ISBN | 3959722893 | |
Autor | Andrei Anissimov | |
Verlag | Finanzbuch Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 352 | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Extras | - |
Neben Aktien und Anleihen nutzen Anleger in Deutschland immer öfter auch die Möglichkeiten der Finanzderivate, um an der Börse Geld zu verdienen. Viele von ihnen tun dies aus rein spekulativen GrĂŒnden, um eine zusĂ€tzliche Rendite zu erwirtschaften. Andere hingegen nutzen die Derivate zur Absicherung von Positionen, um gegenlĂ€ufige Kursbewegungen eines Basiswertes abzufedern.
Doch wer sich intensiv mit Finanzderivaten beschĂ€ftigt, stöĂt vielerorts auf geteilte Meinung: Zwar lassen sich mit ihnen auf Grund der Hebelwirkung deutlich höhere Gewinne erzielen, als mit Aktien. Mit ihnen sind aber auch sehr viel höhere Risiken verbunden, da auch kleinste KursausschlĂ€ge eines Basiswertes, einer Aktie, zum Totalausfall des eingesetzten Kapitals fĂŒhren kann. Und dennoch: Es gibt da drauĂen eine kleine Anzahl von durchaus bekannten Personen, die der Meinung sind, dass sich Anleger von dieser Form des Vermögensaufbaus nicht abschrecken lassen sollten. Hierzu zĂ€hlt etwa Jens Rabe, mit dessen Hilfe der Optionshandel in Deutschland an PopularitĂ€t gewonnen hat, Michael Sincere, der zum gleichen Thema ein umfassendes Leitwerk geschrieben hat oder aber Andrei Anissimov, der mit âDas groĂe Handbuch der Optionsstrategienâ ein Nachschlagewerk ĂŒber den Handel mit Optionen geschrieben hat, das vor allem in der Praxis ĂŒberzeugen soll.
Nach einer kurzen EinfĂŒhrung, in welcher sich Andrei Anissimov zu den BeweggrĂŒnden seiner Arbeit als Autor sowie zur Motivation, mit Optionen zu handeln, Ă€uĂert, zeigt er auf 352 Seiten, die sich in die drei Teile âOptionsgrundlagenâ, âOptionsstrategienâ und âAnwendungâ gliedern, einen breiten und lesefreundlichen Ăberblick des Optionshandels. Dabei geht er sowohl auf die Grundlagen des Optionshandels ein und vermittelt Strategien zur Umsetzung in der Praxis. Wie es sich fĂŒr ein gutes Einstiegswerk gehört, erklĂ€rt Andrei Anissimov im ersten Teil seines Werkes zunĂ€chst, was Optionen sind und welche zentralen Unterschiede es zum Handel mit Aktien gibt. In diesem Kontext erfahren die Leser, dass Optionen fĂŒr den KĂ€ufer das Recht beinhalten, nicht aber die Verpflichtung, eine bestimmte Menge vom Basiswert (Underlying) zum vereinbarten Kurs (Basispreis) wĂ€hrend eines bestimmten Zeitraums (Amerikanische Option) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (EuropĂ€ische Option) zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Der VerkĂ€ufer der Option (Stillhalter) geht hingegen eine Verpflichtung ein, das Underlying zu verkaufen (beim Call) oder zu kaufen (beim Put). Der KĂ€ufer zahlt dem VerkĂ€ufer fĂŒr dieses Recht eine OptionsprĂ€mie. Da die ErfĂŒllung des Vertrages von der AusĂŒbung der Option durch den KĂ€ufer abhĂ€ngig ist, spricht man auch von einem bedingten TermingeschĂ€ft. Bedingt deswegen, da deren AusĂŒbung nicht obligatiorisch (verbindlich) ist, sondern von der Entscheidung des Inhabers abhĂ€ngig ist. Der Inhaber einer Option hat also das Recht, die Option auszuĂŒben, muss dies jedoch nicht. Der Stillhalter eines OptionsgeschĂ€ftes hingegen ist zur Lieferung oder Abnahme des Basiswertes im AusĂŒbungsfall durch den Inhaber verpflichtet. In diesem Kontext sind somit zwei Typen von Optionen abzugrenzen: Die Kaufoption, auch Call genannt, beinhaltet das Recht, die zugrunde liegende Aktie zu kaufen. Die Verkaufsoption, auch Put genannt, das Recht, die zugrunde liegende Aktie zu verkaufen. Der Call-KĂ€ufer spekuliert auf steigende Kurse, ein Put-KĂ€ufer auf fallende Kurse. Die Terminologie besagt, dass derjenige, der eine Option kauft, eine Long-Position eingeht und derjenige, der eine Option verkauft, eine Short-Position eingeht. Demnach gibt es vier Grundpositionen im Optionshandel: Long Call: Recht, den Basis zu einem bestimmten Kurs zu erwerben // Short Call: Verpflichtung, den Basispreis zu einem bestimmten Kurs zu verkaufen // Long Put: Recht, den Basispreis zum bestimmten Kurs zu verkaufen // Short Put: Verpflichtung, den Basispreis zum bestimmten Kurs zu verkaufen.
Hier offenbart sich bereits eine SchwĂ€che des Werkes von Andrei Anissimov, da die Terminologie, also die Wahl der Begrifflichkeiten, nicht immer korrekt getroffen wird, was gerade bei denjenigen zu Verwirrung fĂŒhren kann, die sich erstmalig mit dem Optionshandel beschĂ€ftigen. Und dennoch ist der erste Teil des Buches als durchaus gelungen zu bewerten, da es einen guten Ăberblick und leicht zu verstehenden Einstieg in die Thematik ermöglicht. Nach den ersten sechs Kapitel des Buches folgt Teil zwei, in welchem unterschiedliche Optionsstrategien ausfĂŒhrlich erlĂ€utert werden. Dabei werden neben einfacheren Strategien, wie Vovered Calls und Naked Puts auch komplexere Optionsstrategien wie Credit und Debit Spreads, Iron Condors, Straddles und Strangles vorgestellt. Doch auch hier stöĂt der erfahrene Leser, also jener, der bereits ĂŒber ein entsprechendes Vorwissen zur Thematik verfĂŒgt, auf unschöne Ungenauigkeiten, die den Gesamteindruck Werkes ein wenig trĂŒben, zumal gerade die Zielgruppe der AnfĂ€nger, an die sich das Handbuch primĂ€r richten soll, solche offensichtliche Fehler nicht unbedingt zu erkennen vermag. Von daher ist auch der dritte Teil des Handbuches, in welchem die praktische Anwendung der im Handbuch vorgestellten Optionsstrategien im Vordergrund stehen soll, fĂŒr mein Empfinden zu kurz gegriffen.
Auch wenn âDas groĂe Handbuch der Optionsstrategienâ den Eindruck erweckt, in seiner Gesamtheit nicht gĂ€nzlich durchdacht zu sein scheint und ganz offensichtlich mit diversen SchwĂ€chen behaftet ist, so ermöglicht es dennoch AnfĂ€nger einen recht guten Ăberblick davon, worauf man sich einlĂ€sst, wenn man sich dem Optionshandel beschĂ€ftigen möchte.
geschrieben am 09.10.2021 | 788 Wörter | 4895 Zeichen
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