Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Sigmund Freud – Das Lesebuch


Statistiken
  • 5564 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autoren
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Lesefreund

Sigmund Freud – Das Lesebuch In ihrem Jubiläums-Band zu Freuds 150. Geburtstag stellt die Analytikerin und Freud-Lehrende Cordelia Schmidt-Hellerau eine facettenreiche Auswahl von Freuds Studien, Thesen und Gedankengängen sowie weitere analytische Betrachtungen vor. Aus dem reichhaltigen Werk des schaffensfrohen Arztes und Gelehrten gibt sie verschiedene große und kleine Schriften Freuds heraus. Nachdem sie den Leser im Vorwort über ihre Vorgehensweise bei der Auswahl und Kommentierung ihrer Ausgabe aufgeklärt hat, nimmt sie zu einigen Problemen und Schwierigkeiten bei der Beschäftigung mit der Psychoanalyse Stellung, zeigt Freuds reichhaltigen literarischen Hintergrund auf und schildert in einem kurzen Ausblick die gegenwärtige Situation der Psychoanalyse sowie deren Organisation. Den insgesamt 29 Schriften, welche Schmidt-Hellerau für ihren Band zusammengetragen hat, stellt sie jeweils eine knappe Einleitung voran, in welcher sie einerseits etwas zum zeitgenössischen Hintergrund der jeweiligen Schrift erläutert und andererseits für das Verständnis der Texte bedeutsame Begriffe sowie eventuelle Bezüge zu anderen Werken Freuds herausstellt. Zugegeben, es ist nicht immer einfach, dem breiten thematischen Spektrum der in diesem Band vorgestellten Texte zu folgen. Die chronologische Gliederung bringt es mit sich, dass beispielsweise auf die kunsttheortisch-analysierende Abhandlung 'Der Moses des Michelangelo' - eine Betrachtung zur plastischen Darstellung der berühmten biblischen Figur samt Untersuchung und Deutung Freuds zur künstlerischen Gestaltung ihrer Züge - die Schrift 'Mitteilung eines der psychoanalytischen Theorie widersprechenden Falles von Paranoia' folgt, bei der es um die Frage geht, ob eine Paranoia, die nach Freuds bisheriger Ansicht immer die Abwehr einer homosexuellen Liebesempfindung darstellt, nicht auch durch eine gegengeschlechtliche Liebesregung ausgelöst werden kann. Es ist ein schwieriger Balance-Akt, den Schmidt-Hellerau zu meistern hat, nämlich zwischen der Skylla einer zu ausführlichen Erläuterung der jeweiligen Einzelschrift – welche sich schnell und gern zu einer Kommentierung auswächst – und der Charybdis einer thematisch zu eng begrenzten Lese-Ausgabe hindurchzumanövrieren. Und so kommt es, dass Vergesslichkeit auf Hysterie, Zwangshandlungen auf Träume und ein Fall von Paranoia auf Betrachtungen zur bildenden Kunst folgen. Dieses thematische Spannungsverhältnis ist jedoch zugleich ein besonders interessantes Moment an dieser Ausgabe. Wem es gelingt, sich einzulesen, der versteht bald, dass es für Freud keinen Widerspruch darstellt, Untersuchungen in verschiedenen und voneinander scheinbar weit entfernten Gegenstandsbereichen anzustellen. Im Gegenteil, bei seinem entstehenden Konzept der Psychoanalyse ist Freud voller Begeisterung, wenn es ihm gelingt, Anschauungen zu vermeintlich Entlegenem oder Geheimnisvollem zu entwickeln, die sich aufgrund seiner Beobachtungen und Theorien in Vertrautes umwandeln lassen. Dies gilt besonders für solche Bereiche, die zu Freuds Zeiten von der wissenschaftlichen Betrachtung und Theoriebildung bislang eher vernachlässigt worden waren - wie beispielsweise die menschliche Sexualität. In den von Schmidt-Hellerau vorgestellten Schriften wird deutlich, wie Freud sich nach und nach an diesen störanfälligen Bereich des Zwischenmenschlichen herantastet, um ihm schließlich zu neuer Geltung sowie bewussterer Berücksichtigung im Leben des - mitunter stark am Sexuellen leidenden - Kultur-Menschen zu verhelfen. Wie sich jedoch ebenfalls zeigt, war Freuds forschender Blick nicht einseitig auf diesen Bereich fixiert, sondern stets darauf erpicht, das große Ganze des Menschseins zu untersuchen und verstehend zu durchdringen. Seine Überlegungen zu Themen wie Tod, Krieg oder etwa zu den Grundzügen des menschlichen Wesens selbst zeugen von dem weiten Horizont, welchen Freud zu überschauen vermochte. Cordelia Schmidt-Hellerau hat mit ihrer Jubiläums-Ausgabe insgesamt einen Band vorgelegt, der den Leser vor die Herausforderung des 'ganzen' Freud stellt und zugleich in den einzelnen Beispielen überschaubar bleibt. Die thematische Vielschichtigkeit Freuds sowie seine Fähigkeit zur Vertiefung ins jeweilige Detail werden dabei von der Herausgeberin sorgfältig zu einer leserfreundlichen Synthese vereinigt.

In ihrem Jubiläums-Band zu Freuds 150. Geburtstag stellt die Analytikerin und Freud-Lehrende Cordelia Schmidt-Hellerau eine facettenreiche Auswahl von Freuds Studien, Thesen und Gedankengängen sowie weitere analytische Betrachtungen vor.

Aus dem reichhaltigen Werk des schaffensfrohen Arztes und Gelehrten gibt sie verschiedene große und kleine Schriften Freuds heraus. Nachdem sie den Leser im Vorwort über ihre Vorgehensweise bei der Auswahl und Kommentierung ihrer Ausgabe aufgeklärt hat, nimmt sie zu einigen Problemen und Schwierigkeiten bei der Beschäftigung mit der Psychoanalyse Stellung, zeigt Freuds reichhaltigen literarischen Hintergrund auf und schildert in einem kurzen Ausblick die gegenwärtige Situation der Psychoanalyse sowie deren Organisation.

Den insgesamt 29 Schriften, welche Schmidt-Hellerau für ihren Band zusammengetragen hat, stellt sie jeweils eine knappe Einleitung voran, in welcher sie einerseits etwas zum zeitgenössischen Hintergrund der jeweiligen Schrift erläutert und andererseits für das Verständnis der Texte bedeutsame Begriffe sowie eventuelle Bezüge zu anderen Werken Freuds herausstellt.

Zugegeben, es ist nicht immer einfach, dem breiten thematischen Spektrum der in diesem Band vorgestellten Texte zu folgen. Die chronologische Gliederung bringt es mit sich, dass beispielsweise auf die kunsttheortisch-analysierende Abhandlung 'Der Moses des Michelangelo' - eine Betrachtung zur plastischen Darstellung der berühmten biblischen Figur samt Untersuchung und Deutung Freuds zur künstlerischen Gestaltung ihrer Züge - die Schrift 'Mitteilung eines der psychoanalytischen Theorie widersprechenden Falles von Paranoia' folgt, bei der es um die Frage geht, ob eine Paranoia, die nach Freuds bisheriger Ansicht immer die Abwehr einer homosexuellen Liebesempfindung darstellt, nicht auch durch eine gegengeschlechtliche Liebesregung ausgelöst werden kann.

Es ist ein schwieriger Balance-Akt, den Schmidt-Hellerau zu meistern hat, nämlich zwischen der Skylla einer zu ausführlichen Erläuterung der jeweiligen Einzelschrift – welche sich schnell und gern zu einer Kommentierung auswächst – und der Charybdis einer thematisch zu eng begrenzten Lese-Ausgabe hindurchzumanövrieren.

Und so kommt es, dass Vergesslichkeit auf Hysterie, Zwangshandlungen auf Träume und ein Fall von Paranoia auf Betrachtungen zur bildenden Kunst folgen. Dieses thematische Spannungsverhältnis ist jedoch zugleich ein besonders interessantes Moment an dieser Ausgabe.

Wem es gelingt, sich einzulesen, der versteht bald, dass es für Freud keinen Widerspruch darstellt, Untersuchungen in verschiedenen und voneinander scheinbar weit entfernten Gegenstandsbereichen anzustellen. Im Gegenteil, bei seinem entstehenden Konzept der Psychoanalyse ist Freud voller Begeisterung, wenn es ihm gelingt, Anschauungen zu vermeintlich Entlegenem oder Geheimnisvollem zu entwickeln, die sich aufgrund seiner Beobachtungen und Theorien in Vertrautes umwandeln lassen.

Dies gilt besonders für solche Bereiche, die zu Freuds Zeiten von der wissenschaftlichen Betrachtung und Theoriebildung bislang eher vernachlässigt worden waren - wie beispielsweise die menschliche Sexualität.

In den von Schmidt-Hellerau vorgestellten Schriften wird deutlich, wie Freud sich nach und nach an diesen störanfälligen Bereich des Zwischenmenschlichen herantastet, um ihm schließlich zu neuer Geltung sowie bewussterer Berücksichtigung im Leben des - mitunter stark am Sexuellen leidenden - Kultur-Menschen zu verhelfen.

Wie sich jedoch ebenfalls zeigt, war Freuds forschender Blick nicht einseitig auf diesen Bereich fixiert, sondern stets darauf erpicht, das große Ganze des Menschseins zu untersuchen und verstehend zu durchdringen. Seine Überlegungen zu Themen wie Tod, Krieg oder etwa zu den Grundzügen des menschlichen Wesens selbst zeugen von dem weiten Horizont, welchen Freud zu überschauen vermochte.

Cordelia Schmidt-Hellerau hat mit ihrer Jubiläums-Ausgabe insgesamt einen Band vorgelegt, der den Leser vor die Herausforderung des 'ganzen' Freud stellt und zugleich in den einzelnen Beispielen überschaubar bleibt. Die thematische Vielschichtigkeit Freuds sowie seine Fähigkeit zur Vertiefung ins jeweilige Detail werden dabei von der Herausgeberin sorgfältig zu einer leserfreundlichen Synthese vereinigt.

geschrieben am 21.06.2007 | 553 Wörter | 3735 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen