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Kulturwissenschaften: Konzepte, Theorien, Autoren


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Rezension von

Hiram Kümper

Kulturwissenschaften: Konzepte, Theorien, Autoren Die Kulturwissenschaften boomen in Deutschland. Nicht nur im öffentlichen Bewusstsein und an den UniversitĂ€ten, wo immer neue einschlĂ€gig etikettierte StudiengĂ€nge und Institute entstehen, sondern auch und vor allem auf dem Buchmarkt. EinfĂŒhrungen und Studienhilfen sprießen in den letzten Jahren geradezu und auch an umfassend angelegten SammelbĂ€nden, die sich um Querschnittsbildung bemĂŒhen, mangelt es nicht. Einer davon ist hier zu besprechen; der ĂŒberwiegende Teil der BeitrĂ€ge geht auf eine Ringvorlesung an der UniversitĂ€t LĂŒneburg zurĂŒck. Die versammelten BeitrĂ€ge sind von höchst unterschiedlichem Anspruch, unterschiedlicher Dichte und entziehen sich ziemlich konsequent der Systematisierung in einzelne Sektionen oder Themenbereiche. Ambitionierte theoretische VorstĂ¶ĂŸe stehen neben eher ĂŒberblicksartig angelegten Forschungsreferaten und explizit standpunktgebundenen PlĂ€doyers. Das wird den Band besonders enttĂ€uschend machen fĂŒr ein Publikum mit dem dezidierten „Willen zum (Überblicks-)Wissen“, das der suggestive Titel durchaus anzulocken angetan sein dĂŒrfte. Zwar finden sich gerade in der zweiten HĂ€lfte des Buches eine Reihe aufschlussreicher Arbeiten zu einzelnen herausragenden Denkern und ihrem Stellenwert fĂŒr die modernen Kulturwissenschaften, beispielsweise zu Cassirer, Deleuze und Warburg. Auch diese BeitrĂ€ge aber setzen eine gehörige Portion an Vorkenntnissen voraus, um ihren Wert fĂŒr den Leser zu entfalten. Dann allerdings lassen sich viele Inspirationen aus diesem Band ziehen. Besonders bedenkenswert scheinen dem Rezensenten beispielsweise die AusfĂŒhrung Hartmut Böhmes zu „Aufgaben und Perspektiven der Kulturwissenschaft“ (S. 35-52), der nachdrĂŒcklich vor allzu ausgreifenden Ausweitungen der europĂ€ischen Kulturgeschichtsschreibung in komparatistische Dimensionen und dem damit einhergehenden Erkenntnisoptimismus warnt, vielmehr fĂŒr eine kulturwissenschaftliche Transformationsforschung in Erweiterung der Ă€lteren Rezeptionsgeschichtsschreibung als Auseinandersetzung mit sowohl dem antiken wie auch dem jĂŒdisch-christlichen Erbe Europas wirbt. Von ganz anderer Seite geht dann beispielsweise Friedrich Jaegers lesenswerter Beitrag zur historischen Kulturwissenschaft (S. 143-168) eher traditionell – wenn man fĂŒr eine so junge Wissenschaft schon von TraditionalitĂ€t sprechen kann – und sichtend an das Thema heran. Was dem Band fehlt, ist ein grundlegendes Konzept oder doch ein Set von Ausgangsfragen. Das ist sicher auch den Eigendynamiken seiner Entstehung geschuldet. Die kurzen Abstracts, die Mitherausgeberin Iris DĂ€rmann ihrem „Statt einer Einleitung“ vorangestellten „PlĂ€doyer fĂŒr eine Ethnologisierung der Kulturwissenschaft(en)“ (S. 7-33) beifĂŒgt, erlauben immerhin eine verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig rasche Orientierung zu den fĂŒr den jeweiligen Leser und fĂŒr das jeweilige Leseinteresse einschlĂ€gigen BeitrĂ€gen. Zugleich ist diese Einleitung symptomatisch fĂŒr den Gesamteindruck des Bandes: Er ist im Grunde ein einziges großes PlĂ€doyer mit vielen, durchaus nicht immer harmonischen Einzelstimmen. Fraglos mit stimmgeĂŒbten SĂ€ngern und interessanten Melodien, aber letztlich: ein Quodlibet.

Die Kulturwissenschaften boomen in Deutschland. Nicht nur im öffentlichen Bewusstsein und an den UniversitĂ€ten, wo immer neue einschlĂ€gig etikettierte StudiengĂ€nge und Institute entstehen, sondern auch und vor allem auf dem Buchmarkt. EinfĂŒhrungen und Studienhilfen sprießen in den letzten Jahren geradezu und auch an umfassend angelegten SammelbĂ€nden, die sich um Querschnittsbildung bemĂŒhen, mangelt es nicht. Einer davon ist hier zu besprechen; der ĂŒberwiegende Teil der BeitrĂ€ge geht auf eine Ringvorlesung an der UniversitĂ€t LĂŒneburg zurĂŒck.

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Die versammelten BeitrĂ€ge sind von höchst unterschiedlichem Anspruch, unterschiedlicher Dichte und entziehen sich ziemlich konsequent der Systematisierung in einzelne Sektionen oder Themenbereiche. Ambitionierte theoretische VorstĂ¶ĂŸe stehen neben eher ĂŒberblicksartig angelegten Forschungsreferaten und explizit standpunktgebundenen PlĂ€doyers. Das wird den Band besonders enttĂ€uschend machen fĂŒr ein Publikum mit dem dezidierten „Willen zum (Überblicks-)Wissen“, das der suggestive Titel durchaus anzulocken angetan sein dĂŒrfte. Zwar finden sich gerade in der zweiten HĂ€lfte des Buches eine Reihe aufschlussreicher Arbeiten zu einzelnen herausragenden Denkern und ihrem Stellenwert fĂŒr die modernen Kulturwissenschaften, beispielsweise zu Cassirer, Deleuze und Warburg. Auch diese BeitrĂ€ge aber setzen eine gehörige Portion an Vorkenntnissen voraus, um ihren Wert fĂŒr den Leser zu entfalten.

Dann allerdings lassen sich viele Inspirationen aus diesem Band ziehen. Besonders bedenkenswert scheinen dem Rezensenten beispielsweise die AusfĂŒhrung Hartmut Böhmes zu „Aufgaben und Perspektiven der Kulturwissenschaft“ (S. 35-52), der nachdrĂŒcklich vor allzu ausgreifenden Ausweitungen der europĂ€ischen Kulturgeschichtsschreibung in komparatistische Dimensionen und dem damit einhergehenden Erkenntnisoptimismus warnt, vielmehr fĂŒr eine kulturwissenschaftliche Transformationsforschung in Erweiterung der Ă€lteren Rezeptionsgeschichtsschreibung als Auseinandersetzung mit sowohl dem antiken wie auch dem jĂŒdisch-christlichen Erbe Europas wirbt. Von ganz anderer Seite geht dann beispielsweise Friedrich Jaegers lesenswerter Beitrag zur historischen Kulturwissenschaft (S. 143-168) eher traditionell – wenn man fĂŒr eine so junge Wissenschaft schon von TraditionalitĂ€t sprechen kann – und sichtend an das Thema heran.

Was dem Band fehlt, ist ein grundlegendes Konzept oder doch ein Set von Ausgangsfragen. Das ist sicher auch den Eigendynamiken seiner Entstehung geschuldet. Die kurzen Abstracts, die Mitherausgeberin Iris DĂ€rmann ihrem „Statt einer Einleitung“ vorangestellten „PlĂ€doyer fĂŒr eine Ethnologisierung der Kulturwissenschaft(en)“ (S. 7-33) beifĂŒgt, erlauben immerhin eine verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig rasche Orientierung zu den fĂŒr den jeweiligen Leser und fĂŒr das jeweilige Leseinteresse einschlĂ€gigen BeitrĂ€gen. Zugleich ist diese Einleitung symptomatisch fĂŒr den Gesamteindruck des Bandes: Er ist im Grunde ein einziges großes PlĂ€doyer mit vielen, durchaus nicht immer harmonischen Einzelstimmen. Fraglos mit stimmgeĂŒbten SĂ€ngern und interessanten Melodien, aber letztlich: ein Quodlibet.

geschrieben am 03.12.2008 | 390 Wörter | 2811 Zeichen

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