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Kooperation, Kollaboration, Konkurrenz: Deutsches und französisches Fernsehen bis 1963


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Rezension von

Nicolai Hannig

Kooperation, Kollaboration, Konkurrenz: Deutsches und französisches Fernsehen bis 1963 Sucht der medienhistorisch unerfahrene Leser ein Buch ĂŒber die Geschichte des Fernsehens, so erwartet er doch meist Untersuchungen, die mit dem Boom des neuen Bildschirmmediums zu Beginn der 1960er Jahre einsetzen. Michael Rothers Werk ĂŒber die Geschichte des deutschen und französischen Fernsehen, das bereits 1998 als Habilitationsschrift an der UniversitĂ€t-Gesamthochschule Siegen angenommen wurde, endet jedoch genau zu der Zeit, in der sich das Fernsehen als neues Massenmedium etablierte, nĂ€mlich 1963. Dass die VorlĂ€ufer des audiovisuellen Leitmediums nicht weniger spannungsreichen Stoff fĂŒr ihre rundfunkhistorische Erforschung bereithalten, fĂŒhrt Rother dem Leser eindrucksvoll vor Augen. Rothers Zugriff auf die frĂŒhe Fernsehgeschichte ist fest im Kontext der transnationalen Geschichtsschreibung verhaftet. Außerordentlich erfreulich ist dabei des Autors Interpretation dieser nationale Grenzen auflösenden Geschichtsschreibung. Denn der Mannheimer Germanist und Romanist erforscht nicht einfach die deutschen und französischen UmstĂ€nde getrennt voneinander, um dann abschließend Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Vielmehr versucht er die engmaschigen Verflechtungen zwischen den beiden Fernsehnationen und ihren Rundfunkpionieren aufzuzeigen und wechselseitige Transferprozesse in den Blick zu nehmen. Programmgeschichtliche Perspektiven spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle und tauchen nur auf, sofern sie zeitgenössische rundfunkinterne Diskussionen erhellen. Die Entwicklungen in den 1930er Jahren standen fest im Zeichen der jeweiligen Regierungs- und industriellen Vorherrschaft ĂŒber das Fernsehen und dem damit weitgehend verbundenen „Wettlauf der Nationen“. Transnationale Beziehungen blieben dabei in den Jahren bis 1944 auf Bereiche der industriellen Forschung und Entwicklung beschrĂ€nkt, die immerhin in einem gemeinsamen Sendebetrieb gipfelten, dem „Fernsehsender Paris“, einem „sowohl technisch wie publizistisch funktionierenden deutsch-französischen System auf Besatzungsbasis“ (S. 313). Mit dem Ende der deutschen Besatzung in Frankreich endeten jedoch vorlĂ€ufig auch die publizistischen und technischen Verbindungen beider Fernsehsysteme. In Frankreich entwickelte sich ein eher zentralistisches, staatsnahes, in Deutschland ein staatsfernes, öffentlich-rechtliches Fernsehen, das sich weitgehend an amerikanische Techniken anlehnte. Die damit verbundene Etablierung zweier unterschiedlicher technischer Fernsehnormen trennte zudem den französischen Raum vom Rest Europas ab. Rother gelingt es jedoch zu zeigen, dass beispielsweise durch Normenwandler, die als Schnittstellen zwischen den beiden KommunikationsrĂ€umen fungierten, schon in der Nachkriegszeit der Grundstein fĂŒr spĂ€tere medieninterne AnnĂ€herungen gelegt wurde, die ĂŒberwiegend parallel zur politischen Entwicklung verliefen. Ein kleines Manko der insgesamt klar gegliederten und aufwendig recherchierten Studie bleibt allein die teilweise Überfrachtung mit systemtheoretischen PrĂ€missen und kommunikationstheoretischen Raumkonzepten, die dem Autor mitunter den Blick auf die Quellenanalyse und -kritik verstellen. GeschmĂ€lert wird der Wert dieser Fernsehgeschichte als deutsch-französische Verflechtungsgeschichte dadurch jedoch keineswegs.

Sucht der medienhistorisch unerfahrene Leser ein Buch ĂŒber die Geschichte des Fernsehens, so erwartet er doch meist Untersuchungen, die mit dem Boom des neuen Bildschirmmediums zu Beginn der 1960er Jahre einsetzen. Michael Rothers Werk ĂŒber die Geschichte des deutschen und französischen Fernsehen, das bereits 1998 als Habilitationsschrift an der UniversitĂ€t-Gesamthochschule Siegen angenommen wurde, endet jedoch genau zu der Zeit, in der sich das Fernsehen als neues Massenmedium etablierte, nĂ€mlich 1963. Dass die VorlĂ€ufer des audiovisuellen Leitmediums nicht weniger spannungsreichen Stoff fĂŒr ihre rundfunkhistorische Erforschung bereithalten, fĂŒhrt Rother dem Leser eindrucksvoll vor Augen.

Rothers Zugriff auf die frĂŒhe Fernsehgeschichte ist fest im Kontext der transnationalen Geschichtsschreibung verhaftet. Außerordentlich erfreulich ist dabei des Autors Interpretation dieser nationale Grenzen auflösenden Geschichtsschreibung. Denn der Mannheimer Germanist und Romanist erforscht nicht einfach die deutschen und französischen UmstĂ€nde getrennt voneinander, um dann abschließend Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Vielmehr versucht er die engmaschigen Verflechtungen zwischen den beiden Fernsehnationen und ihren Rundfunkpionieren aufzuzeigen und wechselseitige Transferprozesse in den Blick zu nehmen. Programmgeschichtliche Perspektiven spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle und tauchen nur auf, sofern sie zeitgenössische rundfunkinterne Diskussionen erhellen.

Die Entwicklungen in den 1930er Jahren standen fest im Zeichen der jeweiligen Regierungs- und industriellen Vorherrschaft ĂŒber das Fernsehen und dem damit weitgehend verbundenen „Wettlauf der Nationen“. Transnationale Beziehungen blieben dabei in den Jahren bis 1944 auf Bereiche der industriellen Forschung und Entwicklung beschrĂ€nkt, die immerhin in einem gemeinsamen Sendebetrieb gipfelten, dem „Fernsehsender Paris“, einem „sowohl technisch wie publizistisch funktionierenden deutsch-französischen System auf Besatzungsbasis“ (S. 313). Mit dem Ende der deutschen Besatzung in Frankreich endeten jedoch vorlĂ€ufig auch die publizistischen und technischen Verbindungen beider Fernsehsysteme. In Frankreich entwickelte sich ein eher zentralistisches, staatsnahes, in Deutschland ein staatsfernes, öffentlich-rechtliches Fernsehen, das sich weitgehend an amerikanische Techniken anlehnte. Die damit verbundene Etablierung zweier unterschiedlicher technischer Fernsehnormen trennte zudem den französischen Raum vom Rest Europas ab. Rother gelingt es jedoch zu zeigen, dass beispielsweise durch Normenwandler, die als Schnittstellen zwischen den beiden KommunikationsrĂ€umen fungierten, schon in der Nachkriegszeit der Grundstein fĂŒr spĂ€tere medieninterne AnnĂ€herungen gelegt wurde, die ĂŒberwiegend parallel zur politischen Entwicklung verliefen.

Ein kleines Manko der insgesamt klar gegliederten und aufwendig recherchierten Studie bleibt allein die teilweise Überfrachtung mit systemtheoretischen PrĂ€missen und kommunikationstheoretischen Raumkonzepten, die dem Autor mitunter den Blick auf die Quellenanalyse und -kritik verstellen. GeschmĂ€lert wird der Wert dieser Fernsehgeschichte als deutsch-französische Verflechtungsgeschichte dadurch jedoch keineswegs.

geschrieben am 08.11.2008 | 387 Wörter | 2908 Zeichen

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