, „Die Bundesrepublik legt sich im Westen vor Anker“, „’Wirtschaftswunder’ und beginnender Wohlstand“ und „Gesellschaft, Kultur und Zeitgeist“ ein. Somit orientiert sich der Autor an der klassischen Einteilung nationaler Zeitgeschichtsschreibung: Neben der Innen- und Außenpolitik, gliedern wirtschaftliche Entwicklung und Kulturgeschichte das Material.

Jedes Kapitel beginnt mit einer fünfseitigen prägnanten Einleitung. Die einzelnen Bildteile bieten dem Betrachter auf jeweils 25 Seiten bekannte aber auch weniger bekannte Pressefotografien, die vom Autor vorgestellt und in den kulturhistorischen Kontext eingebettet werden. Dabei interessiert Wolfrum weniger das einzelne Foto an sich, als vielmehr das, wofür es steht: Eine Fotografie, die Bundeskanzler Adenauer mit katholischen Würdenträger zeigt, soll etwa die Einbindung und Bedeutung des Katholizismus für die ersten Nachkriegsjahre verdeutlichen (S.28). Der millionste VW-Käfer, der im August 1955 in Wolfsburg vom Band lief (S.70), oder ein Foto des Zigarre rauchenden Wirtschaftsministers Ludwig Erhard werden als Ikone für den Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit gedeutet (S.82). Äußerst überzeugend gerät Wolfrums Auswahl an Bildern, die im Kapitel „Gesellschaft, Kultur und Zeitgeist“ gesammelt sind: Sie vermitteln ebenso einen Eindruck von der Kultur des „nachtotalitären Biedermeiers“ (S.103) – etwa das Filmplakat des Heimatfilmklassikers „Grün ist die Heide“ (S.114) – als auch vom kulturellen Modernisierungspotential einer rebellischen Jugend, zu dessen Ikonen die US-Idole James Dean (S.125), Elvis Presley (S.127), oder auch dessen deutsche Antwort Peter Krauss (S. 131) avancierten.

So gelingt es Edgar Wolfrum, die großen Linien des ersten Jahrzehnts bundesrepublikanischer Geschichte visuell zu erzählen. Mit „Die 50er Jahre“ legt er ein Buch vor, das nicht nur dem (bild)geschichtlich Forschenden einen Überblick über die Bildwelt der Bundesrepublik verschafft, sondern (wenn auch zu einem etwas hoch veranschlagten Preis von knapp 30 Euro) ein breites Publikum zum Betrachten, Schmökern und Erinnern einlädt.

geschrieben am 27.10.2007 | 417 Wörter | 2833 Zeichen

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