ISBN | 0141025182 | |
Autor | Jonathan Safran Foer | |
Verlag | Penguin Books | |
Sprache | englisch | |
Seiten | 368 | |
Erscheinungsjahr | 2006 | |
Extras | - |
In Foers zweitem Roman treffen wir auf Oskar Schell – Erfinder, Tambourinspieler, Schauspieler, Juwelier, Pazifist; frankophil, naiv, neun Jahre alt. Als sein Vater am 11. September im World Trade Center stirbt, verändert sich sein Leben. Später findet Oskar durch Zufall einen Schlüssel, den sein Vater anscheinend in einer blauen Vase versteckte. Auf der Suche nach dem passenden Schloß treibt es Oskar durch ganz New York, wo er auf die unterschiedlichsten Menschen trifft.
Gleichzeitig wird die Geschichte seiner Großeltern anhand von Briefen erzählt, die sie einst an ihren Sohn und ihren Enkel schrieben. Die Umstände ihrer Flucht von Dresden nach New York, ihr Wiedersehen in dieser fremden Stadt und ihre ungewöhnlichen Ehe bekommen Klarheit. Insgesamt wird der Roman von drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Was beide Geschichten schließlich verbindet sind der Umgang mit großen Tragödien und dem Gefühl, daß etwas Unwiederbringliches verloren ist. Oskars geheimnisvoller Schlüssel verschafft ihm Zugang zu den Geschichten aller Menschen, denen er begegnet.
Extremely Loud and Incredibly Close ist einer der ersten Romane, die den 11. September behandeln. Foer beschreibt, wie Vorstellungskraft die Wunden, die ein Unglück hinterläßt, heilen kann. Dies wird besonders an Oskars ständig neuen Erfindungen deutlich, die stets nur in seinem Kopf entstehen. Auch seine Suche nach dem passenden Schloß ist ein Beispiel dafür, wie sehr der Mensch sich eine Antwort erhofft und ständig auf der Suche nach ihr ist, weil sie Heilung verspricht.
Was dieses Buch von vielen abhebt, ist nicht nur die Thematik, sondern die Form: Fotos, die Oskar selbst macht oder im Internet findet durchsetzen das Schriftbild. Über einige Seiten hinweg wird die Schrift immer enger bis die Sätze unlesbar übereinander verlaufen. Visitenkarten werden abgedruckt sowie Briefe, die Oskar von Stephen Hawking und anderen bekannten Menschen erhält. Schießlich endet der Roman mit einem wunderbaren Daumenkino vom 11. September. Diese Bilder sind verflochten mit den einzelnen Abschnitten der Handlung und habe möglicherweise einen direkteren Einfluß auf die Leser als der text allein.
Wer Foers ersten Roman Everything is Illuminated mag, wird auch sein Zweitwerk mögen. Beide sind sich stilistisch ähnlich und behandeln ebenfalls die gleiche Thematik. Andere Rezensenten haben Ähnlichkeiten zwischen Oskar und der autistischen Hauptfigur in Mark Haddons Roman Supergute Tage festgestellt, was viele von Oskars Eigenheiten erklären würde. Aber Extremely Loud and Incredibly Close ist ein einzigartiger Roman, der die Leser nicht unberührt lassen wird und daher uneingeschränkt empfehlenswert.
geschrieben am 03.09.2007 | 388 Wörter | 2324 Zeichen
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